Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Suppenſchildkröte: Verbreitung. Shwimmweiſe. Nahrung. = 597

ſind, ſieht man manhmal förmliche Herden von ihnen, wie ſie überhaupt ſehr geſellig zu ſein ſcheinen. „Da ſie“, ſagt. de Lacépède, „an den Küſten, die ſie beſuchen, ſtets hin: längli< Nahrung finden, ſo ſtreiten ſie miteinander niemals um das Futter, das ſie in Überfluß haben; da ſie außerdem, wie alle Kriehtiere, Monate, ſelbſt Jahr und Tag faſten können, ſo herrſcht ein. ewiger Friede unter ihnen. Sie ſuchen einander niht, aber ſie finden ſi<h ohne Mühe zuſammen und bleiben ohne Zwang bei einander. Sie verſammeln ſi< niht in kriegeriſche Haufen, um ſich einer ſ{<wer zu erlangenden Beute leichter zu bemächtigen, ſondern einerlei Trieb führt ſie an den nämlihen Ort, und einerlei Leben8art hält ihre Herden in Ordnung. An ihren Gewohnheiten halten ſie ebenſo feſt, wie ihr Schild hart iſt. Sie leiden mehr, als ſie handeln, und ihre Begierden find nie ſehr heftig. Sie ſind vorſichtig, niht aber mutig, verteidigen ſich ſelten thätig, ſondern ſuchen jederzeit ſoviel und ſo raſ<h wie mögli< in Sicherheit zu gelangen, ſtrengen au< alle Kräfte an, um dieſes Ziel zu erreihen.“ Jh glaube, daß man mit dieſer Schilderung einverſtanden fein kann, mit anderen Worten, daß ſie im großen Ganzen naturgemäß iſt. Geſelligkeit und Friedfertigkeit ſind hervorragende Eigenſchaften vieler Schildkröten, der Seeſchildkröten aber ganz beſonders.

Abweichend von der verwandten Biſſa, die ein zünftiges Raubtier iſt, frißt die Suppenſchildkröte Seepflanzen, .insbeſondere Tange, und verrät ſih da, wo ſie häufig iſt, durch die von ihr abgebiſſenen Teile dieſer Pflanzen, die auf der Oberfläche des Meeres umherſ<hwimmen. So gibt, übereinſtimmend mit faſt allen Berichterſtattern, au<h Holbrook an und fügt, Audubons Mitteilungen wiederholend, hinzu, daß ſie die zarteſten Teile einer Seepflanze (Zostera marina), die geradezu Schildkrötengras genannt werde, allen übrigen Meergewächſen vorziehe. Auch die Gefangenen ſoll man, wie er bemerkt, aus\<ließli< mit Pflanzenſtoffen und zwar mit Portulak füttern. Knight erzählt, daß ſie ſehr häufig in den Strandſeen angetroffen werde, die an der Küſte von Florida zahlrei ſind, und ſih von dem daſelbſt wachſenden Seegraſe nähre. Haben ſie ſich ſatt gefreſſen, dann rollen ſie große Maſſen von Seegraſe, das ſie mit ihren ſcharfrandigen Hornkiefern abgebiſſen haben, zuſammen und kitten es mit dem Thonſchlamme, auf welchem es wächſt, in Ballen feſt, die oft Kopfgröße haben. Tritt die Flut ein, dann werden dieſe Ballen mit dem wachſenden Waſſer fortgeführt, und die Tiere folgen ihnen, um \i< davon auch ſpäter no< zu nähren. Wenn die Fiſcher ſolhe Ballen in den Strandſeen finden, dann wiſſen ſie au<, daß Schildkröten da ſind; ſogleih werden die Neße geworfen und ihrer viele gefangen.

ZU gewiſſen Zeiten verlaſſen die weiblihen Suppenſchildkröten das hohe Meer und ſteuern beſtimmten, altgewohnten Pläßen zu, um auf ihnen ihre Eier abzulegen. Sie erwählen hierzu ſandige Stellen des Strandes unbewohnter Jnſeln oder vom menſ<li<en Getriebe entfernte Küſtenſtreen und ſuchen denſelben Legeplaß, wenn nicht zeit ihres Lebens, ſo doh während eines gewiſſen Abſchnittes ihres Daſeins immer wieder auf, auh wenn ſie Hunderte von Seemeilen dur<hwandern müßten. Die Männchen folgen, laut Dampier, ihren Weibchen auf dieſer Reiſe, gehen aber, wenn dieſe legen, niht mit ihnen ans Land, ſondern bleiben, in der Nähe verweilend, im Meere zurück. Vorher hatten ſich beide Geſchlechter begattet, welches Geſchäft nach Catesby mehr als 14 Tage in Anſpruch nehmen ſoll. Villemont ſagt, daß das Männchen während der Begattung auf dem Nücen des Weibchens ſige und gleichſam reite, und dieſe Beobachtung dürfte der Wahrheit entſprehen. Beide, insbeſondere aber die Männchen, ſollen, ſolange die Paarung währt, ihre ſonſtige Scheu vollſtändig vergeſſen. „Jh habe“, verſichert Dampier, „Männchen während der Begattung gefangen. Sie ſind dann gar niht ſcheu und leiht zu erlangen. Das Weibchen wollte beim Anblicke des Bootes entfliehen, aber das