Die Physiognomie des Menschen
gestalten. Er vertiefte sich in philosophische Probleme, die sich ihm stets nur im Zusammenhang mit Natur und Leben einstellten. Weite Reisen führten ihn durch Italien, Frankreich und Spanien. Überall suchte er die Gelehrten und Künstler des Landes auf, seine Wißbegier durchstöberte die Bibliotheken, in engster Berührung mit Land und Volk baute sih der Grund an, auf dem seine umfassende Gelehrsamkeit wuchs, unterstützt von guter Beobachtungsgabe und Lebensgewandtheit. Sein Redetalent erleichterte ihm jede Fühlungnahme, sein erfinderischer Geist verwertete alle Eindrücke, ein gewisses Expansionsbedürfnis fundierte seinen Hang zum Sammeln, zum Belegen: Beweisstücke mußten gesammelt werden, um sie vorzeigen und dann ad acta zum gesicherten Wissenschaftsmaterial legen zu können, neuem Erleben und Verstehen Platz zu machen. — Er besaß die auffallende Heimatliebe aller großen Männer. Es zog ihn nach seinem Geburtsort zurück. In der Umgegend von Neapel bewohnte er ein Landgut, das fern vom Lärm der Stadt, mitten in sorgsam gepflegten Gärten lag. Mit ihm lebte sein Bruder Vincent, ein gelehrter Altertumsforscher, dem er von Kindheit an in engster Freundschaft verbunden war. Das Schaffen beider Männer befruchtete sich gegenseitig in reichstem Maße. Johannn Baptistas Studien wandten sich mit Vorliebe wunderbaren, geheimnisvoll erscheinenden Dingen zu, wie er sie schon früh in seiner „Natürlichen Magie“ bearbeitet hatte (s. unter Nr. 1 und 3 des Schriftenverzeichnisses). Sein Landhaus war der Mittelpunkt eines sehr exklusiven Gelehrtenzirkels, der sich „Di Secreti“ nannte und nur Forscher und Erfinder von einigem Ruf aufnahm. (Porta selbst konnte sich die Erfindung des Teleskops und derCamera obscura zuschreiben.) Ein zweiter „Gartenphilosoph“, genoß er das stille, ländlicheLeben in geruhsamerZurückgezogenheit. In seinen Mußestunden pflegte er die
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