Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten, стр. 626

und damit auh einen Wendepunkt in der Entwi>elung der europäiſhen Verhältniſſe bezeihnen. Roth war die Farbe des Tages, weil die genannten Schriftſtücke gleihbedeutend waren mit der Krie gserfklärung.

Die Würfel waren gefallen, an jenem denkwürdigen Tage erſchien das Manifeſt des Kaiſers von Rußland, welhes in der Erklärung gipfelte, daß na<h der Verwerfung des Protokolls nunmehr in Folge der hartnätigen Weigerung der Pforte - auf die berechtigten Forderungen Europas einzugehen, für Rußland der Augenbli> des ſelbſtſtändigen Handelns eingetreten ſei.

Nach zweijähriger, leider vergeblicher diplomatiſcher Arbeit, war aus dem „Bischen Herzegowina“ (wie Fürſt Bismar> geſagt hatte) doh der ruſſiſ<-türkiſhe Krieg entſprungen. “Am 2. Juli 1875 meldete der engliſhe Conſul Holmes aus Bosna-Serai, daß Unruhen in der Herzegowina aus8gebrochen ſeien, Unruhen, wel<hen Niemand einebeſondere Bedeutung zuerkennenw ollte und die ſpeciell dem Fürſten Gortſhakoff ſehr ungelegen kamen, und am 24. April 1877 wurden troß Andra ſy "ſher Reformuote, Berliner Memorandum, CoûferenzBeſchlüſſe und Londoner Protokoll „alle friedlichen Mittel“ für er\<öp ft erklärt und ein Manifeſt des Kaiſers Alexander berief ſih geradezu auf die „Waffengewalt“.

Dieſe Anſprache des ruſſiſchen Kaiſers, welche an dem genannten Tage erſchien, verfehlte beim ruſſiſchen Volke nicht ſeine Wirkung; es wurde dieſelbe ſowohl in St. Petersburg als in der alten ehrwürdigen Czarenſtadt Moskau mit großer Begeiſterung aufgenommen.

Das Manifeſt des Kaiſers Alexander lautete: :

„Unſere treuen Unterthanen kennen das lebhafte Funtereſſe, wel<hes Wir beſtändig den Geſchi>ken der von der Türkei unterdrückten <riſtlihen Bevölkerung gewidmet haben. Unſer Wunſch, das Los derſelben zu verbeſſern und zu gewährleiſten, wird von der ganzen ruſſiſchen Nation getheilt, welche ſi< nunmehr bereit zeigt, neue Opfer zu bringen, um die Lage der Chriſten auf der BalkanHalbinſel zu erleihtern. Gut und Blut Unſerer treuen Unterthanen iſ Uns immer theuer geweſen. Unſere ganze Regierung bezeugt die beſtändige Sorgfalt, Rußland die Wohlthaten des Friedens zu erhalten. Dieſe Sorgfalt hat Uns unaufhörli< ſeit Beginn der traurigen Ereigniſſe in Bos8nien, der Herzegowina und Bulgarien beſeelt. Wix hatten Uns vor Allem das Ziel geſte>t, auf dem Wege friedlicher Verhandlungen und im Einvernehmen mit den europäiſhen Großmächten, Unſeren Alliirten und

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Freunden, zu einer Verbeſſerung der Lage der Chriſten im Oriente zu gelangen.

Zwei Jahre hindur<h haben Wir unaufhörliche Anſtrengungen gemacht, um die Pforte zu Reformen zu veranlaſſen, welchedieChriſtenin Bulgarien, Bosnien undderHerzegowina ſicherſtellenkounten vox der Willkür der Localbehörden. Die Ausführung dieſer Reformen ging in abſoluter Weiſe aus den früheren Verpflichtungen hervor, welche die Pforte feierlih dem geſammten Europa gegenüber eingegangen war.

Unſere Bemühungen, obwohl unterſtüßt dur diplomatiſche Vorſtellungen, welhe in Gemeinſamfeit mit anderen Mächten gemacht wurden, haben indeſſen das gewünſchte Ziel niht erreiht. Die Pforte iſt unerſchütterlich geblieben in derkategoriſhenZurüc>wetſungjedweder GarantiefürdieSicherheit der Chriſten; ſie hat die Beſchlüſſe der Conferenz in Conſtantinopel abgelehnt, welche von dem Wunſche geleitet war, alle möglichen Mittel der Verſöhnung anzuwenden, um die Pforte zu bewegen.

Wir haben den anderen Cabineten vorgeſchlagen, ein Special-Protokoll abzufaſſen, welches die weſentlihen Bedingungen der Conferenz von Conſtantinopel in ſi begreift, und die Pforte aufzufordern, ſich dieſem internationalen Acte anzuſchließen, welcher die äußerſten Grenzen Unſerer friedlihen Forderungen bezeichnete.

Unſere Erwartung indeſſen hat ſie nicht erfüllt. Die Pforte hat dem einſtimmigen Wunſch des <hriſtlichen Europa niht nachgegeben, ſie hat den Beſchlüſſen des Protokolls ſich niht angeſchloſſen.

Nachdem Wir ſo alle friedlichen Bemühungen erſ<höpft haben, ſind Wir dur< die ho<hmüthige Halsſtarrigkeit der Pforte genöthigt, zu entſcheidenderen Acten überzugehen. Das Gefühl der Billigkeit, das“ Gefühl Unſerer eigenen Würde legt Uns dies gébieteriſ< auf. Durch ihre Ablehnung hat Uns die Pforte in die Nothwendigkeit verſet, zur Waffengewalt Unſere Zuflucht zu nehmen.

Auf das Tieſſte überzeugt von der Gerechtigfeit Unſerer Sache, und indem Wir in Demuth der göttlihen Gnade und Hilfe Uns anvertrauen, laſſen Wir Unſere treuen Unterthanen hierdurh wiſſen, daß der Augenbli>, wel<hen Wir vorausſahen, als Wix jene Worte ſprachen, auf welche ganz Rußland. mit ſo großer Einmüthigkeit antwortete — daß dieſer Augenbli> nunmehr gekommen iſt. Wir hatten die Abſicht ausgeſprochen, ſelbſtſtändig zu handeln, ſt0obald Wir es für nothwendig halten und die Ehre Rußlands es erfordern OLC ES em Wir “heute Den Segen Gottes auf Unſere tapferen Armeen

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