Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation

bloßes Nichts im privaten Sinn‘). Es erscheint zwar noch eine sprachliche Wendung in dem diesbezüglichen Text, der die Einheit der logischen Verknüpfung abschwächen könnte zu einer psychologischen Zugleichheit: das accipere multa simul et ut unum. Da aber dieser Wendung der erklärende Vergleich mit der Verknüpfung im Urteil zugeordnet wird, ist sie lediglich als verbale Reminiscenz an die traditionelle und zeitgeschichtliche Problemstellung zu werten, die eine Einheit in der Seele psychologisch bestimmte durch die Begriffe des Zugleih und der Sukzession“). Der Gedanke, daß die „Seele“ als Quell aller Wahrheit erst im Urteil Existenz schafft, und daß „Existenz“ grundsätzlich von dem Begriff des Daseins getrennt werden muß, führt Eckhart zu der paradoxen Formulierung, daß die Seele auch Urteile über Wahnbilder forme, und da diese wahr seien, auch zum Bereich der Existenz gehören müßten“). Hier scheint der gerade entgegengesetzte Standpunkt eingenommen zu sein wie in der Pariser Quaestio, denn dort wurde dem ens in anima grundsätzlich jedes Sein abgesprochen. Diese Umwendung ist jedoch nur eine solche der Bezeichnungsweise und bedeutet vielmehr eine gedankliche Vertiefung in derselben Richtung. Dem begrifflihen Gehalt des Erkennens wird jetzt der Terminus „Sein“ beigelegt, dem des Daseins der Terminus des „Nichts“. Eckhart verstand den Begriff des In-der-Seele-seins, durch den der Existenzbegriff definiert wurde, nicht im psychologischen, sondern im logischen Sinn der Verknüpfung im Urteil. Der Seelenbegriff in dem psychologischen Sinn eines erkennenden Subjekts spielt denn auch in seinen vorliegenden Schriften keine Rolle und hat hier, durch die Umbildung ins „Logische“, die große methodische Bedeutung, den Sinn des Existenzbegriffs eindeutig festgelegt zu haben. Existenz wird erzeust durch das

©) IV 589,15: proprium et formale est animae solius, accipere multa simul et ut unum, et multa copulare et unum et in uno, sieut apparet in formando propositiones affirmativas et relativas, Unum autem et ens idem, in uno semper sedet esse. IV 390,4: sicut ergo multa in se in anima sunt unum, sie non encia, ab anima et in anima sunt encia, sunt in esse et esse est in ipsis....

”) cf. Thomas v. Aqu. S. Th. I, 12,10: quando aliqua multa una specie intelligi possunt, simul intelliguntur. Sicut diversae

partes alicuius totius, si singulae propriis speciebus intelligantur,

successive intelligantur et non simul.

ib. qu. 58,2: Utrum angelus simul possit plura intelligere.

ib. qu. 85,4: Utrum possimus multa simul intelligere.

IV 390,1 ff.: anima ex sui proprietate format propositiones de

non esse, puta de preterito et de futuro et de chimera et has veras et per consequens entes,

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