Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

19 Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

_ auf die neutralen Staaten und die Weſtmächte. Auf dem Balkan, wo die e Ententeſreundſ<haft no< | ret gefährlih für uns ihx Unweſen trieb, hatte

ſtarke Ernüchterung im Gefolge. Man mußte ſih

Sache des Vierverbandes als verloren zu betrahten ſei, denn na<h der Eroberung von Przemysl

von Lemberg nur eine Frage kurzer Zeit, und dann war es mit der ruſſiſ<hen Herrſchaft in Galizien überhaupt vor=bei. Jn der Tat wurden die Verhandlungen, die Bulgarien und Rumä= nien mit dem Vierver=band. führten, nunmehr

mit Fahnen und Muſiffapellen nah Shönbrunn zum Kaiſer. Unterwegs wurde beim Kriegsminiſterium haltgemaht. Die deutſche und die öüſterreihiſ<he Volkshymne wurden geſpielt Und von dex hochbegeiſterten Menſhenmenge mitgeſungen. den Klängen der „Wacht am Rhein“ ging es dann weiter. | Auch in Berlin löſte die Nachricht freudige Erregung aus. Beſonders groß aber war der Jubel der Bevölkerung in München; waren es do< Bayern, die an der Eroberung von Przemys] ſo tapfer mitgeholfen hatten, und ein Bayer war ihr Anführer geweſen. Generalleutnant Paul Kneußl ſtammt aus Lindau. 1862 als Sohn eines Staatsbeamten geboren, ward ex 18883 Leutnant, 1892 Oberleutnant, 1897 Hauptmann, 1904 Major, 1907 Oberſtleutnant, 1910 Oberſt, 1912 Generalmajor und während des Krieges General=leutnant. Durh- den bayeriſhen Generalſtab hindur<hgegangen, war ex als Stabsoffizier au< Direktor der baye=riſhen Kriegsatademie und zuleßt im Frieden, 1913, Staatsrat und Stellvertreter des bayeriſ<hen Kriegsminiſters.Einen tiefen Eindru> machte der Fall von Przemysk ferner

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Am 9. Mai 1915 bei Ypern gefangen genommene Engländer.

SO raemer, Berlin. VON ſeiten jener mg= : liſt verlangſamt. Beide Staaten wollen offenbar den Gang der Ereigniſſe no< weiter abwarten, bevor ſie einen Entſ<hluß faſſen, um immér no< die Freiheit zu haben, ſi< im geeigneten Zeitpunkte für oder gegen den Vierverband zu entſcheiz den. Jn Frankreih und England wirkte der Fall von Prze=mys[_ niederſ<metternd. Iroß allen beſ<hönigenden Wenns und Abers wurde im Grunde genommen doh zugegeben, daß der Sieg der verbündeten Zentralmähte wohl das Vorſpiel zur gänzlihen Zertrümmerung dex ruſſiſhen Militärmacht ſei. | SS

In den Sthlahten des Monats Mai wurden von den unter öſterreihiſ<-ungariſhem Oberbefehl kämpfenden ver=-

bündeten Armeen an Gefangenen und ſonſtiger Beute ein-

gebraht: 863 Offiziere, 268869 Mann, 251 leihte und ſ<hwere Geſchüße, 576 Maſchinengewehre und 189 Munitionswagen. HSiernzu ftommt no<h zahlreihes anderes Kriegsmaterial, das zum Beiſpiel bei einer einzigen der

Karpathenarmeen 8500 Shuß Artillexiemunition, 5/2 Mil=

lionen Snfanteriepatronen, 32000 ruſſiſhe Repetiergewehre und 21000 ruſſiſche blanke Waffen beträgt. (Fortſezung folgt.)

Jlluſtcierte Kriegsberichte.

Die Erſtürmung des Oſtry. (Hierzu das Bild Seite 9.) — :

Am 9. April wurde von deutſhen Truppen der Zwinin erſtürmt, jener hohe Bergrücken bei Tucholka, den die Ruſſen nah allen Regeln der Feſtungsbaukunſt für die Verteidigung ausgebaut hatten und für vollkommen uneinnehmbar an=ſahen. Nun galt es, den ſüdöſtlih anſchließenden, 1026 Meter hohen Oſtry zu bezwingen, der nah der treffenden Bezeihnung eines Kriegsberichterſtatters dort no< „wie ein Pfahl in unſer Fleiſh“ ragte. Es trat zunächſt eine Pauſe ein, die unter anderem von den Sanitätsabteilungen benußt wurde, den auf dem Zwinin gefallenen Kameraden ein würdiges Denkmal zu errihten; auh mußte man die nötigen Nahſhübe an Munition, Lebensmitteln und ſonſtigem Kriegsbedarf erſt abwarten. Darüber wurde aber natürli<h feine Stunde die Vorarbeit gegen den Oſtry

verſäumt. Den hatten die Ruſſen womöglih no< groß=

artiger ausgeſtaltet als den Zwinin. Mehrfache Ketten von Schüßengräben waren eingeri<htet und mit beſten ruſ=

ſiſhen Truppen, nämli<h finmniſhen Schüßenregimentern,

beſeßt; ja ſelbſt für den Fall, daß ihnen ein Teil des Berges entriſſen würde, waren innere Stüßpunkte vorgeſehen. Jm übrigen war der ganze Oſtry mit Maſ<hinengewehren geradezu geſpidt, niht gere<hnet die Batz terien und verſchiedene Minenſelder, die Drahtverhaue und Wolfsgruben.. Troß allem aber arbeiteten ſih die Angreifer langſam heran. Sappen um Sappen wurden vorgetrieben, Minenſtollen gegraben und an ihren Enden gewaltige

Ladungen zur Exploſion gebraht. Kurz, es entwi>elte

ſich. dort ein regelre<htes Bild des bis. dahin in den ‘Kar-

pathen no< wenig geübten, an- der Weſtfront ſeit Mo-"

naten wohlbekannten Stellungsfkampſes. So ging es bis zum: 24. April. An dieſem Tage ſeßte um zehn Uhr voxmittags bei den verbündeten Truppen ein gewaltiges Feuer auf die etwa einen Kilometer länge feindlihe Höhe ein, aus ſämtlihen Rohren: zwei ſ<hwere und zwei leihte Haubigenbatterien im Weſten, je eine Gebirgshaubißen- und

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eine, Gebirgskanonenbatterie im Süden, ferner die großen

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o Sailly Lille Béthune => o Neuve-Chapelle C | D ===>{ 12 Bassée : D R ‘ TE Erläuterung :

gptens e Stellung. n / —> Einheitlicher Angriff ===> Selbständige Angriffe.

Maſsſtab : D A; ES 20 30 To m Fras

Karte zu den Maikämpfen an der Weſtfront.

der Fall der Feſtung eine -

\<ließli< ſagen, daß die S

‘war die Wiedereinnahme

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