Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Schweins8hai. Hammerhai. 447

Eigentümlihe Umformung der Fiſchgeſtalt, die uns als Verzerrung erſcheint, iſt bei den Haien ni<hts Seltenes; eine ähnliche Abſonderlichkeit aber, wie ſie die Hammerhaie (Zygaena) zeigen, fommt zum zweitenmal in dem geſamten Kreiſe der Wirbeltiere niht wieder vor. Dieſe wunderlichen Fiſche, die von den älteſten Zeiten her die allgemeinſte Aufmerkſamkeit auf ſi< gezogen haben, ähneln den Menſchenhaien hinſichtli<h der Anzahl und Stellung ihrer Floſſen, des Mangels einer Ni>haut und der Sprißlöcher, unterſcheiden ſih aber von ihnen und, wie bemerkt, allen übrigen Wirbeltieren durch die ſeitliche Ausdehnung des Schädels insbeſondere der Augenringknohen und Knorpel wodur<h der Kopf die Geſtalt eines Hammers erhält, auf deſſen beiden Endflächen die Augen ſigen, während die Naſenlöcher weit von ihnen entfernt am unteren Ende des Kopfes vor der hufeiſenförmig geſtalteten, mit 3—4 Zahnreihen beſeßten Schnauze ſtehen. Die Gattung erſcheint ſeit der Kreidezeit.

Untex den fünf Arten, die man unterſcheidet, geht uns der Hammerhai oder Hammerfiſh (Zygaena malleus und lewini, Squalus malleus, Cestracion zygaena und leeuwenii, Sphyrna zygaena) am nädſten an, weil er niht bloß in beinahe allen wärmeren Meeren gefunden wird, ſondern ſi<h zuweilen auh an die nördlichen Küſten Europas verirrt. Er erreicht eine Länge von 3—4 m und ein Gewicht von 200—300 kg und darüber. Der Leib iſt mit einer ſ<hwa< gekörnelten Haut bede>t, deren Färbung auf der Oberſeite ein gräulihes Braun, das auf der Unterſeite in getrübtes Weiß übergeht; die großen, durc Lider geſhüßten Augen ſehen goldgelb aus. Die Zähne ſind lang, ſcharf, faſt dreie>ig und an ihren Rändern geſägt.

Hinſichtlich des Gebarens ſcheinen ſich die Hammerhaie wenig von den übrigen großen Mitgliedern der Unterordnung zu unterſcheiden; höchſtens darin will man einen Unterſchied in der Lebensweiſe gefunden haben, daß ſie <hlammigen Grund des Meeres anderen Aufenthalt8orten vorziehen, wie man annimmt, deshalb, weil ſie vorzugsweiſe Nochen und Plattfiſhen nachſtellen. Doch beſchränken ſie ſi< keineëwegs auf dieſe und andere Grundfiſche, ſondern erheben ſi< au< in höhere Waſſerſchichten, umlungern die Schiffe auf den Reeden und ſollen au< dem Menſchen gefährlih werden. „Sehr groſſe, ſheußlihe und grauſame Thier ſollen dieſe fiſche ſeyn“, ſagt Gesner, „kommen gar niht an das Ufer, derowegen nur leine von ihnen gefangen werden, ſo ſih ohngefehr verſchieſſen, freſſen allerley fiſh, verſ<hlu>en und zerreiſſen auh die ſ<hwimmende Menſchen. So ſie von jemand geſehen werden, hält man es für ein unglü>.“ Auch in der Fortpflanzung kommen ſie mit den Menſchenhaien überein. Sie gebären eine namhafte Anzahl Funge, die bereits im Mutterleibe die Entwi>elung im Eie vollenden. Jn einem Hammerfiſche, der an der engliſchen Küſte gefangen worden war, fand man 39 vollſtändig ausgebildete Funge von 50 cm Länge; Cantor entnahm einem 3,5 m langem Weibchen 37 Keimlinge.

Der Fang geſchieht faſt aus\{<ließli<h mit Grundangeln; denn nur zufällig verirrt ſih einer oder der andere in die Grundneze. Aus der Leber bereitet man Thran; das Fleiſh hingegen achtet man niht. „Jhr fleiſch iſt geartet“, ſagt Gesner, „als wie der andern Hunds-fiſchen fleiſch, nemlih hart, unlieblih, und eines heßlichen wildihten Geruchs, wiewol ihr Fleiſh zu Nom auch geſſen wird.“ Mit dieſen Worten ſtimmen die neueren Berichterſtatter vollſtändig überein, nur mit dem Unterſchiede, daß ſie den Arabern nachſagen, eine ſo ſ<le<te Speiſe zu genießen.

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Y Die Marderhaie (Mustelus) unterſcheiden ſih vorzugsweiſe dur die kleinen, gepflaſterten Zähne; auch ſind ihre Sprißlöcher etwas größer und iſt die Stellung ihrer