Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Griechiſche Schildkröte. Mauriſche Schildkröte. Horsfield\he Schildkröte. 593

Auch die Horsfield\che Schildkröte (Testudo horsfieldi, Homopus burnesi, Testudinella und Homopus horsfieldi) iſt eine der Griechiſchen noch ſehr nahe ſtehende Art, aber leiht von ihr und der Mauriſhen Schildkröte dadurh zu unterſcheiden, daß Hand und Fuß nur vier Krallen tragen. Jhr 20 em langer Panzer iſ oben braun oder olivenfarbig, einfarbig oder ſhwarz gefle>; der Bauchpanzer zeigt entweder große ſhwarze Fle>ken oder iſt ganz [{<warz.

Dieſe Schildkröte iſt ein Bewohner Mittelaſiens und verbreitet ſich von den Kirgiſenſteppen und den aralo-faſpiſhen Sandwüſten an bis nah Afghaniſtan.

Alfred Walter hat ſie in großer Menge im ganzen transkaſpiſchen Gebiete verbreitet gefunden, ſowohl in der Sandwüſte als in der dürren Lehmſteppe, in den Oaſen und ſelbſt im Gebirge, hier freili< die Thäler der Waſſerläufe bevorzugend. „Die erſten Stücke konnten ſhon am 24. Februar im Sande beobachtet werden; 2 Tage ſpäter waren die Tiere überall zu finden, anfangs bloß die fleineren Männchen, erſt ſpäter die großen Weibchen. Der Höhepunkt der Begattungszeit fiel in die lezte März- und die erſte Aprilwoche, wonach die Weibchen ſi< zur Eiablage in die Erde wühlten. Die Männchen kämpfen zu dritt und viert heftig um jedes Weibchen, indem ſie ſi< fauchend mit ziemliG hörbarem Geräuſch gegenſeitig drängen und ſtoßen. Mit Beginn der heißeſten Zeit von Mitte Mai ab verſ<winden dieſe Schildkröten allmählich in ihren Erdhöhlen, bis im Juni keine mehr zu finden iſt. Jm Gebirge bleiben ſie etwas länger wach als in der Ebene, und ſie waren am 23.—25. Mai im Kopet-dagh noh re<t häufig.“

O. Boettger, der das Gefangenleben dieſer Art geſchildert hat, bemerkt daß das Männchen ſi< überdies vom Weibchen durh den etwas flaher gewölbten Rückenpanzer und das Vorhandenſein nur eines einzigen größeren Schenkelhö>ers je links und rechts neben dem Schwanze unterſcheide, während das Weibchen von ſolchen Hö>kern 3—5 beſive, die diht gedrängt in einer kleinen Gruppe zuſammenſtehen.

„Die Horsfieldſche Schildkröte ſcheint mir“, ſagt unſer Gewährsmann, „namentlich bei warmem Wetter weit lebhafter zu ſein als die Griechiſche und die Mauriſche Landſchildkröte. Nichtsdeſtoweniger liebt ſie es, mit dem Bauchpanzer im Kühlen zu ſißen, und mehr als einmal traf ih ſie morgens behagli< in ihrem flachen Trinkgeſchirr oder an einer beſonders feuchten Stelle ihres Behälters liegend. Sie iſ ein vollkommenes Tagtier, das erſt ſpät morgens aus ſeinem Traumzuſtande erwacht und ebenſo ſchon vor Sonnenuntergang die Augen ſ<ließt und in Shlaf verfällt, aus dem ſie ſih dann erſt nah ziemlicher Zeit erwe>en läßt. Beim Gehen wird der mit einem Hornſtachel bewehrte Schwanz ſeitlich untergeſhlagen getragen. Fhre Bewegungen ſind bei heißem Wetter kräftig und verhältnismäßig raſ<, ihre Unruhe iſt groß, und monatelang ſcheint ihr einziges Beſtreben zu ſein, ſi aus dem ſie immerhin beengenden Gefängnis, einem großen, rehte>igen Drahtſturze, der halb eine Raſendee, halb einen mit grobem Kieſe belegten Weg det, zu befreien. Nux bei feuhtem Wetter hat ſie mit ihren Grabeverſuchen Glü> und kann dann im Laufe von 1—2 Tagen ein Loch unter der ſeitlihen Bretterlage ihres Drahiſturzes ausſcarren, das ihr das Entfommen aus ihrem Gefängnis ermöglicht. Die übrigen Tiere machen ſi< die Öffnung alsbald gleichfalls zu nuße. Einmal entkommen, trifft man ſie aber, wenn niht in einer der gemauerten Een der Umgebung, wo ſie ſih vergebens abmühen, die Wände einzurennen, ſo doch faſt ſicher unter einer Gruppe Rhabarberpflanzen, deren große Vlätter ihnen zur De>ung zugleich wie zur Nahrung beſonders annehmlich zu ſein ſcheinen.

„Auf den Rüden gelegt, vermag ſie ſih auf ebenem Kiesboden niht aufzurichten; hat ſie aber ſeitlih einen feſten Stützpunkt für eins ihrer Beine gefunden, ſo fällt ihr das ‘Drehen vermittelſt des Kopfes und eines Teiles der Veine niht allzu \{wer.

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. YI]. 38