Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3

durchs Gekröse im Wölbungsbau, glaubt ich, ein Schiffsbauch umschalt’ uns. Hier hielten oft Mönche den feindlichen Raufbolden stand: so hauste Gewimmel wohl monatelang, vom Herrn in der Finsternis Hilfe erflehend. Die Silben: o himmlische Mutter! hat tief der Umzingelten Schmerzschar, um Fürspruch i im Finstern, mit zitternden Tipbien gelispelt: in zwingender Zeit ward der Turm zum Verlies. Der Hungerwurm wuchs durch das Loch: man atmete kaum. Gepeinigte haschten nach Ratschlag des eigenen Herzens: die Seeräuber draußen, ein Einbrecherschwarm aus den Bergen dabei: und der Selbstmord ? Kein Ausgang: es höhlte sich jäh, unterm Schutzturm, der Spalt für die ewge Verdammnis gescharlacht. Du endloser Angstdurst bei Nacht: weil das Wasser vertrocknen kann, hurtig den letzten, noch labenden Schluck! Ach Halbherbst, das Flachdach erwartet das Wasser: sein offenes Maul klafft herab zu verschmachtenden Menschen, wie brennt meine Kehle! Ergeben wir uns: die Marterqual dauert nicht lange, schon morgen — am Abend ist mancher dann tot, bald folgen die andern. Das murmelt ein Mönch, sein "Abt aber schreit: „Das wäre ja Selbstmord!“ Auf einmal verröcheln drei Mönche; sie werden im Wall. schacht bestattet. Die Mauern der Feste sind hohl, oft voll von Verstecken, aus, Fundgruben zerrt sich der Lechzertroß Dörrobst, doch schwach sind die Därme Zerhärmter: den Turm leert die Ruhr.

Die Pforte ist eichern, mit Eisen beschlagen, so faßt sie kein Brand: drum dauert der Jammer noch fort in der Durstburg. Wen heilt noch das Wort in geretteten Büchern? Die Heiligen schweben in sonnigem Blau. Sie weilen im Hell ihrer Seele und reichen den Trostlosen schimmerndes Seil. Das halten die Wach-

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