Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Griechiſche Schildkröte: Verbreitung. Leben8weiſe. Nahrung. 591

Sardinien und Sicilien ſowie endlih auf den Balearen gefunden. Laut Schreiber ſoll dieſe Schildkröte namentlih von Kloſterleuten vor verhältnismäßig ziemlih langer Zeit häufig in vielen Gegenden als Haustier eingeführt worden und dann verwildert ſein. Sie bewohnt dürre und geſtrüppreihe Gegenden, einzelne in ſehr großer Menge, iſt insbeſondere in Süditalien, Griechenland und bei Mehadia, am Fuße des Domoglet, ſehr häufig und hier auh beſonders groß.

Die Wärme liebt ſie ungemein und ſett ſih deshalb ſtundenlang mit höchſtem Behagen den Strahlen der Mittagsſonne aus: Duméril fand ſie in Sicilien, wo ſie übexall gemein iſt, zu beiden Seiten der Straßen liegen, von der Sonne derartig durchglüht, daß er niht im ſtande war, ſeine Hand auf den Panzer zu legen. Gegen den Winter hin vergräbt ſie ſi<h tief in die Erde und verſchläft hier die kühle Fahreszeit, Anfang April wieder zum Vorſchein kommend.

Jhre Nahrung beſteht aus verſchiedenen Kräutern und Früchten; nebenbei verzehrt ſie Schne>en, Würmer und Kerbtiere, wird deshalb auch oft in ihrer Heimat in den Gärten gehalten, um hier dem Ungeziefer Einhalt zu thun, was aber damit endigt daß ſie die ſchönſten und ſaftigſten Pflanzen abmäht oder niederdrü>kt. Abweichend von einer in Griechenland lebenden Verwandten (Testudo marginata) die ſih, nah Erbers Erfahrungen, ſireng an Pflanzenſtoffe hält, zeigt ſie ſich durchaus niht wähleriſh in ihren Speiſen. „Was mir die Eßluſt nah Schildkrötenſuppe gründlih verleidet hat“ ſchreibt mir Erber, „war die Beobachtung, daß ſie mit Vorliebe Menſchenkot frißt. J<h fand oft größere Geſellſhaſten von ihr, die ſi< wegen dieſes ekelhaften Gerichtes verſammelt hatten.“ Die Gefangenen nehmen Obſt, Salat, in Milch oder Waſſer geweichtes Weißbrot, Mehl® und Regenwürmer ſowie rohes Fleiſch zu ſi, halten ſi bei ſolhem Futter vortrefflich, falls man ſie vor den Einwirkungen der Kälte ſhütt, und dauern mehrere Menſchenalter in der Gefangenſchaft aus: ſo berichtet Tſchudi von einer, die auf einem Landgute in der Nähe von Adorf im Kanton Uri gegen 100 Jahre gelebt haben ſoll. „Eine Landſchildkröte“, erzählt White, „die einer meiner Freunde über 40 Jahre in einem umſchloſſenen Raume hielt, und die dann in meinen Beſiß gekommen iſt, vergräbt ſich jährlih Mitte November und kommt Mitte April wieder an das Tageslicht. Bei ihrem Erſcheinen im Frühjahre zeigt ſie wenig Freßluſt, ſpäter, im Hochſommer, frißt ſie ſehr viel, gegen den Herbſt hin wiederum wenig und, bevor ſie ſih eingräbt, mehrere Wochen gar nihts mehr. Milchige Pflanzen ſind ihre Lieblingsſpeiſe. Wenn ſie im Herbſte ihre Höhle gräbt, fraßt ſie äußerſt langſam und bedächtig mit den Vorderbeinen die Erde [os und zurü> und ſchiebt ſie dann mit den Hinterbeinen no< weiter weg. Vor Regengüſſen fürchtet ſie ſih: bei naſſer Witterung bleibt ſie auh den ganzen Tag über verborgen. Bei gutem Wetter geht ſie im Hochſommer gegen 4 Uhr nachmittags zur Nuhe, und am nächſten Morgen kommt ſie erſt ziemlih ſpät wieder hervor. Bei ſehr großer Hive ſucht ſie zuweilen den Schatten auf; gewöhnlich aber labt ſie ſi< mit Behagen an der Sonnenwärme.“ Reichenbach beobachtete, daß die Gefangenen dieſer Art / die er im Pflanzengarten zu Dresden hielt, weit umherwanderten, ſtets aber dieſelbe Bahn einhielten und ſi<, wenn es kühler wurde oder die Sonne nicht ſchien, immer wieder unter einer beſtimmten breitblätterigen Pflanze wiederfanden. Jm Herbſte gruben ſie ſi< ein, im Früßjahre erſchienen ſie, als die Korbblüter ausgetrieben hatten, um ih von deren Blättern zu nähren.

Auf Sardinien, woſelbſt die Winter zwar gelinde, aber doh immer noh rauh genug ſind, um die Schildkröten zu nötigen, in der Erde Zuflucht zu ſuchen, graben ſie ſi, laut Cetti, im November ein und kommen im Februar wieder zum Vorſchein. Fn den erſten Frühlingstagen exfolgt die Paarung, bei welcher Gelegenheit man oft deutliche