Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Allgemeines. Ringelwühle. Wurmwühſke. 799

dex Grube münden zwei von Fr. Leydig zuerſt aufgefundene Kanäle, die nah R. Wiedersheim im Zuſammenhange mit der benachbarten Fühlerdrüſe ſtehen ſollen. Wohin und wie ſi aber dieſe merkwürdige, große, das Auge zum Teil umfaſſende Drüſe, die allenfalls eine Giftdrüſe ſein könnte, ergießt, konnte Greeff niht nahweiſen. Fnsbeſondere fand er feinen Ausführungsgang in die Fühlergrube, wie ihn Wiedersheim geſehen haben wollte. Nach allen Beobachtungen kommt Greeff demnah zu dem Schluſſe, daß beim lebenden Tiere die ſtark angeſhwellte und vorgetriebene Fühlerſpize ſih rings an die Wände der Fühlergrube anlege und auf dieſe Weiſe wie ein Pfropfen die beiden Mündungen der Drüſe decelartig verſchließe, bis dur< kräftigen Muskelzug der Fühler in ſeinen Schlauch und hinter die Drüſenöffnungen zurü>ſ{hnelle, die Mündungen der Drüſe dadurh plöglih frei würden und ſo dem zurü>gehaltenen Flüſſigkeitsſtrome der Fühlerdrüſe ungehinderten, vielleicht ſprißenden Ausfluß geſtatteten, der möglicherweiſe noh verſtärkt werde dur< den Dru> des ſi< zurücziehenden Fühlers gegen die Drüſe und ihre Kanäle. Auffallend iſt ſodann, daß die äußeren Körperabſchnitte, die Hautringel, nah Zahl und Lage genau mit den inneren Abſchnitten, den Wirbeln, übereinſtimmen. Greeff fand auh Keimlinge im Mutterleibe, deren Kopf als kolbenförmiger Vorderteil und als die diſte Stelle des ganzen Körpers von dieſem abgeſeßt war, und deren hinterer Numpfteil in ziemliher Ausdehnung von den Seiten her zuſammengedrü>t erſchien und als Ruderſhwanz ausgebildet war. Dagegen war an dieſen jungen Tieren keine Spur von Kiemen mehr zu erfennen. Ex konnte ſomit nachweiſen, daß die Verwandlung der Atmungswerkzeuge bei dieſer Art wenigſtens ſchon frühzeitig innerhalb des mütterlichen Körpers ſtattfinden muß.

Daß es auch eierlegende Arten mit einer von der eben geſchilderten weſentli<h abweichenden Verwandlung innerhalb der Ordnung gibt, werden wir ſogleih bei Betrahhtung der Ceylaniſhen Blindwühle erfahren.

Die Blindwühlen finden ſi<h in den Gleicherländern Amerikas Afrikas und Aſiens, fehlen aber Auſtralien und Madagaskar. Sie graben im Boden, führen eine unterirdiſche Lebensweiſe nah Art der Regenwürmer und erſchweren deshalb die Beobachtung in hohem Grade. Viele leben in den Neſtern von Ameiſen, von denen ſie ſi<h nähren. Jhre Bewegungen ſind ein langſames Kriechen oder ein ſ{<hlängelndes Shwimmen. Die Nahrung beſteht aus Gewürm und anderem Kleingetier. Man unterſcheidet hauptſählih danach, ob in der Haut Rundſhüppchen eingefügt ſind oder niht, na<h der Ausbildung der Augen und nah der Form und Stellung des Fühlers 14 Gattungen mit etwa 37 Arten.

Die Merkmale der Ordnung ſind auch die der einzigen Familie (Caeciliidae), aus welcher jene beſteht, und die Unterſchiede zwiſchen den einzelnen Gattungen gering. Bei den Ringelwühlen (Siphono ps) finden ſi< keine Schuppen in der Haut, die Augen ſind deutlih erkennbar, und der Fühler ſteht dem Auge näher als dem Naſenloche, bei den Wurmmwühlen (Caecilia) zeigen ſi<h Rundſhüppchen in der Körperhaut, die Augen ſind weniger deutlih, und der Fühler ſteht gerade unter dem Naſenloche in einer hufeiſenförmigen Grube; außerdem zeihnen ſi<h die hierher gehörigen Arten oft durch ſehr geſtre>ten Leibesbau aus.

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Zur erſteren Gattung gehört die Ningelwühle (Siphonops annulatus, Caecilia annulata und interrupta) aus Guayana, Nordbraſilien, Ecuador und Peru, ein 39 cm langer Lurch, deſſen Haut 85—95 Ringelfurchen zeigt, von ſ{hwärzlicher Färbung, aber weißlih in der Tiefe der Furchen iſt, zur leßteren die Wurmwühle (Caecilia gracilis und