Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

684 Erſte Drdnung: Froſchlurch.e; vierte Familie: Engmäuler.,

Fundorte zuſammenlebenden Stücke in der Färbung meiſt ganz miteinander übereinſtimmen, in der Zeihnung aber wenigſtens niht allzu ſtark voneinander abweichen.

Dieſer im ganzen tropiſchen Amerika verbreitete Froſch iſt in den Vereinigten Staaten von Columbia wie in Venezuela, in Ecuador wie in Guayana zu Hauſe und auch in ganz Nordbraſilien bis etwa zum 5. Grad ſüdlicher Breite eine überaus häufige Erſcheinung. Seinem Leibesbaue nach iſt er kein eigentlicher Baumfroſch, da die Haſtſcheiben ſeiner Hinterfüße offenbar zu klein ſind, um dem Tiere Halt und ſichere Anheftung an ſenkrechten Flächen zu geſtatten. Natterer fand ihn ſtets nur im Walde am Boden, meiſt auf oder zwiſchen dürrem Laube. Die giftige Hautausſ<hwißung dieſes und mehrerer anderer Baumſteiger wird von den Eingeborenen Südamerikas zu einem äußerſt wirkſamen Pfeilgifſte verwendet.

BVemerken8wert iſt die Fürſorge aller Arten von Bagumſteigern für ihre Jungen.

Vom Dreiſtreifigen Baumſteiger (Dendrobates trivittatus), einem Froſche Guayanas, der aber au< im tropiſhen Peru und Braſilien vorkommt, berichtet C. B. Klunzinger, daß er beim Austro>nen der Lachen ſeine Larven auf dem Rücken von einem Gewäſſer zum anderen trage. A. Kappler hat dieſen Froſch in Surinam beobachtet und gefunden, daß er ſeine Quappen aufſu<ht und nah anderen Pfüßen bringt. Zu dieſem Zwecke ſet ſih der Froſh ins Waſſer, und ſeine Larven ſaugen ſi< ſo an ihn an, daß er oft mit einem Gürtel von 12—18 etwa 6—7 mm langer Quappen beſeßt ſein ſoll, die er auf dieſe Weiſe fortträgt. J. Natterer erbeutete den Froſch an feuchten, zerriſſenen, dem Einſturz nahen Uferwänden größerer Flüſſe und an Waſſergräben auf Steinen, aber auch in Wäldern auf Unterholz und Stauden. Das Männchen beſißt eine laute, pfeifende Stimme. Auch H. S. Smith fand einen dem Dreiſtreifigen Baumſteiger nahe verwandten Froſ< (Dendrobates braccatus), der ſeine Larven vermittelſt einer eigentümlichen Flüſſigkeit angeklebt auf dem Rücken trug. Die Art lebt nach dieſem Gewährsmanne in Braſilien auf kleinen Wieſenſtre>en, die anſcheinend kein andauernd ſtehendes Waſſer führen; das Geſchleht des die Larven tragenden Tieres iſt leider noh unaufgetlärt.

Auch über die Familie der Engmäuler (Engystomatidae) wollen wir kurz berichten. Sie umfaßt alle Starrbruſtfröſche mit fehlenden Oberkieferzähnen, deren Querfortſäße des Kreuzbeinwirbels verbreitert ſind. Alle Arten der Lebensweiſe, mit Ausnahme der Kletterfertigkeit kommen bei den Engmäulern vor; man kennt im Waſſer, auf der Erde und grabende, für gewöhnlih unter dem Boden lebende Formen. Sie wohnen in Afrika und Madagaskar, in Oſtindien, Südchina, Papuaſien und Amerika, und von den 22 befannten Gattungen finden ſi< 6 in Amerika, 3 in Afrika, 2 in Madagaskar, 3 in Papuaſien, 1 auf den Sunda-Fnſeln, 6 in Judien und Barma, und 1 iſt den Sunda-Fnſeln und Afrika gemeinſam. Manche der Arten haben haftſcheibenförmige Verbreiterungen an den Finger- und Zehenſpizen und ſind doh keine Baumfröſche. Ein Teil der Engmäuler führt, wie bereits erwähnt, eine grabende Lebensweiſe, und zu dieſem Zwecke haben ſie kräftige Grabwerkzeuge in Geſtalt horniger, ſhaufelförmiger Mittelfußhödker an den muskelſtarken, ſtämmigen Grabbeinen; eine Gattung (Hemisus) gräbt ſogar mit den Händen. Bei den grabenden Arten iſt der Mund durhweg außerordentlih eng, und häufig tritt zu dieſer Eigentümlichkeit no< ein kleiner Kopf, eine ſpiße Shnauze und ein plumper, ſa>artiger Leib, in dem die Gliedmaßen bis zum Ellbogen und Knie in die allgemeine Körperhaut eingebettet zu ſein ſcheinen. Alle dieſe leßtgenannten Formen ſind Ameiſenfreſſer,