Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
den ihm die Aufhebung der joſephiniſchen Steuerregulirung zufügte, und betete am Huldigungstage des neuen Monarchen für die abgeſchiedene Seele des Verſtorbenen. In Böhmen, wo der Landmann ſh dankbar erinnerte, daß er durh Joſeph wieder in ſeine Menſchenrechte eingeſetzt worden ſei, durch ihn Freiheit und Eigenthum erhalten habe, nahm man an manchen Orten die gemalten oder geſchnitten Heiligen von dem Altare, ſtellte an deren Plat Joſephs Porträt und zwang die Geiſtlichen, vor dem Bilde des heiligen Kaiſer Joſeph Meſſe zu leſen.
In den Kreiſen der Bürger, die es mit ihrem Vaterlande gut meinten, wurden Hoffnungen laut, daß Leopold, den die öffentliche Stimme einen weiſen Regenten nannte, das große Werk, welches Joſeph angefangen, vollenden und durch ſeine Kenntniſſe, ſeine Weisheit und ſeine Erfahrungen diejenigen Fehler, welche dieſer aus Uebereilung begangen , verbeſſern würde. Er war ja auch ein Sohn Maria Thereſia’s, der ihre Herzensgüte die allgemeine Liebe erworben hatte; man zweifelte daher nicht, daß er von ſeiner Mutter dieſe ſchöne Eigenſchaft geerbt habe, wie ſich die Liebe zu den