Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

Japaniſcher Sägenträger. Süägefiſh. Fiedler. Schaufelro che. 463

au< der Sägefiſ<h (Pristis antiquorum, serra, granulosa und canaliculata, Pristibatis antiquorum), ein Roche in Haifiſhgeſtalt und Vertreter einer gleihnamigen, nur fünf bekannte Arten umfaſſenden Gattung (Pristis) und Familie (Pristidae). Den verlängerten, vorn abgeplatteten Leib, die lange Schnauze und die Stellung der Floſſen hat dieſer Noche mit den Haifiſhen gemein, während er ſeine Verwandtſchaft mit den Nochen durch das breite, quer unter der Schnauze liegende Maul und das aus Pflaſterzähnen beſtehende Gebiß bekundet. Fhm eigentümlich iſt die Verlängerung der Oberſhnauze, die in ein langes, {males / ſeitlih mit eingekeilten Zähnen bewehrtes Vlatt, die Säge, ausgezogen iſt und glei<hſam die Schnauzenknorpel anderer Quermäuler in ihrer höchſten Vollendung darſtellt. Zwei kleine, dur<h einen Kolben verſchließbare Atemlöcher ſtehen hinter den Augen; die Afterfloſſe fehlt. Die Länge ſ<hwankt zwiſchen 4 und 5 m, wovon die Säge ungefähr den dritten Teil wegnimmt; die Färbung der rauhen Haut iſt ein ziemlih gleihmäßiges Braungrau, das auf der Unterſeite lihter wird.

Der Sägefiſh hat eine ſehr weite Verbreitung: man hat ihn faſt in allen Meeren beider Halbkugeln, beſonders aber in warmen Gewäſſern gefunden; zahlrei tritt er auth im Mittelländiſhen Meere auf.

Über die Lebensweiſe ſind wir nur dürftig unterrichtet; denn die vielen Geſchichten, die von der Wildheit und Blutgier des Sägefiſches erzählt werden, ſind mit Vorſicht aufzunehmen. Er ſoll einer der wütendſten Feinde der Wale ſein, ſie von unten angreifen, mit ſeiner gewaltigen Waffe ihnen den Bauch aufreißen und zerſchneiden, unter fürchterlihen Schlägen und Toben im Waſſer ſtundenlang kämpfen und die Walſtatt erſt verlaſſen, wenn er den Feind erlegt oder im Kampfe ſeine Waffe verloren hat. Die Stellung des Maules und das Gebiß deuten weit eher, als auf derartige Kämpfe, darauf hin, daß der Sägefiſh na<h Art anderer Rochen nahe am Boden lebt und hier auf kleine Fiſche, Krebſe, Weichtiere und dergleichen jagt. Möglich iſt es immerhin, daß er wirklich in blinder Wut ſeine Säge in den Leib größerer Wale oder Fiſche rennt.

Wie die meiſten ODrdnungsverwandten bringt auh der Sägefiſh ausgetragene Junge zur Welt. Na<h Bennetts Beobachtungen entwi>elt ſich bei dieſen, noch che ſie die Eihülle im Mutterleibe ſprengen, die Säge ſamt den Zähnen, erhält jedoch erſt geraume Zeit nach der Geburt Härte und Schärfe. Bis dahin ernährt den jungen Fiſch der ihm anhängende große Dotterſa>.

Das Fleiſch iſt hart und unſhmachaft, wird daher auh nur im Notfalle gegeſſen. Die Haut findet dieſelbe Verwendung wie die der Haie. Der Säge ſoll man Heilkräfte zuſchreiben.

„„Îm ſeichten Uferwaſſer ſtiller Meeresbuchten der ſüdauſtraliſhen Küſte“, ſagt Haacke, „ſtieß ih beim Herummwaten häufig auf Vertreter von zwei Gattungen und Arten der Geigenrohen (Rhinobatidae). Sglih ih mich leiſe an die auf dem Sandgrunde ruhenden oder langſam herumſ{hwimmenden Fiſche heran, ſo gelang es mir oft genug, ſie am Schwanze zu ergreifen und ſo zu erbeuten. Bei einer Gelegenheit konnte ih auf einmal ihrer vier ans Ufer \{leppen. Die beiden von mir beobachteten Arten, der Fiedler (Rhinobatus vincentianus) und die Schaufelnaſe (Trygonorhina fasciata), waren mir deshalb bemerkenswert, weil ſie lebendige Funge gebären, die in jedem der beiden Fruchtbehälter ihrer Mutter zu mehreren Stücken gemeinſam von je einer hornigen Eiſchale, wie ſie bei eierlegenden Haien und Rochen üblich iſt, umſchloſſen werden.“