Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Erſte Ordnung. Die Stachelfloſſer (Acanthopteryg).
Die erſte Unterklaſſe der Fiſche, die der Knochenfiſche (l'eleostei), wird gekennzeichnet dur das verknöcherte Gerippe mit völlig getrennten Wirbeln, einen nicht pulſierenden Arterienkegel am Herzen, Mangel einer Spiralfalte im Darme und gekreuzte Sehnerven. Die Mehrzahl der gegenwärtig lebenden Fiſche gehört dieſer höchſtentwi>elten Unterklaſſe an; ihre älteſten bekannten Angehörigen treten in der Kreide auf. Die Knochenfiſche ſondern fih in ſe<s Ordnungen, die der Stachelfloſſer, Schlundkiefer, Weichfloſſer, Edelfiſche, Büſchelkiefer und Haſtkiefer. Die erſte Ordnung, die der Stachel floſſer, be: greift die Arten in ſi, die unter allen bekannten Fiſchen als die vollkommenſten angeſchen werden, weil ſie die regelmäßigſte, d. h. von dem allgemeinen Gepräge am wenigſten abweichende, Geſtalt und Gliederung zeigen und nur ausnahmsweiſe über dieſe Ebenmäßigkeit hinausgehen. Sie ſind mittelgroß, ſelten mehr als 2 m lang, meiſt kleiner, durhweg mit Schuppen bekleidet und gewöhnlich lebhaft gefärbt, ihre Kiemen kammförmig, die unteren Schlundknochen getrennt, die vorderen Strahlen der Rückenfloſſe oder da, wo deren zwei vorhanden, die der erſten ungegliedert, zuweilen frei, ſtachelartig, die Bruſt: floſſen in der Regel vor die Bauchfloſſen eingelenkt, dieſe da, wo ſie ausgebildet find, ebenfalls mit einem Stachelſtrahle bewehrt, während ſolche Gebilde in der Afterfloſſe gewöhnlih in größerer Anzahl auftreten. Die Beſchuppung pflegt rauh zu ſein; bei den meiſten zeigen die Schuppen gezähnelte oder gekämmte Hinterränder. Eine Schwimmblaſe iſt gewöhnlih vorhanden, aber niht dur< einen Ausgang mit dem Darme verbunden.
Weitaus der größte Teil aller Stachelfloſſer, die in etwa 3000 Arten geſondert ſind, bewohnt die Meere, insbeſondere die unter den niederen Breiten gelegenen, woſelbſt die Ordnung ihren größten Geſtaltenreihtum aufweiſt; doch fehlt es auh den ſüßen Gewäſſern niht an Mitgliedern unſerer Ordnung; gerade von unſeren Flußfiſhen gehören mehrere zum Teil ſehr ausgezeihnete Arten ihr an. Alle ohne Ausnahme ſind Räuber, viele äußerſt gefräßige und mordgierige Geſchöpfe, mehrere demungeachtet geſhäßte Tafelſiſhe. Eine beſondere Pflege dur<h den Menſchen wird jedo<h kaum einem Stachelfloſſer zu teil; man überläßt es ausſ<ließli<h der Natur, für ihre Vermehrung zu ſorgen.
Der Geſtaltenreihtum und die große Artenzahl der Stachelfloſſer erheiſchen eine Zer: fällung der Ordnung in 19 Unterordnungen, deren erſte die Barſhſiſhe (Perciformes) umfaßt, Arten mit ſeitlih zuſammengedrü>tem Körper, hinter den bruſtſtändigen
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