Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

ragen

des Pebens fällt, und fie mit feiner Liebe umfängt und Füffet, und fie in feine Arme faffet und in Kraft zu ihr fpricht: dieß It mein lieber Sohn; dieg ift meine liebe Seele, welche ich verloren hatte; fie war todt und ift wieder lebendig worden. Nun fchladjs tet dag Lamm Sefum Chriftum; fie foll mit mir in meiner Kraft zu Zifhe fisen und mit mic von meinem zugerichteten Mahle, von der rechten Speife meines Sohnes Sefu Chrifti effen, und fol fit) mit mir eroig freuen. Alda wird dee Seele der Siegel: ring, ald das theure Zeftament des Bundes Gottes im DBlute Sefu Chrifti wieder angefledet, und wird dur folhen Bund und Verfiegelung wieder zum Kinde ottes angenommen.

15. Darum fage ih dern chriftlichen Lefer dieß, daB das Beten nit nur ein Mundwerk fei, wie man vor einen Herrn tritt und geitlihe Dinge von ihm bittet, oder um Erlaffung der Schub. Gott heiffet uns niht mur um dußerliche zugerechnete Gnade bitten, fondern um Eindliche wirklihe Gnade, da der heis lige Geift im Verdienft Chriftt in uns felber bittet und betet, da= mit ev bie Gnade in uns Eräftig machet, und in folder Wirkung auh in und die Sünde tilget und in Chrifti Tod erfäufet, bie Hölle zerftöret und die Pforten des ewigen Lebens (ald die Bezah: lung Chrifti) in uns (duch Gottes Zorn) ausführet, und dem Zeufel feine Macht in uns nimmt, und uns Chrlftum anzieht, daß mir im Geifte und Verbienfte Chrifti zum Water aller Barmz herzigkeit freien und fprehen: Abba, lieber Vater,

16. Denn wir haben nicht einen Enechtifchen Geift empfans gen, das wir ung abermals fürchten müßten, fondern einen Eind: lien Geift, daß wir mit freudigem Herzen und mit aller Zuverz fiht den Vater bitten mögen, fo will er es ung geben. Röm. 8, 15. Ephef. 3, 11. Galat. 4, 6.

17. Um bes Gebens und Nehmens willen heißt ung Gott bitten und beten, wie Chriftus fagt: Mein Vater will ben heilis gen Gelft geben denen, bie ihn darum bitten. Stem: Bittet, fo werbet ihr nehmen; fuchet, fo werdet ihr finden; Elopfet an, fo wird euch aufgethan, Luk. 11, 9. 13,

18. Ein jebes Gebet, das ba nicht findet und nimmt, ba ift alt und lau, und ftedet in einer Hinderung zeitlicher Dinge; das ift, die Seele nahet fi nicht Tauterlih zu Gott, fie will fi nicht Gott ganz ergeben, fondern hänget noch an irdifcher Liebe, a: fie gefangen hält, baß fie nit mag bie Stätte Gottes erreichen,