Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
= E —
nachzuſtehen, oder aus Ueberzeugung, daß unter ſeiner eigenen, auf lange Erfahrung und “erprobte Herrſcherweisheit gegründeten Regierung das ſ\aturniſche Zeitalter in ſeinen Staaten wieder aufleben werde, oder . aus väterlicher Vorſorge für den noch ſehr jungen Erzherzog, um dieſem eine längere Zeit zu ‘ſeiner gänzlichen Ausbildung zu verſchaffen , blieb ungewiß. Was indeſſen auch die Urſache ſein mochte, o viel war ausgemacht, daß die Spannung zwiſchen den Brüdern bis zu Joſephs Tode fortdauerte. Als ſich dieſer ſeinem Lebensende nahe fühlte, wünſchte er ſehnlich, ſeinen Bruder no einmal zu ſehen und ſi{< mit ihm über verſchiedene Staatsangelegenheiten zu beſprechen. Er ſchrieb daher einige Male an ihn und bat ihn auf das Dringendſte, ihn ſo bald als möglich zu beſuchen; aber jede Bitte des ſterbenden Bruders war vergebens, und als auch auf das leßte, in zärtlich rührenden Ausdrücken abgefaßte Geſuch neue Entſchuldigungen erfolgten, ſagte Joſeph mit weicher Stimme: „Nun, es ſeil Fd ſehe, daß ich, ſelbſt des fleinſten Troſtes beraubt, ſterben ſoll. Jch füge mich darein, aber ich hâtte meinen Bruder nicht für ſo unverſöhnlich gehalten. “