Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
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von Ungarn angeſehen werden. Leopold ertrug das unbeſcheidene, oft in Grobheit ausartende Geſhwäß der Magyaren mit vieler Mäßigung, mit zu vieler, wie! ihm mit Recht vorgeworfen werden konnte; knüpfte mit ihnen ſchriftlihe Unterhandlungen an, ließ ſich Bedingungen vorſchreiben und viele derſelben gefallen. Man könnte zwar zur Entſchuldigung dieſes Monarchen anführen, daß Joſeph ſelb alle ſeine Neuerungen in Ungarn aufgehoben und Alles, wie es unter María Thereſía beſtand, wieder hergeſtellt habe. Doch fand dies unter Umſtänden ſtatt, in denen Leopold ſich feineswegs befand. Alles, was Joſeph that, geſhah wenige Tage vor ſeinem Tode, als ſein Körper durch die langwierige Krankheit ganz erſchöpft, ſeine Seelenſtärke gebrochen war und ſein Geiſt ſchon mehr jenſeits als diesſeits des Grabes ſchwebte. So lange Joſeph geſund war, wagte der ungariſche Adel nicht, laut zu murren, und erlaubte ſich keinen einzigen jener kühnen Schritte, welche er unter Leopolds Blicken mit \o ke>er Stirne that; denn Joſeph würde gewußt haben, einer ſolchen Verwegenheit Schranken zu ſeven. Er durſte ja nur winken, und der ungariſche Bauer