Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794
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Saint -Juſt, dieſen Apoſtel der Tugend, der dem Verrath am Rhein und im Norden ein Ende machte und gleichwie Lebas den Waffen der Republik zum Siege verhalf, Couthon, dieſen tugendhaften citoyen, der von den Lebenden zwar nur Herz und Kopf, aber dieſelben voll glühenden Patriotismus, beſitzt ,*) Robespierre den Jüngeren, welcher den Siegen der italieniſhen Armee vorſtand, Und wer ſind ihre Feinde 2“ (Hier folgen Shmähungen gegen Amax, Dubarran, Collot-d'Herbois, Bourdon von dex Oiſe und Barère.) Die Proklamation ſ<ließt mit den Worten : „Volk, erhebe dich! Wir wollen denn doh nicht die Frucht des 10. Auguſt und des 31, Mai verlieren; wir wollen alle Verräther ins Grab ſtürzen !“ :
Hierauf wird vom Generalrathe beſchloſſen: daß alle Komman= ' direnden der bewaffneten Macht und alle beſtehenden Behörden erſucht werden ſollen, zu fommen und zu ſ{hwören, daß ſie das Vaterland retten wollen; daß die Thore von Paris geſchloſſen; daß die Befehle der Aus\chüſſe als nicht ergangen betrachtet werden; daß die Kanonen der Sektion der Menſchenrehte vorrücen, und daß die citoyens Henriot, Boulanger, d’Aubigny, Dufraiſſe und Sijas, deren Verhaſtung der Konvent beſchloſſen hat, unter dem Schuße des Volkes ſtehen ſollen.
Wirklich leiſteten den verlangten Eid die Gendarmen der 32. Diviſion und die Gendarmerie der Gerichte. Aber welche Kraſt hat in ſolchen Augenbli>en ein Eid? Die Franzoſen hatten während den verſchiedenen Epochen der Revolution ſchon ſehr verſchiedene Eide geleiſtet !
Nun ertheilt die Kommune den Befehl zum Sturmläuten. Jn alle Stadttheile von Paris werden Emiſſäre entſandt, die Sektionen werden zuſammenberufen und die zweifelhaften Adminiſtratoren ſollen verhaftet werden. Den Beſchließern der Gefängniſſe wird der Befehl ertheilt, Niemanden aufzunehmen, ſowie au< Niemanden freizulaſſen, ausgenommen auf ſpezielle Anordnung der in den Händen der Robespierriſten befindlichen Polizeiverwaltung. Sodann werden Coffinhal und Louvet beauftragt, die im Sicherheits-Aus\huſſe gefangenen Patrioten vermittelſt der bewaffneten Macht zu befreien.
So wurde denn Henriot wieder in Freiheit geſeßt. Er kommt zu den in der Nähe befindlichen Kanonieren und gibt vor, daß er un\huldig befunden worden iſ, worauf dieſe ihm zujubeln. Als er aber den Konvent beſchießen laſſen will, gehorchen ihm die Truppen nicht und ex kann ſi< nur mit Mühe und Noth dadur< retten, daß er ſeinem Pferde die Sporen gibt und davonſprengt.
Henriot fam ins Stadthaus, wo ſi< au< na< und na< Robes-
*) Die Glieder Couthon's waren gelähmt und er hatte immer zwei Männex bei ſich, die ihn tragen mußten, Couthon, ſeit 1785 Advokat zu Clermont, hatte ſi< dieſe Krankheit in einem feuchten Raume geholt, wo er eine Nacht zugebracht hatte, als er hatte zu einer geliebten Frau gelangen wollen, Couthon war 1793 bei der Belagerung und Beſtrafung der gegen den Konvent aufrühreriſh gewordenen Stadt Lyon ſehr thätig. Kurz vor der jepigen Kataſtrophe wollte ex nah ſeiner Heimath in die Auvergne reiſen, und die dortigen revolutionären Behörden hatten ſchon Feſte angeordnet und einen Triumphwagen beſtellt. Wegen der herannahenden Kriſis ſagte er ab und blieb in Paris.