Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
46 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; zweite Familie: Schupvenfloſſer.
felſigen Küſten lebe, hier ſi aber in Tiefen von 1000 m aufhalte, ſich von Weichtieren und feinen Fiſchen, z. B. Sardellen, ernähre, von feinen, langen, rötlichen Eingeweidewürmern geplagt werde, ausgezeihnetes Fleiſch liefere und deshalb zu den geſchäßteſten Fiſchen jener Gegenden gehöre. Dur neuere Forſcher haben wir in Erfahrung gebracht, daß er ſi viel weiter verbreitet, als man früher annahm, unter anderem auch gar nicht ſelten an den engliſchen Küſten vorkommt. „Der Wra>fiſh“ ſagt Couch, „nähert ſi den Küſten Cornwalls unter eigentümlichen Umſtänden, als Begleiter der Holzteile eines in ſüdlihen Gegenden geſtrandeten Schiffes nämlih, die mit der Strömung angetrieben werden. Um ein ſol<hes Wra> ſicht man ihn lebhaft mit jeinesgleihen ſpielen, und zuweilen geſchieht es, daß einer bei der Verfolgung des anderen \i< auf das Holzwra> wirſt und hier im Trockenen liegt, bis eine Welle ihn wieder flott macht. Da man nun die Wrafiſhe regelmäßig in der Nähe ſolcher Wra>teile findet, die mit Entenmuſcheln beſeßt ſind, muß man annehmen, daß ihre Nahrung vorzugsweiſe in Weichtieren und Muſcheln beſteht. Demungeachtet fand man in vielen, die man unterſuchte, nur kleine Fiſche; es iſt alſo möglich, daß leßtere eigentlich dem treibenden Holze nachziehen und jene ihnen folgen.“ Fedenfalls ſteht ſo viel feſt, daß die Wra>fiſche ihren Namen verdienen, ſih wenigſtens an dem mit Entenmuſcheln beſeßten Treibholze einfinden. So bemerkte die Beſazung des Schiffes „Providence“ einen großen Stamm von Mahagoniholz, an dem ſih jene ſogenannten Entenmuſcheln angeſeßt hatten, umgeben von einer Menge unſerer Fiſche, und fing deren 4 oder 5 Stü>k, und ebenſo beobachtete der Schiffer Nicholls während einer Windſtille in der Nähe der portugieſiſchen Küſte, daß ſein altes, mit Entenmuſcheln dicht beſeßtes Schiff 2 Wochen lang von Nieſenbarſchen umlagert wurde. Die Matroſen nährten ſi< 12—14 Tage lang hauptſählih vom Fleiſche der |! i dieſer Gelegenheit von ihnen gefangenen Fiſche.
Alle Farbenpracht der Gleicherländer vereinigt in ſi< die Familie der S<huppenfloſſer (Squamipinnes). Fhr Kleid wetteifert an Schönheit mit dem der glänzendſten Vögel, der buntfarbigſten Schmetterlinge. Sie {hmü>en das Meer, wie die Kolibris und die ihnen an Schönheit ebenbürtigen Paradiesvögel die Urwaldungen; aber ihre Farben ſcheinen no< reiner, noh glänzender zu ſein, und in deren Verteilung zeigt \ſih eine bewunderungswürdige Gleichmäßigkeit. Fle>en, Vänder, Streifen, Ninge von blauer, azurner, purpurner, ſamtſhwarzer Färbung ſind auf rein goldenem oder ſilbernem Grunde aufgetragen, das Tiefblau des ſüdlihen Himmels oder das Ultramarin der Meereé [luten in den Schuppen dieſer Tiere wiedergegeben, das zarte Rot der Roſen, der Regenbogen mit all ſeinen Schattierungen hier gleihſam widergeſpiegelt. Zur Schönheit und Pracht der Farben, der Zierlichkeit und Vielſeitigkeit der Zeichnung geſellt ſih eine höchſt eigentümliche, uns Nordländern vollkommen fremde Geſtalt. Der Leib iſ ſeitlih überaus zuſammengedrüdt, aber von oben nah unten ausgedehnt, die Geſtalt mithin länglich oder ſcheibenrund; die Nüken- und Afterfloſſe ſind gleihſam mit in dieſe Scheibenform aufgenommen und ebenſo wie der Leib, einſchließlih des Kopfes, mit Schuppen bekleidet, oft in der ungewöhnlichſten Weiſe verlängert, verzerrt, dur harte oder verlängerte Stacheln noch bejonders ausgezeihnet, ſo daß eigentlih nur die Bruſtfloſſen, die Shwanzfloſſe und die Vauchfloſſe, die übrigens auh nur durch einen einzigen Stachel vertreten ſein kann, die üblihe Bildung zeigen. Der Kopfteil ſpißt ſi< gewöhnlich in eine kieinmündige, rüſſelartige Schnauze zu, die bei einzelnen Arten ſih ſchnabelartig verlängert, während ſie bei anderen kaum über den allgemeinen Leibesumriß vorſpringt. Borſtenzähne herrſchen var;