Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Elefantenſchildkröten. Griechiſche Schildkröte. 589

aus dem Fette ein ſchönes, helles Öl bereitet. Wenn ein Mann eine Schildkröte fängt, {ligt er ihr nahe am Schwanze die Haut auf, um zu ſehen, ob ſie unter dem Rückenpanzer eine die Lage von Spe> beſißt. Jſt dies niht der Fall, ſo wird das Tier wieder in Freiheit geſeßt, foll ſih auc bald von jener Quälerei erholen. Um ſich ſeiner zu verſichern, iſt es niht genug, es auf den Nü>ken zu werfen, da es ſeine aufrechte Stellung leiht wiedergewinnen kann. Die eben ausgekrohenen Fungen werden in großer Anzahl die Beute eines buſſardartigen Raubvogels. Die Alten ſcheinen gemeiniglih zufällig zu ſterben oder, wenn ſie an Abhängen hinunterfallen, zu Grunde zu gehen. Wenigſtens erzählten mir die Einwohner, daß ſie, es ſei denn aus ſolchen Urſachen, niemals eine tote gefunden hätten.“

Verſchiedene Seeleute verſierten Porter, von ihnen gefangene und in den Schiffsraum geſtaute Elefantenſchildkröten ohne jegliches Futter 18 Monate lang erhalten und nah Ablauf dieſer Zeit beim Schlachten gefunden zu haben, daß ſie weder gelitten no< an Feiſtigkeit verloren hätten. Sie ertrugen noch ganz andere Mißhandlungen ohne Schaden. Die Elefantenſchildkröte, die unſerem Zeihner zur Vorlage diente - hatte, bevor ſie nach Verlin gelangte, bereits mehrere Jahre in Gefangenſchaft gelebt und zuleßt als — Hackkloß gedient. Entrüſtet über wiederholtes Entweichen hatten die Diener ihres Beſibers, denen die Aufgabe zufiel, das nah Freiheit ſtrebende Tier immer wieder einzufangen, ſie zuleßt gwiſchen eingeſ<hlagenen Pfählen eingekerkert und ihren Rüenpanzer in der angegebenen Weiſe beim Holzſpalten benußt. Dank der Leichtigkeit, mit welcher die rieſigen Tiere länger währende Seereiſen überſtanden, brahte man ſie oft auh nach Europa, und man ſah ſie daher noh vor etwa 25 Fahren nict allzu ſelten in Tiergärten und Schaubuden. Fh ſelbſt habe mehrere gepflegt und andere beobachtet. Zhr Unterhalt verurſachte keinerlei Schwierigkeiten, ihre Wartung niht mehr als die anderer Landſchildkröten überhaupt. Zm Winter hielt man ſie in wohlgeheizten Räumen und ernährte ſie mit Pflanzenſtoffen aller Art; im Sommer ſete man ſie auf Graspläze, legte ihnen für alle Fälle eine genügende Menge von Kraut und Kartoffeln vor und geſtattete ihnen überdies nach eignem Belieben zu weiden. Dies thaten ſie, indem ſie große, dide Grasbüſche abbiſſen. oder ausriſſen, ſie hierauf fauend zu Ballen formten und ſ<hließli<, oft erſihtlih würgend, verſchlangen. Jh bin in Zweifel geblieben, ob ſie ihren Pfleger anderen Leuten vorzogen oder nicht: zuweilen ſchien es mir, als wäre erſteres der Fall; zuweilen wiederum benahmen ſie ſih ihm gegenüber ebenſo wie gegen jeden Fremden. Doch gewöhnten ſie ſi< wenigſtens an den Verkehr mit Menſen, legten ihr Ziſchen und ihre Schre>haftigkeit ab ließen, auh ohne dur< Stocſchläge angetrieben zu werden, jemand auf ſich aufſißen und trugen den Reiter gleichgültig, aber freilih auh überaus langſam davon. Heutzutage ſieht man nur no< in den reiſten Tiergärten eine Schildkröte dieſer Art, und binnen wenigen Jahren wird auch dies unmöglih ſein, falls niht die wenigen, no< in Europa lebenden Gefangenen, dank ihrer Langlebigkeit, das unvermeidliche Schickſal ihrer Artgenoſſen überdauern. Nach A. Günther wog das 80jährige Männchen der Elefantenſchildkröte im Tiergarten von London 435 kg. Die vermutlich leßten Stücke der Abingdonſchen Rieſenſchildkröte (Testudo abingdoni) find im Jahre 1875 auf den Galapagos gefangen worden. Jm Fahre 1888 machte der nordamerikaniſche Kriegsdampfer „Albatroß“ den Galapagos-Fnſeln einen Beſuch, und J. M. Dow konnte berichten, daß einige der großen Landſchildkröten- Arten no< in Menge gefunden worden ſeien. Jn einer Bemerkung aus dem Jahre 1889 hält G. Baur zwei von den ſehs Elefantenſchildkröten der Galapagos für bereits ausgerottet. Drei Arten davon beſißt der Tiergarten in Waſhington lebend (1891).

Als Vertreter der zwei in Europa vorkommenden Arten dieſer Gattung wird gewöhnlih die Griehiſhe Schildkröte (Testudo graeca und hermanni, Peltastes graecus.