Der Künstler zwischen Westen und Osten

Hölderlins geistige Heimat 195

So sprach ich, da entführte

mich unermeßlicher, denn ich vermutet, und weit, wohin ich nimmer

zu kommen gedacht, ein Genius mich vom eigenen Haus.

Nicht der gedankliche Inhalt dieser Verse überzeugt uns von der Wirklichkeit dieser Geistesfahrt (denn was dem Intellekt entstammt, ist irdisch und verflüchtigt sich im Bereiche des Übersinnlichen), sondern der Rıhythmus und der Laut der Sprache als solcher. Sie trägt den Sphärenklang in sich. Wer derart spricht, wird zu der Stätte gelangen, wo das „Wort“ sich dem Seher Johannes mitgeteilt hat.

„Es dämmerten

im Zwielicht, da ich ging,

der schattige Wald

und die sehnsüchtigen Bäche

der Heimat; nımmer kannt’ ich die Länder. Doch bald in frischem Glanze geheimnisvoll

im goldenen Rauche blühte,

schnell aufgewachsen

mit Schritten der Sonne,

mit tausend Gipfeln duftend,

mir Asia auf, und geblendet sucht’

ich eines, das ich kannte, denn ungewohnt war ich der breiten Gassen, wo herab

vom Tmolus fährt

der goldgeschmückte Paktol

und Taurus stehet und Messogis,

und voll von Blumen der Garten,

ein stilles Feuer. Aber im Lichte

blüht hoch der silberne Schnee;

und Zeug’ unsterblichen Lebens