Die Französische Revolution
Vorrede.
„Volk und Knecht und Überwinder, Sie geſtehn zu jeder Zeit: Höchſtes Glück der Erdenkinder Sei nur die Perſönlichkeit.“
So heißt es bei Goethe im Weſtöſtlichen Diwan, und während Herder die Volksindividualität allein der Betrachtung wert war, ſo ſtand jenem der Menſch im Mittelpunkte allen Geſchehens; daher nahm ein Prometheus, ein Mahomet, ein Fauſt auf Jahre ſein Intereſſe in Anſpruch. Auch Ranke hat die Macht der Perſönlichkeit und zwar als die des Trägers gewiſſer großer Jdeen gefeiert; ſo etwa Coſimo Medici oder Savonarola ; und die Begebenheiten — ſagt !) er in der Einleitung zum „Wallenſtein“ — entwickeln ſih in dem Zuſammentreffen der individuellen Kraft mit dem objektiven Weltverhältnis. Auch eine Geſchichte der wechſelſeitigen Beziehungen jener Kräfte und zwar die der Perſönlichkeit Ludwigs XVT., Königs von Frankreich, zu der neuen Staatslehre und ihrer Verwirklichung, die Geſchichte alſo der Revolution, wollen dieſe Blätter in Kürze und ohne ausführliche Aftenauszüge zu geben verſuchen.
War denn aber Ludwig der Träger einer Jdee? War er in der Tat eine Perſönlichkeit? Wird niht ſein Andenken von dem eines Turgot, eines Mirabeau und anderer gar ſchr verdunkelt? Wie dem auch ſei, in der hiſtoriſchen Darſtellung haben die allgemeinen Faktoren
1) S. VIII in dex Ausgabe von 1872.