Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Dritte Ordnung. Die Blindwühlen (Apoda).

„Wenn e3 je Lurche verdienen, zur Ordnung erhoben zu werden“, ſagt J. Wagler, „ſo ſind es ganz gewiß die Blindwühlen. Obgleich nah ihrem Äußeren Shlangen oder richtiger Wühlen, deuten doc ihre inneren Einrichtungen auf die Natur der Fröſche. Sie ſind, was ihren allgemeinen Körperbau betrifft, den Doppelſchleichen ſehr ähnlih, unterſcheiden ſi aber von ihnen ſogleih dadurch, daß ihr Leib nat iſt, daß ſie nahezu keinen Shwanz haben und ihr runder After faſt am Ende des Körpers ſteht, der einer allenthalben gleih di>en, an beiden Enden ſtumpfen Walze gleicht; cr hat mehr oder weniger gedrängt ſtehende, ringförmige Eindrücke oder iſt durchaus eben und glatt und, ſolange das Tier lebt, von einem klebrigen Saſte bede>t.

„Alle Blindwühlen haben gleichartige, hohle, an der Jnnenſeite der Kiefer angeheftete, ſtarke, kegelförmige, mit ihrer Spibe etwas zurücgeneigte Zähne und eine mit ihrer ganzen Unterſeite am Grunde der Mundhöhle angeheſtete, mithin niht ausſtre>bare Zunge. Zähne finden ſi< au< am Gaumen vor, und zwar ſtehen ſie hier in Geſtalt eines Hufeiſens wie bei einzelnen Fiſhmol<hen. Was das Bein der Zunge betrifft, ſo iſt dieſes dadur< höchſt merkwürdig, daß es aus drei Bogenpaaren beſteht, die auf Kiemen in ihrem Keimlingsleben und auf eine Umwandlung ſ<hließen laſſen. Die äußeren Naſenlöcher ſtehen auf den Seiten oder an der Spige des Kopfes, und die inneren gehen am Gaumen aus. Die Augen fehlen entweder gänzlih oder werden von der Haut des Kopfes ſo bede>t, daß ſie zum Sehen durhaus unbrauchbar ſind. Vor ihnen bemerkt man immer ein kleines Loch, in dem ein aus- und einziehbarer, mit einem eignen Nerven verſehener Taſter liegt. Die Ohren liegen, wie beim Salamander, unter der Haut verborgen, haben kein Trommelfell und beſtehen wie bei jenem bloß aus einem fleinen Knorpelplätt<hen, das auf dem eirunden Fenſter liegt.

„Nichts iſt ſonderbarer gebildet als der Schädel ſelbſt, indem die Oberkieferbeine die Augengegend und die Schläfenbeine die Schläfenhöhle ſo bede>en, daß die Kopfſeite wie eine aus einem einzigen Stücke beſtehende ſchildſörmige Knochenmaſſe erſcheint. Die Augen liegen, wofern ſie vorhanden ſind, in einer am oberen Rande der Oberkieferbeine befindlichen länglichen, punktförmigen Vertiefung. Das Trommelbein iſt zwiſchen die anderen Knochen des Schädels eingeſchoben, und die Unterkieferäſte verbinden ſih vorn an ihrer Spiße durch Knorpel. Der Gelenkkopf am Hinterhaupte iſt längs ſeiner Mitte in zwei Teile geteilt, ganz wie bei den Fröſchen.

„Die Rücenwirbel bewegen ſih niht mittels Kugelgelenken in- und aufeinander, ſondern ſind an beiden Enden eingetieſt und ſtehen miteinander dur<h eine zwiſchen je zwei Wirbeln eingeſchobene Knorpelplatte in Verbindung. Die Rippen ſind Anfänge; Bruſtbein, Be>en und Glieder fehlen gänzlih. Von den Lungen iſ nur eine vorhanden.“