Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

9 Ein Bli> auf das Leben der Geſamtheit.

man denn auch gewiſſe Fiſche als Bruſt- und Kehlfloſſer unterſchieden hat. Die unpaaren Floſſen erheben ſi< auf der Mittellinie des Leibes als Nücenfloſſe, Schwanzfloſſe und Afterfloſſe. Erſtere kann zwei- und dreifach, leßtere mindeſtens doppelt auftreten, da gerade im Vorhandenſein, in der Stellung, Geſtalt Bildung und Ausdehnung der unpaaren Floſſen die größte Mannigfaltigkeit herrſcht. Die Strahlen ſelbſt, niht minder verſchieden als die Floſſen, ſind bei einigen Fiſchen knorpelig, ungegliedert, weih und biegſam, bei anderen ſtahlig, knochig, gegliedert, hart und ſpröde, zerteilt, zerfaſert 2c. Alle gelenkten auf beſonderen Gerippeſtü>en die in der Mittelebene des Leibes zwiſchen den großen Muskelmaſſen ſte>en.

Die Bekleidung der Fiſche beſteht aus Schuppen, Schienen, Schilden und Platten der verſchiedenartigſten Geſtalt. Dieſe merkwürdigen Gebilde ſind in regelmäßigen und geraden, längs, quer oder ſchief vom Rücken zum Bauche verlaufenden Reihen geordnet, bede>en ſi oft teilweiſe wie Dachziegel, ſtoßen aber auh nicht ſelten mit ihren Rändern aneinander oder trennen ſi voneinander, laſſen einzelne Stellen unbede>t, werden ver- | ſ<windend klein und fehlen auch gänzlich. Hinſichtlih der Form und Zuſammenſezung unterſcheidet man Rund-, Kamm-, Bürſten-, Shmelz- und Plattenſhuppen. Erſtere, die gewöhnlichſten, zeigen auf ihrer Oberfläche eine große Anzahl ineinander verlaufender Linien, die mehr oder minder vollſtändige Kreiſe um einen in der Mitte nah hinten liegenden Punkt bilden, und laſſen neben dieſen ſtrahlige Streifen erkennen; die Kammſchuppen unterſcheiden ſi< von ihnen dadur<, daß der hintere Rand gezähnelt iſt, während die Vürſtenſhuppen auf der Oberfläche beſtachelt ſind. Die Schmelzſhuppen ſind did, hart und haben deutlich ausgebildete Knochenkörperchen, über denen eine Schicht dUr<ſihtigen Schmelzes liegt. Die eigentümlichen Schuppen der Haie und Rochen, die der Haut dieſer Fiſche das bezeihnende gekörnte und raſpelartige Ausſehen geben, nennt man gewöhnlih Plattenſchuppen; ſie entſtehen, gleih den Zähnen, dur Verknöherung kleiner Lederhautzäpfchen, auf deren Spige die Oberhaut eine Shmelzlage abſcheidet. Die Haut beſteht aus einer feſten Lederſchiht und einer meiſt an der Außenfläche in zähen Schleim anfgelöſten Oberhautſchicht. Die Farbſtoffe liegen teils in jener, teils zwiſchen ihr und der Oberhautſchicht; die Silberfarbe wird dur einen Überzug von kleinen Kryſtallen hervorgebracht, die ſih auf der inneren Fläche der Schuppen ablagern.

Über die Färbung läßt ſi< im allgemeinen jo viel ſagen, daß ſie an Pracht, Schönheit, Vielſeitigkeit und Wechſel kaum von der anderer Tiere übertroffen werden ftann. Aller Glanz der Edelſteine und Metalle, alle Farben des Regenbogens ſcheinen auf den Fiſchen widergeſpiegelt zu ſein. Und zu der Pracht der Färbung geſellt ſich die Shönheit und Mannigfaltigkeit der Zeichnung, bei niht wenigen auh no< das Vermögen des Wechſels der Farbe, wie es Kriechtiere und Lurche kaum in demſelben Grade beſißen. Dieſer Farbenwechſel, der zum Teil dur< innere Lebenszuſtände, zum Teil dur< äußere Einflüſſe veranlaßt werden kann, wird erzeugt durch ſogenannte Farbſtoffträger, Zellen, die ſowohl in den oberflählichen wie in den tieferen Schichten der Haut eingebettet liegen, ſehr feinkörnige Farbſtoffe enthalten und zu alledem noch oft in hohem Grade die Fähigkeit der Zuſammenziehung beſigzen.

Das Lanzettfiſhchen lehrt uns die niedrigſte Stufe der Gerippebildung kennen. Bei ihm findet ſi< nur ein Achſenſtrang, eine Nükenſaite von knorpeliger Beſchaffenheit, die ſih von einem Ende des Körpers zum anderen in gerader Linie erſtre>t, vorn und hinten zugeſpibt endet und von einer Scheide umgeben iſt, die ſih nah oben zu einer häutigen Hülle fortſeßt und jeglicher feſten Bildung entbehrt. Ein wirklicher Schädel fehlt, da die Nü>kenſaite bis an das äußerſte Ende der Körperſpiße reiht und ihre Scheide nirgends eine ſeitlihe Ausbreitung oder das Nervenrohr eine bedeutendere Erweiterung zeigt. Bei