Militärische Beschreibung des Paschalik's Hercegovina und des Fürstenthums Crnagora sammt Karte

= SR

Die Bevölkerung iſt ſehr ungleihmäßig vertheilt. Während die Hochgebirge höchſtens von dem wandernden Zigeuner durchzogen werden, beginuen an den Abhängen die Hütten der Chriſten, und in den fruchtbaren Thälern, ſo wie in den Städten macht ſih das Türkenthum breit, dem auch der beſſere Grund und Boden eigenthümlih gehört, während die Chriſten es, wie geſagt, vorziehen, die Grundpächter der Türken zu ſein, welche ſi<h denn au< im Allgemeinen als die Herren * des Landes geriren, und die Chriſten niht anders denn als leibeigene Bauern betrachten. ;

Der finſtere, träge und doch ſo intriguenvolle, heftige und glaubenswüthige Osmanli maßt ſi<h überhaupt au< in dieſem von dem Hauptſiße der herrſhenden Staatsreligion und Nationalität fſo entfernten Lande noch bis jet die Oberherrſchaft über die geſammte, unter dem Namen Rajah begriffene und von ihm ſhimpfweiſe Giaur genannte uihttürkiſche Bevölkerung an, welche troy des hergebrachten Antagonismus gegen das Türkenthum ſi< eines angebornen Sklaveuſinnes niht entledigen kann, dereú innewohnende Kraft, Tapferkeit und Ausdauer durch ein mehr friedliebendes Naturell paralyſirt wird, und bei welcher jeder Aktionsverſu<h au ver Klippe der Uneinigkeit zu ſcheitern droht, welche ſo weit geht, daß ſi< Griehen und Katholiken niht ſelten unter einander mehr haſſen, als beide zuſammen den Türken.

In dem hercegoviniſchen Chriſten lebt weder das Nationalitätsgefühl ſeiner ſerbiſhen Vorfahren ungeſ<hwächt fort, noh theilt er unbedingt den Unabhängigkeitsſinn des ſlaviſhen Spartaners auf der cernagoriſhen Acropolis.

In dem durch Jahrhunderte ziehenden Kampfe des Chriſtenthums gegen ſeine mahomedauiſhen Unterdrücker haben daher die Hercegoviner bis jet nur eine untergeordnete Rolle geſpielt, und von einer großen national-religiöſen Erhebung werden ſie ſtets weniger die Seele als das Werkzeug ſein.

Uebrigens hat ſi< unter den Chriſten der Hercegovina die ſlaviſche Nationalität in Bezug auf Sitten und Gebräuche in ihrer ganzen Urſprünglichkeit erhalten, was in Bezug auf ihre Sprache, welche ſie mit vielen türkiſchen Ausdrücen vermengt haben, keineswegs geſagt werden kann.

Die gewöhnliche Landestracht des hercegoviniſchen Chriſten beſteht in Sandalen (Opanken), weiten, gegen die Knöchel zu engeren Beinfleidern, einer Unterja>e, einer furzen Oberjacke und der kleinen, rothen,