Ereignisse und Operationen in Süd-Dalmatien (Crivoscie, Bocche di Cattaro) und in den angrenzenden occupirten Ländern. 1, Schilderung des Landes und Volkes und Vorgeschichte des Aufstandes : mit 2 Karten und 12 Abbildungen
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Flinte die weſentli<ſten Dienſte leiſtet. Feindliche Ueberfälle hat der Montenegriner bei der eigenthümlichen Geſtaltung ſeines Terrains in den wenigſten Fällen zu fürchten, doh bewacht er ſeine Grenzen auf das ſorgfältigſte und vermag binnen 24 Stunden ſeine Streitfräfte auf dem bedrohten Punkte zu verſammeln. Als Feind iſt er liſtig wie ein Fuchs. Er lot den Angreifer in den Hinterhalt in irgend einen Paß, eine Schlucht, einen Hohlweg, an deren Rändern er Felsblö>e und Baumſtämme aufthürmt und auf die Feinde herabſhleudert. Nehmen die Montenegriner einen Feind mit den Waffen in der Hand gefangen, ſo wird demſelben der Kopf abgeſchnitten; verſchont wird nur derjenige, der ſi< vor dem Kampfe ergiebt. Sonſt giebt der Montenegriner keinen Pardon, nimmt aber auh keinen. Jun der Regel wehrt er ſi<h bis zum leßten Athemzuge, und iſt einer ſeiner Kameraden ſo ſ{hwer verwundet, daß er ſich niht mehr fortzuſhleppen vermag, ſo tödten ihn die eigenen Kampfgenoſſen, um ihn nicht lebendig in die Hände des Feindes fallen zu laſſen. Jm Kriege führt der Montenegriner keinen andern Proviant mit ſich, als ein Stüc Caſtradina, Brot, Käſe und Knoblau, dazu eine Kürbisflaſhe guten Branntweins. Sie ſind im Stande, jeder Witterung zu trozen und ein drei- oder vierſtündiger Schlaf auf na>tem Felſen und unter freiem Himmel genügt ihnen hinlänglich. Nach jedem Gefechte wird geſungen, getanzt (Kolo), dann geplündert, worin ſie wahre Meiſter ſind. Von Durſt nah Beute getrieben, unternehmen ſie au< in kleinen Abtheilungen Raubzüge in die benahbarten Länder. Selbſt die Prieſter, ſowie Weiber und Kinder nehmen thätigen Antheil an dem Gefechte. So leben und ſterben die Czernogorzen als Krieger und Räuber, fern jeder civiliſirten Negung, ohne die Wohlthaten der Cultur empfunden, ein gemüthvolles Familienleben durhkoſtet zu haben, in der Einöde ihrer Felſenklüfte, und gar oft bleihen die Sonne und der ſhneidige Karſtwird ihre Knochen, bis ſie, verwittert und in Staub zerfallen, ſi<h mit dem Kalkſtaube vermiſchen.
V, Der Aberglaube an ein. einiges Slavenreich. Keine Nation Europas, vielleiht mit alleiniger Ausnahme
der Türken, iſt ſo rei<h an Märchen und Sagen, Prophezeiungen und abergläubiſchen Hoffnungen, wie die ſlaviſhe, und namentlich