Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

682 Erſte Ordnung: Froſchlurche; dritte Familie: Baumſteiger.

iſt rüſſelförmig vorgezogen, die Atemröhre auf der re<ten Körperſeite näher dem Schwanzgrunde als dem Schnauzenende gelegen. Der Schwanz des 4—4, cm langen Tierchens hat oben und unten einen breiten Hautſaum. Über die Lebensweiſe dieſer Larve iſt no< nichts bekannt.

Eine dritte Art, der Eiertragende Ruderfroſh (Rhacophorus reticulatus, Polypedates reticulatus) von Ceylon, iſt vor allem dur die Art ſeiner Fürſorge für die Eier merkwürdig. Seine Finger haben nur die Andeutung einer Shwimmhaut, während das Trommelfell nur halb ſo groß iſt wie das Auge. Mitten auf der Zunge befindet ſich eine ſpite, kegelförmige Warze, und die Naſenlöcher ſtehen ſehr nahe der Shnauzenſpiße. Auf dem braunen Nü>en finden fih kleine dunklere Fle>en; ein Querband zwiſchen den Augen, ein Netwerk auf Weichen und Hinterba>en und Querbänder auf den Schenkeln ſind ebenfalls dunkler, dunkelbraun gefärbt; die Kehle zeigt ſi< braun gefle>. Das 6 cm lange Weibchen trägt nah A. Günther ſeine 20 hanfkorngroßen Eier, die feſt aneinander hängen, angeheftet am Vauhe. Nach ihrem Ausſchlüpfen hinterlaſſen ſie zellige Hohlräume in der Bauchhaut des Muttertieres.

Eine dritte Familie der Starrbruſtſröſche umfaßt dieBaumſteiger(Dendrobatidae), die ſih vor den Waſſerfröſhen dadur<h auszeihnen, daß ihnen die Oberkiefer- und Pflugſharzähne fehlen, vor den Engmäulern, daß die Querfortſäße ihres Kreuzbeines nicht verbreitert ſind. Den hierher gehörigen Fröſhchen fehlen die Shwimmhäute gänzlich, ſie haben größere oder kleinere Saugſcheiben an den Spißen der Finger und Zehen und leben vermutlich teils wie die Hylen auf Bäumen, teils auf Krautpflanzen und im Graſe. Man kennt je eine Gattung aus Madagaskar und dem tropiſchen Amerika mit zuſammen 10 Arten, die ſih niht bloß dur< die Pracht ihrer oft metalliſch glänzenden Färbung und Zeichnung und durch die hohe Giftigkeit ihrer Hautausſhwizung, ſondern auh dur< die Fürſorge ür ihre Jungen auszeicnen. '

Zux Gattung der Baumſteiger (Dendrobates) zählen wir Froſcharten, die ſich durch eine verlängerte, hinten freie und hier ganzrandige, niht eingeterbte Zunge auszeihnen. Jhr Mund iſt gänzlih zahnlos, der Augenſtern quer eirund, das Trommelfell mehr oder minder deutlich entwi>elt, die knöchernen Endglieder der Finger und Zehen haben T-förmige Geſtalt. Die ſieben bekannten Arten bewohnen Mittelamerika und die nördlichen, tropiſchen Teile von Südamerika.

Die bekannteſte und häufigſte Art dieſer Familie und Gattung iſt der Gemalte Baumſteiger (Dendrobates tinctorius und histrionicus, Calamita, Rana und Hyla tinctoria, Hylaplesia aurata und tinctoria, Phyllobates auratus und chocoensÌs) ein auffallend gefärbtes Tierchen von nur 3—83,5 cm Körperlänge. Sein Kopf iſt pyramidenförmig, die Schnauze vorn abgeſtußt, die Stirn zwiſchen den Augen kaum eingetieft, und die ſeitlih geſtellten Augen ragen nux wenig vor. Der ſ{<lanke Rumpf iſt oben wie unten mit glatter Haut überzogen, Ohrdrüſen fehlen, und die ſhmächtigen Beine ſind verhältnismäßig kurz. Der innerſte, erſte Finger iſt immer kürzer als der zweite; die Haftſcheiben der Finger ſind größer als die der Zehen, vorn abgeſtußt, von dreie>iger Geſtalt. Das Männchen zeichnet ſih dur< einen Schallſa> aus, der an der Kehle liegt. Kaum irgend ein anderer Froſch zeigt in Bezug auf Färbung und Zeichnung größere Mannigfaltigkeit