Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17. =

Die neue Währung in Polen. y Von H. Mankowsky, Danzig.-

(Hierzu die Bilder auf dieſer Seite.) —

Das alte Geſhle<t in Altpreußen kannte no< gut den

polniſhen Gulden und die polniſhe Elle. Standen doh die Oſtdeutſchen mit den Polen jahrhundertelang in regſtem Handelsverkehre. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts

waren die polniſhen Gulden auf einmal verſ<wunden.

Seit 1868 hatte die ruſſiſ<e Regierung die no< vorhandenen Reſte der Selbſtändigkeit : : : des ehemaligen Königreis . Polen beſeitigt und im Geldverkehre dem Rubel und der Kopete zum Siege verholfen. . Da brauſten 1914” neue Kriegſtürme über Polen und befreiten den ver]unkenen Bau des morſchen Staatsgebäu=des. Ex ſollte in neuer Schönheit erſtehen. Die Anhänger des treube=währten Traumes von ._ dex einſtigen Wiederauferſtehung wiſhten den Staub aus ihren Augen und ſahen den jungen Staat neu erblühen. Jm iungen Polenreiche hat der Rubel feine Stätte. -

Hinaus mit ihm! Polniſcher Gulden, tritt deine Herrſchaft

an! ſo ging's dur< Polens Gaue. Und ſiehe da, der _ Wunſ<h ging in Erfüllung. Zwar hätte die“ einſtweilige Herſtellung von Münzen im Bereiche des Oberoſtgebietes Änderungen in dem bisherigen Verhältniſſe gebraht, aber die endgültige Geſtaltung der Währungsfrage mußte der

Zukunft vorbehalten bleiben (ſiehe auh Band V1 Seite 110).

Die Regelung iſt früher gekommen, als man gehofft

hatte. Jm wirtſhaftlihen Leben der Völker ſpielen Banken -

und Kaſſen eine wihtige Rolle. Die Spar- und Darlehnstaſſen Deutſhlands ſind geradezu -unentbehrlih und haben unerſhöpflihen Segen gebracht. Jn dem durch ſeine eigentümlihe Geldwirtſhaſt bekannten ruſſiſhen Reiche wußte

man ni<hts von dem Segen der auf Selbſthilfe beruhen-

den genoſſenſhaftlihen

Polniſcher Zehnmarkſcein, Borderſeite.

_Zuſchließen.

beglihen werden. — Auf die Vielgeſtaltigkeit des Ge-

ſhäſtsverkehrs der Polniſhen Landesdarlehnskaſſe ſoll niht

näher eingegangen werden. Sie tritt mit anderen Banken in Verbindung und führt fämtlihe im Bankbetriebe vor-

Tommenden Geſchäfte aus. _ i Die Eröffnung iſt am 26. April 1917 erfolgt. Zwiſchen

der deutſhen Reihsbank und der -Polniſhen Landesdar- -

lehnsfaſſe wurde ſofort ein we<Wſelſeitiger Giroverkehr in

Wärſchau eröffnet, und ſo iſt es in Deutſchland fortan mögli, bei ſämtlihen deutſhen Reihsbanfſtellen gegen geringe Gebühren Einzahlungen in Reihsmark zu machen und den glei-

Mark in Waxſhau zur Auszahlung anzuweiſen.

- Natürlih iſt au< das umgetehrte Verfahren mögli. y Sobald die Neuord=-

erſt etwas Fuß gefaßt

ßeren Städten des ganzen Genexralgouvexrne=ments Nebenſtellen er= öffnet werden. Die Tä__ tigkeit der - Polniſhen __ Landesdarlehnsfaſſe foll übrigens ſpäter au< auf das von Öſterreih-Un=-

gedehnt werden und eine gegenſeitige erſprießlihe Weſel= wirkung hervorrufen. S C

Als geſetzliches Zahlungsmittel hat der Rubel vom

26. April 1917 ab ſeine Bedeutung verloren. An ſeine

Stelle iſt die polniſ<he Mark getreten. Alle Rehtsgeſchäfte “in Rubeln haben keine Gültigkeit; an den öffentlihen Kaſſen im Genexalgouvernement wird der Rubel niht

mehr in Zahlung genommen. Es iſt ferner unter hohe Slrafe geſtellt, Rechtsgeſchäſte in ruſſiſhen Rubeln abSo hat der Rubel in dem unter deutſher Verwaltung ſtehenden Gebiete Poles aufgehört, Zahlungs-

mittel’ zu ſein. : E E Die Polniſhe Landesdarlehnsfaſſe hatte ihre Tätigkeit bereits früher aufnehmen ſollen, was ſi aber beim Mangel : an tehniſhem Perſonal

Spar- und Daxrlehnsfaſ= ſen, und ſo gingen denn re<htzeitig deutſ<he Volfswirte an die Gründung ähnliher Anſtalten in Polen.

Am 9. Dezember 1916 fündigte eine Verordnung die Errihtung einer Polniſhen Landesdarlehnstaſſe an, die für Re<hnung des Generalgouvernements Warſchau géfſührt wird. Der Kaſſe dürſte die Bedeutung der deutſchen Reichsbank, wenn auh weſentlih verſhieden in ihrer Geſ<häftsfüh-

niht ermöglihen ließ. Da bemächtigte |< der Sache die Spefïulation,

li in die Höhe trieb. Als nun der 26. April als derjenige Zeitpunkt bekanntgegeben wurde, an dem die Kaſſe ihren Betrieb aufnehmen werde, verbreiteten die Speftulanten das Gerücht, der Rubel würde no< bis Ende Mai 1917 in ZahTung genommen werden. Es lag ihnen offenbar daran, ihren Rubelvorrat re<htzeitig abzuſetzen.

rung, zuzuſchreiben ſein. In Polen liegen die Geldverhältniſſe geradezu traurig. Wer Geld braucht, mußzumWucherer gehen. | Nun ſollen niht nur die Geldverhältniſſe in geſunde Bahnen gelen, ſondern es ſoll au< die neue polniſhe Währung ins Leben gerufen werden auf der Grundlage der polniſhen Mark. Dieſe Währung ſteht mit der des Deut-

ausgegeben.

ſchen Reiches in engſter Fühlung. Jm Genexralgouverne--

ment Warſchau gelten fortan die neue polniſhe Mark und Die deutſhe Mark als gleihwertiges Zahlungsmittel. Alle

Zahlungsverbindlihkeiten auf deutſhe Reihsmark können in polniſher Mark und umgekehrt ſämtliche auf polniſche |

Mark lautenden gZahlungsverbindlichfeiten in Reichsmark

: Polniſcher Zehnmarkſchein, Nückſeite.

Von der Polniſhen Landesdarlehnskaſſe in Warſhau wurden Darlehnskaſſenſcheine Sie tragen in polniſher Sprache die Auſſhrift „Kaſſenſhein der Polz niſchen Darlehnskaſſe“ und ſind mit dem Wappen des polniſchen Staates verſehen. -

Phot. Berl. Jlluſtrat.=Geſ. m. b. H.

So haben die Polen no< bis zum lTeßten Augenbli> Gelegenheit gehabt, den „Wert“ der ſ<hraubenden ruſſiſ<hen e zu ſpüren; hoffentllih bleiben nft verſ<ont. nt Warſchau beſteht ſeit dem vernements des ehemaligen: ängs der Weichſel bis zur

Währung am eignen ſie nun davon in alle

_Das Generalgouvi Jahre 1874 und 1 Ruſſiſh-Polens. Es zie i preußiſchen Grenze und Quadratkilometer aroß. Die Einwohnerzahl betx em Kriege faſt 2 Milz lionen, darunter 738 vom Hundert Polen und 16 vom Hundert Juden. Die Jnduſtrie iſt teilweiſe. ſtark entwidelt und beſhäftigt mehr Bewohner als die Lar.2wirlſchaft.

nung des Geldvertehrs_

garn beſeßte Gebiet aus=-

die den Rubelkurs Éünſt-

hen Betrag in polniſhen

hat, werden in den grö-