Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Fortpflanzung. Fangweiſen. Schweins hai. 445

und biß ebenfalls an. Fhn lebend aufs De> zu bringen, wagte man niht, ſondern ſ{hoß ihm, während er zwiſchen Himmel und Erde ſ{<hwebte, erſt zwei Kugeln dur< den Schädel, führte in eine der Wunden einen Bootshaken ein und warf ihn nunmehr mit Mühe und Anſtrengung vollends auf das Schiff. Er maß gegen 3 m, und die Leute ſ{häßten ſein Gewicht auf mindeſtens 200 ke.

„Da die Tiere noh immer niht verendet hatten und ſo wütend um ſi< ſ{lugen, daß die Schifſ8swandungen erzitterten, goſſen ihnen die Matroſen einige Kübel voll ſüßen Waſſers ein, behauptend, daß dieſes Mittel ſogleih tötend wirken ſolle. Freilih wurden ihnen nebenbei die Schädel nohmals eingetrommelt und ſo der Tod wirklih herbeigeführt. Hierauf ging es an das Zerlegen des Fanges. Die Leber, die bei dem zuleßt gefangenen Stücke niht weniger als 1 m Länge hatte, wurde herausgenommen und in den Haifiſchmagen ſelbſt verpa>t, um den zum Kalfatern der Barken dienenden Thran zu gewinnen. Bruſt-, Rücken- und Shwanzfloſſen wurden abgeſchnitten, um ſie in Maſſaua zu verkaufen, von wo dieſer Gegenſtand nah FJndien in Menge ausgeführt wird, wo die Floſſen zum Polieren und als Abziehriemen für Metallgegenſtände verwendet werden. Die Leiber warf man wieder in die See, weil das Fleiſ<h von großen Haien niht genoſſen wird.“

Europäiſche Schiffer fangen die Haie in ähnlicher Weiſe, winden ſie ſo weit über das Waſſer empor, daß die Kiemenſpalten völlig frei kommen, laſſen ſie ſh in dieſer Weiſe abmatten, ziehen ſie dann aufs De>, hauen ihnen hier zuerſt den Shwanz ab und benugzen ſie in ähnliher Weiſe.

Unmittelbar nahdem ein Hai den Haken ſpürt, gebärdet er ſich wie raſend. Zuweilen dreht er ſi<h mit wunderbarer Schnelligkeit ſo lange um die eigne Achſe, daß er das Tau zerſhleißt oder ſi< arg in ihm verfizt. Von kleinen Booten aus darf man den Fang größerer Haie nur vorſichtig betreiben, weil ein {<wa<h bemanntes Fahrzeug dieſer Art niht im ſtande iſt, der Kraft des Fiſches zu begegnen.

„Sein Fleiſch iſt“, wie Gesner ſagt, „zähe, harter Däuung und mahet ein melancholiſch Blul““. Ungefähr ebenſo ſpricht ſih Bennett aus: Als einen Nahrungsgegenſtand““, meint er, „fann man den Hai niht betraten, und auf den Tiſch eines Epikuräers gehört er niht; denn das Fleiſch iſt hart, geſhma>los und unverdaulich; doh behaupten manche Leute, daß ſie junge Haie den Thunfiſhen noh vorziehen.“

Über das Betragen der zu unſerer Familie zählenden Haie in der Gefangenſchaft iſt mir no< keine Kunde geworden; ih erinnere mi<h nur, geleſen zu haben, daß man in Amerika in einem rieſenhaften Be>ken derartige Fiſche eine Zeitlang am Leben erhalten habe.

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Die Glatthaie, oft auh Hundshaie genannt (Galeus), haben zwei ſtachelloſe Nücenfloſſen, wovon die erſte zwiſchen Bruſt- und Bauchfloſſe ſteht, eine Afterfloſſe, am inneren Rande glatte oder nur wenig geſägte, am Außenrande rauhe und geza>te Zähne, in die Länge gezogene kleine Sprißlöher, über dem Munde liegende, halb mit Haut bedete Naſenlöcher und mit Ausnahme der mächtigen Schwanzfloſſe verhältnismäßig kleine Floſſen.

Vertreter dieſer Gattung iſt der Shweinshai, auh Meerſau genannt (Galeus canis, vulgaris und communis, Squalus und Carcharias galeus), ein Hai von 1—2 m Länge und oben halb grauer, unten weißlicher Färbung. Er kommt nicht bloß an den Küſten Europas vor, ſondern iſt auch an der kaliforniſchen Küſte und um Tasmanien gemein, iſt überhaupt in allen Meeren, mit Ausnahme der kalten Gewäſſer, verbreitet, und lebt vorzugsweiſe auf dem Grunde.