Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Hornfroſh. Buchſtabenfroſh. S<hmuc>hornfro\<h. 691

verläuft, iſt orangengelb, hier und da grünlich gezeihnet; mehrere Fle>en und Streifen an den Kopfſeiten und an den Schultern ſehen rotbraun, Bänder, welche die Fle>en vom Mittelſtreifen trennen, ſhwarzbraun aus; die Leibesſeiten ſind auf graubraunem Grunde mit grünlihſhwarzen, blaß graurötlih eingefaßten Fle>en, die grünlichen Schienbeine mit lebhaft grasgrünen Querbinden gezeichnet; der in der Mitte gelblihweiße, an den Seiten gelbe Bauch trägt rotbraune Fle>ken und Punkte. Das größere und ſ{hönere Weibchen zeigt auf dunkel graubraunem Grunde einen breiten, glänzend grünen Rüenſtreifen, der vom Auge ab jederſeits einen gleihfarbigen Seitenſtreifen ausſendet, dabei aber das Auge hellgrün einfaßt; auf den Backen ſtehen rundliche Fle>en von grüner Färbung; von der Nafe zum Auge verläuft ein {warzbrauner Streifen, der von der Grundfarbe durch eine feine, weiße Linie getrennt wird; die Vordergliedmaßen ſind mit zwei grünen und zwei rotbraunen Querbinden und einer an der äußeren Seite des Armes herablaufenden weißen Längslinie gezeichnet, die Schenkel kaſtanienbraun, die Schienbeine auf grünem Grunde zweimal braun gebändert. Der Kopf iſt ſehr ſtark in die Höhe gezogen, verknöchert, das obere Augenlid hornartig verlängert, der Rü>ken nicht mit einem Knochenſchilde ausgerüſtet, das Trommelfell deutlich ſihtbar. Dieſer Froſch bietet uns eine der täuſchendſten Ähnlichkeiten mit ſeiner Umgebung. Faſt vergraben in ſeinem Erdloche, ragt von ihm nur der ſeltſame, große Kopf hervor, der aufs genaueſte in Form und Färbung mit ſeiner Umgebung übereinſtimmt. Jn dieſer Stellung wartet der Hornfroſh, bis Beute herankommt.

Der Buchſtabenfroſ< (Ceratophrys boiei und granosa, Stombus boiei), den unſere Abbildung (S. 690) darſtellt, unterſcheidet ſih von ihm hauptſählih dur<h weniger vergrößerten, niht verknöcherten Kopf, eine deutliche Querleiſte zwiſchen den Augen, das verſte>te Trommelfell, die lihtere Färbung des Geſichtes und eine abweichende Anordnung der Warzenreihen, ähnelt der Ftannia ſonſt jedo<h in allen weſentlihen Stücken. Er jheint auf das mittlere tropiſhe Braſilien beſhränkt zu ſein.

Nach unſerer jeßigen Kenntnis verbreitet ſich die Jtannia über Guayana, namentlich Surinam, und den ganzen nördlichen Teil Braſiliens; nah Azara kommt ſie auh in Paraguay vor. „Jn den inneren Waldungen des Sertongs von Bahia“ ſagt der Prinz von Wied, „habe ih den Buchſtabenfroſch ſelbſt beobachtet. Er hält ſi in dunkeln, feuchten Urwäldern, beſonders an ſumpfigen Stellen auf und hüpft überall umher, ſelbſt in den tro>œenen Catingawäldern. Fn den inneren großen Waldungen, an der Straße, die man längs des Fluſſes Flheos na< Barra da Vareda im Sertong gebahnt hatte, bemerkte man bei trodener und heißer Witterung nicht einen einzigen dieſer Fröſche; ſobald aber ein ſchwacher Gewitterregen fiel, ſahen wir ſogleih junge Tiere dieſer Art überall in Menge umherhüpfen. Erwachſen hat er einen ſo ungeheuern Nachen, daß er, wie man verſichert, ein junges Huhn verſchlingen kann; Mäuſe, Fröſche, Schne>en und andere kleine Tiere {rißt er in Menge. Am Mucuri vernahmen wir in der Stille des Abends in den großen Urwaldungen häufig ſeine laute Stimme, die krächzend und eintönig iſt.“ Auch gegen dieſes \<óne Tier wender ſich der Abſcheu der Braſilier wie gegen alle Kröten; die Ftannia ſoll dagegen, wie Dupons erwähnt, in Guayana von den Ureinwohnern verehrt oder doch häufig in Gefangenſchaft gehalten werden oder gehalten worden ſein. Die guten Leute bewahrten, falls die Geſchichte wahr iſt, dieſen Froſh und andere Kröten unter Töpfen als Wetterpropheten oder, richtiger, Wettermacher, verlangten von ihnen Regen oder gutes Wetter und peitſhten ſie, wenn ſie ihren Willen niht exfüllten.

Eine dritte Art, die wir hier im Bilde (S. 692) vorführen können, iſt der Shmu>hornfroſ< (Ceratophrys ornata, Uperodon ornatus, Trigonophrys rugiceps), 44*