Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

384 Flluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

Mento, nördlich von Zerel, um no< Truppen wegzuführen. Allein vor dex in der Nacht zum 16. Oktober durch die Zerel=enge in den Rigaiſchen Buſen einlaufenden deutſhen Flotte entfloh die „Slawa“ bald nah dem großen Moonſund, wo fie dann doh no ihr Schiéfſal ereilte. Die Sworbebeſaßung ſah das Unnüße weiteren Blutvergießens ein und kapitulierte zu dex ehrenvollen Bedingung, daß die Offiziere ihre Waffen behalten durften; rund 4000 Mann wurden au< dort no< gefangen genommen. Die ganze Jnſel Öſel war im Verlauf weniger Tage in deutſhen Beſiß gekommen.

Die Fliegerwaffen. Von Oberleutnant O. Daenbruch. (Hierzu die Bilder Seite 382—884.)

In den erſten Monaten des Weltkrieges hatten die Flieger, ſofern ſie überhaupt bewaffnet waren, einen Revolver, man<mal auc einen Karabiner bei Ji<h, beides Schießwaffen, mit denen ſie wohl niemals einen praftiſhen Erfolg errungen haben. Wie Major Siegert, der Jnſpetteur der Fliegertruppen, humorvoll erzählt, umnagelte er in ſeiner Tätigkeit als Flugzeugbeobachter ſeine Karabiner mit einem Grammo-

Zahl und Kaliber der Bomben au< weiterhin geſteigert werden; ſo ſind die engliſchen Handley-Page-Großſlugzeuge imſtande, 16 Zentner Bomben (bei drei Mann Beſaßung) zu tragen, und wir können ſicher ſein, daß der deutſche Flugzeugbau in der Lage iſt, dieſen „Bombers“ Ahnlirhes und Beſſeres entgegenzuſtellen. . Mit den Bomben wax eine brauchbare und entwi>lungsfähige Waffe des Fliegers gegen Erdziele geſunden; für den Kampf der Flugzeuge gegeneinander in der Luft fonnte nur eine Feuerwaffe in Betracht kommen, die bei leichter Handhabung und geringem Gewicht von Wafſen und Munition eine große Feuergeſ<hwindigkeit entwideln fonnte. Dieſe Anforderungen erfüllte das Maſchinengewehr, mit dem alle Flugzeuge ausgerüſtet wurden. Aber beſonders

bei den deutſhen Flugzeugen , deren Luftſ<raube vorn

lag, machte der Einbau dex Maſchinengewehre SchwierigFeiten, denn dur die wirbelnde Shraube wurde das Shußfeld nah vorn exrheblih behindert. Die feindlihen Ma[hinen, beſonders die engliſhen, deren Luftſhraube hinten lag, hatten demna<h im Luftkampf von vornherein einen tehniſhen Vorteil. Man erfand aber eine Vorrihtung, bei der der Mechanismus des Maſchinengewehrs mit der

SS SS die Schraube bewegen=-

phontrihter, um wenigſſtt2ns dur< das vorgetäuſhte Kaliber beim Gegner Fur<ht und Schre>en zu erregen. Als Mittel zum Angriff gegen die Feinde auf der Erde hatten die Flieger die befannten Fliegerpfeile bei ſi<h, etwa handlange, ſpit zulau=fende Eſſenſtäbchen, die paktetweiſe über Ortſchaf=ten und maxſchierende Kolonnen ausgeſ<hüttet wurden. Die Ausſicht, etwas zu treffen, war . ſ2hr gering, weil man gar feine Möglichkeit hatte, das Ziel oder die Streuung der ausgewor=fenen Pfeile zu bere <= nen. Auf beiden Seiten ſah man bald die Un= nüßlihkeit der Fliegerpfcile ein und hörte mit ihrem Abwurf auf. Dann

den No>enwelle gefuppelt wurde, ſo daß immer ein Shuß zwiſchen den wirbelnden Blättern der Schraube hin=ausgehen fonnte, ohne dicſe ſelbſt zu treffen. Außerdem verband man das Maſchinengewehr ſtarx mit dem Flugzeug, ſo daÿ der Flieger dur< das Richten des Appa= - rates gegen - den Feind gleihzeitig der Ge|<hoßgarbe dieſes Maſchinengewehrs die Richtung geben tonnte. Mit dieſen ſtarren Maſchinen= gewehren wWUrden ZU=erſt die Kampfeinſißer ausgerüſtet, heute haben dieſe durhweg min=deſtens zwei Maſchinengewehre, ebenſo die Beobahtungsflugzeuge, von denen das vom Führer zu bedienende

kamen die Bomben, die Beobaster in einem deutſ<en Flugzeug mit ſeinem drehbaren, luftgekühlten Maſchinengewehr meiſt

zuerſt ſo fein waren, daß man bequem dreîï in jede Taſche ſte>en konnte. Sie hatten, im burſchikoſen Rotwelſch des Fliegers „Fliegermäushen“ genannt, Ungefähr Form und Ausſehen einer Gewehrgranate mik einem in kleine Viere>e geteilten Mantel und ſollten niht ſo ſehr dur<h den Aufſ<hlag und die Entladung als dur die feinen Sprengſtü>ke wirken. Das Gewicht der Flug=zeu bomben wu<s in dem Maße, in dem es gelang, die Tragkraft der Flugzeuge ohne Beeinträhtigung ihrer Steigfähigkeit zu erhöhen. Aus den kleinen „Fliegermäus<en“ wurden Bomben von 12 und dann von 25 Pfund, und ſelbſt dieſes Kaliber gilt jezt nux no< als Mindeſt-

gewicht, das zum Angriff auf marſchierende Truppen, -

Bagagen, Unterkünſte hinter der Front und ähnliches verwendet wird. Die Bombengeſhwader, die heute mit dem Auſtrag hinausgehen, feindlihe Jnduſtrieſtätten, große

Stapel- und Munitionspläße hinter der Front, Bahnfknoten-

punftte und Feſtungen anzugreifen, habén Bomben an Bord, die 50 und 100 Kilogramm Sprengſtoff enthalten. Dieſe Luftgeſchoſſe haben eine langge ſtre >e torpedoähnliche Form, während die erſten Bomben birnenförmig waren, und werden mit Zielvorrihtungen abgeworfen, die unter

- Berüfſihtigung der Windſtärke, dex Fluahöhe und Flug-

geſhwindigkeit ein ziemli<h genaues Treffen ermöglichen. Dieſz großen Bomben liegen in beſonderen Abwurfvorrihtungen in oder unter dem Rumpf des Flugzeuges Und werden dur< einen Hebelgriff ausgelöſt. Mit der zunehmenden_Tragfähigkeit der Flugzeuge wird

Maſchinengewehr.

ſtarr eingebaut, das am : __ Beobatexſiß befindlihe beweglih iſt. Später wurden engliſche Flugzeuge er= beutet, die mit drei Maſchinengewehren ausgerüſtet waren, wovon eines ſtarr beim Führer eingebaut war, die beiden anderen auf einem Ring gedreht und bewegt und vom Beobachter bedient werden Tonnten. Dieſe bei= den anderen waren gefuppelt mit einem in der Mitte liegenden Viſier, ſo daß zwei Geſchoßgarben gleichzeitig verfeuert wurden. SS E Auch die Munition des Maſchinengewehres iſt dem beſonderen Zwecke des Luftkampfes angepaßt worden. Die ſogenannte Leuhtſpurmunition, Deren Geſchoſſe ihre Flugbahnen in der Luft durch einen Üeinen leuchtenden Funken bezeichnen, exrleihtert das Zielen ungemein, da der Flieger dur< die ſihtbar gewordene Flugbahn erkennen fann, um wieviel er am Ziel vorbeiſhießt. Außerdem werden häufig Brandgeſchoſſe “angewendet, Um Tragflächen oder Benzinbehälter des feindlihen Flugzeuges zum Brennen oder Zerſpringen zu bringe / | Auch beim Angriff auf feindlihe Ballone wenDen die Flieger Brandaeſchoſſe an, die den Ballon Und ſeinen gewaltigen Gasinhalt im Nu aufflammen laſſen. Für dieſen Zwe > haben die Franzoſen Brandraïeten, ungefähx in der Art der hefannten Feuerwerksraketen, benußt, die an den Streben des Flugzeuges angebra<t und beim Angriff auf den Ballon in möaglichſter Nähe vom Führer dur< eine _elettriſhe Vorrichtung ausgelöſt werden. |