Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

B. Napoleons Niederlage.“ 59

terredung meinte er auch: „Die Franzoſen können ſich nicht über mih beklagen; um ſie zu ſhonen, habe ih die Deutſchen und die Polen geopfert. Jh habe in dem Feldzuge von Moskau 300000 Mann verloren, doch es waren nicht mehr als 30000 Franzoſen darunter.“ „Sie vergeſſen, Sire,“ — will Metternich ſtolz erwidert haben, „Daß Sie zu einem Deutſchen ſprechen.“ Bei der lebhaften Rede fiel dem Kaiſer der Hut zu Boden, doch Öſterreichs Miniſter büte ſi<h nicht, um ihn aufzuheben. Es war ſchon eine neue Zeit angebrochen, in der man vor Napoleon nicht mehr kraftlos im Staube lag. Die Unterredung verlief ergebnislos. Erſt knapp vor der Abreiſe Metternichs zeigte ſich der Kaiſer der Franzoſen nachgiebig. Er geſtand zu, daß der Allianzvertrag vom Jahre 1812 für aufgehoben erklärt werde und war bereit, die bewaffnete Vermittlung des Kaiſers Franz anzunehmen. Es wurde vereinbart, in Prag einen Kongreß abzuhalten und den Waffenſtillſtand zwiſchen den zwei verbündeten Mäche ten und Frankreich bis zum 10. Auguſt auszudehnen. An dieſem! Tage ſollten die Würfel folgenſchwer fallen und für den Krieg oder Frieden entſcheiden.

Mitte Juli fanden ſich die Bevollmächtigten in Prag ein. Sie ſtanden unter dem Einfluſſe der Nachrichten von dem ſtrahlenden Siege, den Englands Feldherr Wellington in Spanien über die Franzoſen errungen hatte. Jn Prag fiel Öſterreich die Führung der Verhandlungen zu; Metternich war es allerdings nicht leicht geweſen, ſich für jezt und für die folgende Zeit gebietend in den Mittelpunft zu ſchieben. Der Kongreß vollbrachtemnicht viel, denn es blieb bei der Erledigung von Formalitäten, weil Napoleon die Beratungen in gewohnter Weiſe zu verzögern ſuchte. Mittlerweile hatte jedoch die Kriegsluſt bei den Verbündeten zugenommen; ſogar Metternih wurde von ihr ergriffen. Graf Philipp Stadion, Öſterreichs früherer Miniſter des Äußern, der im Hoflager der Verbündeten als eifriger Vertreter des Kaiſers Franz erſchienen war, feuerte zur Tat an und ſelbſt: die Bevölkerung in Prag ließ den franzöſiſchen Diplomaten ihre kriegsluſtige Abneigung fühlen. Metternich drängte Frankreich zu einer Erklärung und verlangte nun nicht bloß die Annahme der vier Punkte der Reichenbacher Konvention, ſondern auch die Gutheißung der zwei übrigen Forderungen, die er vorhin dem Grafen Neſſelrode vorgelegt hatte. Das war alſo die Auflóſung des Rheinbundes und die Erweiterung Preußens zu dem Umfange, den der Staat vor dem unglü>lichen Jahre 1806 aufwies. Napoleon nahm dieſe Zumutung mit Entrüſtung entgegen, aber er