Geschichte der französischen Revolution

Auffaſſung und Weſen der Revolution. 3

zur Erhaltung der Monarchie; Europa wurde beherrſ<ht von dem Manne, der Metternih als die Inkarnation der Revo[lution erſchien, der auh im Innern Frankreids alle in gleicher Knechtſchaft niederhielt, und ſiebzehn Jahre na<h dem Tode Marie Antoinettes eine andere Erzherzogin auf Frankrei<s Chron zurüd>führte. Ein überraſhendes Schauſpiel fürwahr, auf den erſten Bli> verblüffend und ganz unbegreifli<h. Und doh geht alles mit einer geregelten Folgerictigfeit vor ſi. „Im ganzen iſt es der ungeheure Anbli> von Bächen und Strömen“ — ſo ſchreibt Goethe an Schiller — „die ſih na Naturnotwendigkeit von vielen Höhen und vielen Tälern gegen einander ſtürzen und endli<h das Überſteigen eines großen Fluſſes und eine Überſ<wemmung veranlaſſen, in der zugrunde geht, wer ſie vorgeſehen hat ſo gut als der ſie niht ahnete.” Wo immer das Intereſſe des Menſchen am Menſchen ſih lebendig erweiſt, bei allen Kulturnationen wie bei allen Individuen, denen der Bli> auf das Ganze niht fehlt, wird man die Revolutionsgeſhi<hte mit derſelben Teilnahme betraten wie die eigene Vergangenheit.

Das wäre gewiß niht der Fall, wenn es ſih dabei, wie man geſagt hat, wirklih nur um einen Krieg gegen die Religion handeln würde. Allein der antireligiöſe Charakter der Bewegung iſt mehr ein zufälliger; weniger die <riſtlihe Lehre als die politiſche Inſtitution der Kirche wurde zum Gegenſtand der wütendſten Angriffe gema<ht. Andere haben die Anarchie als das Bleibende in der Erſcheinungen Flucht hervorgehoben, aber au das iſt unrichtig und ließe ſih ſhon dur<h Mirabeaus Äußerungen widerlegen. In England hat die Demofratie, neben Königtum und Adel ſhon lange vorhanden, ihr Endziel, eine Verfaſſung, dur die Revolution von 1688 erreicht; die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben ſi< nac der Losſagung von England eine Bundeszentralgewalt geſchaffen, die, hervorgegangen aus der Revolution, weder mit dem Königstum no mit dem Adel zu rechnen hatte. In Frankreich hat man die Monarie erſt beſ<hränkt, um bald über ſie und die Ariſtokratie hinwegzuſchreiten. Was aber die Franzöſiſche Revolution vor allen andern Bewegungen ähnlicher Art auszeihnet, iſt ihr univerſaler Charafkter: niht Frankreich allein, | der ganze Kontinent wurde dur ſie neu geſtaltet. Inſofern | ähnelt ſie der großen religiöſen Bewegung des ſe<zehnten

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