Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Sie bilden den Großteil vieler bäuerlicher Bevölkerungen in Europa, sind aber auch sonst erwerbsame Leute, wie die gemütlichen Holländer oder die französische Rentnerklasse. Die ostbaltische Rasse, der Grundstock der slawischen Bevölkerungen, gleichfalls kurzschädlige Menschen, mit mongoloidem Einschlag, oft etwas geschlitzten Augen und hervortretenden Backenknochen. Pykniker mit starker schizoider Legierung, im Grunde friedliche Naturen, aber mit phantasiereichem Gemüt und zwiespältiger Seele; ähnlich grüblerisch veranlagt wie die nordische Rasse, aber nicht zum Ziel kommend und mit eher pessimistischem Einschlag. Wir erinnern uns dabei an die großen russischen Dichter, etwa Dostojewskij (XIII, 8).

Die orientalische Rasse (Spinoza Fig. 25; Chaplin XIV, 1), zartgliedrig, langschädlig, schmalgesichtig, der westischen Rasse verwandt, mit leicht gebogener Nase, etwas dicken Lippen und dunklem Haar. Sie bildet den Grundstock der semitischen Völker und ist eine der Grundrassen der Juden. Dem Charakter nach sind ihre Angehörigen ebenfalls freiheitsliebend, abenteuerlich, ernst und von einer weniger vom Gefühl als vom Intellekt gespeisten Phantasie, die sie insbesondere zu wissenschaftlichen Leistungen befähigt; doch sind auch die semitischen Religionen ein Erzeugnis dieser eigentümlichen Geistigkeit.

Die vorderasiatische Rasse (Sanders VIII, 6; Offenbach VI, 5) ist ebenfalls von kleinem Wuchs, doch kurzschädlig, mit ausgesprochenem Winkelprofil, großer Nase, fliehender Stirn, zurückweichendem Kinn. Trotzdem mit starken pyknischen Zügen, zwischen dionysischer Verzückung, die sich bis zu orgiastischer Sexualität steigert, und asketischer Selbstvernichtung schwankend, dabei friedlichen Beschäftigungen zugeneigt, sich leicht in die Mitmenschen einfühlend, daher gute Menschenkenner,

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