Charakterologie
Die Charakterlehre der Individualpfychologie 235
11. Die Charakterlehre der Individualpfuchologie.
a) Adler und Sreud.
Der Unterjchied von Individualpfychologie und Piychoanalyje wird gewöhnlich jo formuliert, daß Sreud faufal denke, Adler hingegen final, | woraus jich alle weiteren Einzelheiten dann von jelbjt ergäben. Das ijt nur richtig, wenn dieje beiden Begriffe in einer bejtimmten Bedeutung genommen werden.
Man muß unterjheiden: einen Begriff „taujal“, der nur die von tüd-s wärts her bewirfende Urjadhe meint — jein Gegenjaß ijt „final“ als Bewirfung „von vorn“, vom Ziel her —, und einen Begtiff „Taujal”, der beide Bewirfungen umfaßt (causa efficiens und causa finalis bei Atiitoteles). Ihm jteht gegenüber: „Offenheit zu allem“, Steiheit von allen determinierenden Bewirkungen, von rüdwärtigen und finalen Bin= dungen. („Sreiheit von...“ und „Steiheit 3zu...".)
Es wäre faljch, Sreud als faufal denfend im erjten Sinne zu besichtigen. Denn gerade Steud hat mit allem Nachörud das finale Denfen in die Pjycho= logie eingeführt. Schon der Begriff des „Triebes“ ichließt von vornherein das „Zielbedingte“ ein; ein Trieb ijt „end-bedingt” und nicht anfangsbedingt. — Im zweiten Sinne gilt aber nun allerdings der Gegenjaß „faufal-final“, um den Unterjchied von Steud und der Individuals pjychologie zu fennzeichnen. Sreud meint, alle pjyhildhen Eriheinungen aus dem Zufammenwirfen der zielbejtimmten Triebe erklären zu fönnen. Sein Syjtem ijt ein „gejchloifenes“. Und dem jtellt fich die Individualpiychologie als im zweiten Sinne „finales“ Syjtem, nämlid) als „offenes“ gegenüber.
Das Problem, das von $reud zur Individualpjychologie weiterführt, iit das Problem des gejchlojjenen oder offenen Syjtems — und damit das Problem der Ichheit, denn durd) das Ic) wird die Seele zum offenen Syjtem. Sreud vermeidet geradezu ängitlich, dem Ic) die Macht zuzufprechen, aus fich heraus ein Ziel zu jegen und anzuftreben. Deswegen fommt das Ich als echte Ichheit (das heikt: als nicht weiter zurüdverfolgbarer Impuls aus fid) jelbit, als reine „Spontaneität“) bei ihm gar nicht vor. Sondern alle Zieljtrebungen gehen von „objettiven“ Trieben aus, den „Du-Trieb“ und dem „Ich-Trieb”, deren Ziele ji) dann miteinander ausbalanzieren müjjen. Die Stage, wo „wir jelbjt“ bleiben, die wir diejes Spiel zweier finaler Triebe in uns anjehen und die wir doc außer diejem Zufehen jelbjt nody etwas wollen, wird bei Sreud überhaupt nicht be=