Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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mitlel, unter ihuen der Ex-Miniſier Garat, proviſoriſ<h unter die Ueberwachung von drei Sansculotten, mit einer Judemnität von 5 Fraucs yer Tag für die Ueberwacher, geſtellt werden" follen. Nachdem eine Deputation der Jakobiner das hungrige Volk ſeiner Sympathie verſichert hat, verläuft ſi<h daſſelbe beruhigt.

Am folgenden Tage erſcheint eine vom Maire Pache geführte Deputation der Kommune im Kouvente, wo Robespierre gerade den Vorſiß hat. Pache erklärt, daß das Volk befürchtet, Mangel zu leiden, und daß das Uebel durch die Aufkäufer hervorgerufen worden iſt. Alsdann hält Chaumette folgende Rede: „Die Tyrannen Europa's beharren bei ihrem ſ{heußlihen Syſteme, das franzöſiſche Volk auszuhungern ; ſie wollen es zwingen, ſeine Souveränität mit einem Biſſen Brot zu vertauſchen. . , . Das wird es nie thun. Eine Klaſſe, niht minder verbrecheriſh als der Adel, hat ſich der Waaren erſter Nothdurft bemächtigt. Ihr habt ſie mit Euren Schlägen wohl getroffen, aber nur betäubt. Jhr übergebt den Adminiſtratiouen die Schlüſſel der Speicher und das hölliſ<he Buch der Berechnung dieſer Ungeheuer: abex, wo iſt die robuſte Fauſt, welhe zum Verderben der Verräther den Schlüſſel umdreht ? Berg, ſei der Sinai der Franzoſen! Kein Quartier mehr für die Verräther! Laſſet uns zwiſchen ſie und uns die Barrière der Ewigkeit werfen! Der Tag der Gerechtigkeit und des Zornes iſ gekommen! .…. Es bilde ſih die revolutionäre Armee; ſie durchziehe die Departements ; ſie verſtärke ſih mit allen Männern, welche die eine und untheilbare Republik wollen; ihr folge ein unbeſte<hliches, fürhterlihes Tribunal mit dem Juſtrumente, welches mit einem einzigen Streiche die Komplotte durhhaut! Sie ſchreibe auf ihre Fahne: Friede den wohlgeſinnten Männern, Krieg den Aushungerern, keine Unterdrückung, ſondern Gerechtigkeit !“

Demgemäß beſchloß der Konvent die Bildung einer aus 6000 Mann (mit 1200 Kanonieren) beſtehenden Revolutions-Armee, welche den Zwe haben ſollte, die Gegenrevolution im Zaume zu halten und überall, wo es noththäte, die Lebensmittel unter ihren Schuß zu nehmen. Die Todes- . ſtrafe ſollte an Jedem, der Aſſignaten kaufte oder verkaufte, vollzogen werden. Das mit dieſer Armee gehende Revolutions - Tribunal ſollte, um das Aburtheilen zu beſchleunigen, in vier Sektionen getheilt ſein. Der Konvent ſtellte die mit der Guillotine ausgerüſtete RevolutionsArmee unter den Beſehl des Generals Karl Philipp Nonſin. Dieſer war der 1752 zu Soiſſons geborene Sohn eines wohlhabenden Gutsbeſißers, hatte eine gute Erziehung erhalten und ſi< niht nur ſchon zu Anfange der Revolution als Klub - Reduer hervorgethan, ſondern war auch als der Verfaſſer mehrerer Luſtſpiele und Tragödien bekannt.*)

*) Db es vom Konvent weiſe gehandelt war, einem Dichter die Handhabung der Guillotine zu übertragen, bleibe dahingeſtellt, Ronſin hat folgende Theaterſtücke gedichtet: Der Tod des Herzogs von Braunſchweig, 1787; — Das Feſt der Freiheit, eine Comédie - Vaudeville, 1790; — Ludwig X11., Tragödie, 1790; Der Bund der Fanatiker und der Tyrannen, Trauerſpiel, 1791; — Aretaphile, Trauerſpiel, 1793,