Illustrierte Geschichte des Orientalischen Krieges von 1876-1878. : mit 318 Illustrationen, Plänen, Porträts und zwei Karten

offen bekanntzugeben, daß die Pforte zahlreiche Mittel beſißt, Serbien zu ſchädigen, ſelbſt ohne ſi< mit demſelben formell im Kriege zu befinden. —

Serben! Wenn die Pforte ſelbſt in einem Momente, in welchem ſie dur< die Armee eines der mächtigſten Staaten ſo ſehr bedrängt iſt, uns gegenüber einen ſo bedenklihen Ton anſchlägt, ſo dürfen wir ſicherli<h niht eine Gelegenheit wie die jeßige vorübergehen laſſen, ohne unſere Zufunft ein- für allemal ſicherzuſtellen!

Nein! Der Kampf gegen unſeren hundertjährigenFeindiſtdurhunſeren lebten Krieg noh niht abgeſchloſſen. Es wäre weder in unſerem Fntereſſe no< in unſerer Würde, uns endgiltig den Frieden8arbeiten hinzugeben ohne alle unſere Energie aufzubieten, die Gefahren zu beſeitigen, welche die ſerbiſhe Nation bedrohen. Nichts in der Welt darf uns von der Erfüllung der Pflicht befreien, wel<he der ſerbiſchen Nation in ihrer Eigenſchaft als Mitglied der criſtlihen Familie im Oriente zufällt u. #. w.

Serben! Heute ergreifen au< wir wieder die Waffen für die heilige nationale und <riſtli<he Sache. Wie mein Ahn, ſtelle ih mih an die Spiße des ſerbiſhen Volkes in Waffen. Einen entſchloſſenen Schritt vorwärts! und wir reihen die Hanh unſeren Brüdern. Heute oder niemals hat die Stunde geſchlagen, das große nationale Werk zu vollenden.

Und ſomit vorwärts, ihr Krieger, an der Seite der ſiegreihen Adler des kaiſerlichen Befreiers und im Vertrauen auf den Allmächtigen, den Beſchirmer der Gerechtigkeit! Vorwärts im “Namen der Befreiung unſeres theuern Vaterlandes! Belgrad, den 1. Dezember 1877.

Milan Obrenowitſ< TV., Fürſt v. Serbien.

Ein paar Tage ſpäter (16. Dezember) war Fürſt Milan in das Hauptquartier Alexinaß abgereiſt.

Am 24. Dezember hatte der erſte Flügel des Schumadia-Corps unter dem Diviſionär Oberſt Paicewitſ< die Stadt Ak-Palanka und deren Befeſtigungen na< atſtündigem Kampfe genommen. Jn Ak-Palanka wurden viel Proviant, Munition und drei Kanonen erbeutet und dort Winterquartiere bezogen, um den Angriff gegen das von den Türken befeſtigte Pirot vorzubereiten. Der linke Flügel des Schumadia-Corps unter Oberſt Jvanowitſ << hielt Babina-Glava beſet und hatte ſi< mit dem re<ten Flügel des Timok-Corps vereinigt. Corps-Commandant General Bel imarkowit\ < hatte ſeinen Stab von Pandiralo nah Ak-Palanka verlegt und begann gegen Pirot zu operi-

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ren, wel<hes am 28. Dezember von. den Serben genommen wurde. L

Um elf Uhr hielt die ſerbiſhe Armee ihren feierlihen Einzug in die Stadt, wo ſie von der Bevölkerung, mit dem Biſchofe an der Spite, enthuſfiaſtiſh empfangen wurden. Sie erbeutete Kanonen, Gewehre und viele Munition. Die Türken zündeten Pir ot vor ihrem Rückzuge von dort an. Ein Pulvermagazin explodirte und verurſachte hierdur< großen Schaden.

Die Einnahme der Stadt Pirot und ihrer Beſeſtigungen erfolgte na<h zweitägigem blutigen Kampfe, welcher den Serben viele Opfer koſtete. Am 27. Dezember Morgens ging eine Diviſion des Timok-Corps unter Oberſtlieutenant Fe frem Markowitſ< von Ak-Palanka bis Surobowca auf die Straße von Gosnißa vor, während eine zweite Angriffscolonne der Diviſion Bucewit ſ\< nördlich Pirot angriff. Den ganzen Tag über wurden die in Budimbel verſchanzten Türken von fünf ſerbiſchen Artilleriebatterien reſultatlos beſchoſſen. Am 28. führte General Belimarkowitſ< mit der Diviſion des Oberſten Fvanowitſ< ein Umgehungs8manöver aus, wodurch es gelang, die türfiſhen Verſchanzungen in der Flanke anzugreifen und zu erſtürmen, während Oberſt Bucewitſ< die Aufgabe hatte, den Türken den Rückzug abzuſchneiden. Als der linke Flügel der Diviſion Fvanowitſ\< die erſte türkiſche Redoute mit dem Bajonnete erſtürmte, nahmen die Türken die Flucht gegen die Stadt Pirot. Die Serben drangen von allen Seiten in die Stadt ein, während die Türken zerſprengt und vollſtändig geſchlagen, in wilder Flucht und von den Serben verfolgt, auf der Straße nach Sofia retirirten und ihr ganzes Krieg8material in den Händen der Serben ließen. Gegen Mittag war der Kampf beendet. Die Serben operirten in der Stärke von 30 Bataillonen Junfanterie, unterſtüßt von zahlreihen Feldbatterien, während die Türken, nah Ausſage der Gefangenen, 20 Tabors Nizams und Muſtehafiz im Gefechte hatten.

Die ſerbiſhe Armee erbeutete 24 Kanonen, darunter 8 Feld- und 16 Poſitionsgeſhüße alten Syſtems, über 1000 Hinterlader, Munitionsfarren, Zelte, Pferde, Schlachtvieh und eine Menge Proviant. Gefangen wurden gegen 100 Nizams. Unter den Gefangenen befand ſi< au< der Kaimakam von Pirot, Haſſan Ali Bey, und mehrere türkiſhe Begs und Beamte. Die Serben verfolgten die zerſprengten Türken bis Krupacs und brachten fortwährend neue Gefangene ein.

So hatten Ende Dezember die ſerbiſchen Armeecorps das ganze türkiſhe Territorium von Adlie his Kaſumlje beſebßt.

ISE