Geschichte der auswärtigen Politik Österreichs im 19. Jahrhundert.

B. Napoleons Niederlage. “E 61 fönne®) — gewiß ohne zu ahnen, daß der Maun einſt feindliche Heere durch Frankreich führen werde. Carl Schwarzenberg, der nunmehrige Oberbefehlshaber, diente ſeinem Monarchen mit Pflichteifer und Selbſtloſigkeit. Ohne ein kühner Taftifer zu ſein, ohne überhaupt als Feldherr Großzügigkeit an den Tag zu legen, leiſtete er jezt in der Erfüllung ſeiner niht immer erfreulichen Auſgabe viel Nüßgliches, denn der Generaliſſimus einer Koalitionsarmee muß oft vor allem Diplomat ſein. Dem Fürſten Schwarzenberg zur Seite ſtand Radebky, einer der tüchtigſten Generäle des öſterreichiſchen Heeres. Die ſhleſiſhe Armee, die gegen Napoleon auſgebracht wurde, fand in Blücher ihren erprobten Kommandanten, die Nordarmee wurde von dem ſchwediſchen Kronprinzen Bernadotte geführt, der in des Korſen Schule herangereiſt war und ſeinem ehemaligen Gönner als abtrünniger Günſtling viel Leid bereitete. Abwechſlungsreich geſtaltete ſih der Krieg im Auguſt und September. Napoleon behauptete zwar Dresden in einer zweitägigen Schlacht, aber bei Großbeeren, an dex Katzbach, bei Kulm und Dennewiß ſiegten die Verbündeten. Sie befeſtigten am 9. September in Teplitz ihre gegenſeitigen Beziehungen, indem ſie eine dauernde Allianz eingingen. Die drei Herrſcher verbrieften für ſih und ihre Erben die Erhaltung der Freundſchaft und beſtändigen Eintracht ; ſie verſprachen, ihre Länder gegenſeitig wider jeden Angriff zu verteidigen. Nur gemeinſchaftlich wollten ſie einen Waffenſtillſtand oder Frieden ſchließen; ihre Botſchafter und Geſandten an fremden Höfen ſollten in wehſelſeitigem Einvernehmen handeln. Zunächſt verpflichtete man ſich, für die Wiederherſtellung der öſterreichiſhen und preußiſchen Monarchien auf der Baſis der Beſizungen vom Jahre 1805 zu kämpfen und für die Auflöſung des Rheinbundes einzuſtehen. Über die neue Einteilung der Landkarte Europas wurden weitgehende Vereinbarungen getroffen. Von dem flammenden Nationalismus, der aus den Kundgebungen und Abmachungen zwiſchen Preußen und Rußland am Anfange des Krieges we>end und anfeuernd herausklang, war in dem neuen Vertrage nichts enthalten. Das Strafgericht, das vor Monaten den pflichtvergeſſenen deutſchen Fürſten angedroht wurde, die im Lager Napoleons verharrten, zerfloß bereits in nichts. Allzu ſtark machte ſih Metternihs Walten fühlbar, während der Einfluß des fternhaften deutſchen Staatsmannes, des Freiherrn vom Stein, abnahm. Bayern wurde auch bald durch die Vereinbarungen zu

1) Prokeſh-Oſten. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Feldmarſchalls Fürſten Carl zu Schwarzenberg. Wien 1861.