Neueste Weltgeschichte vom Anfange der französischen Revolution bis zum allgemein Frieden

274 Rußland" 1812.

gemärſchen ſtürzten bey den Franzoſen Menſchen und Pferde, durch Hunger und“ Strapazen ausgemergelt, bey Tauſenden nieder , obgleich die Kälte, dieſer ärgſte Feind der an ein mildes Clima gewohnten Menſchen, noch erträglich - war. Die Noth zwang einen Theil der Truppen die Landſtraße zu verlaſſen, und auf beyden Seiten des Weges, dur<h Marodiren, ſich einigen Unterhalt zu verſchaffen ; allein ſelbige wurden ſofort von ihren Verfolgern niedergemacht, oder auf die Straße zurückgetrieben, Dieſer Rückzug gewährte einen höchſt ſonderbaren AnbliŒ, indem die ſi langſam fortbewegende Maſſe, einer unüberſehbaren Horde Thiere glich, die auf geradem Wege zum Lande hinagusgetrieben wurden. Cavallerie- Regimenter mußten abſißen, um die Pferde zur Wegſchaffnng der Artillerie und Ba: gage zu benußen, wobey die ganze Armee genöthiget war, ſich von dem Fleiſche der gefallenen Pferde, mit Schießpulver gewürzt, zu nähren. Bey Wiazma mußte noch die franzöſiſche Arriergarde am 3. Nov. ein blutiges Treffen beſtchen, und wurde mit großem Verluſte durch gedachten Orte getrieben. Nun wuchs die Kälte mit jedem Tage, und war bis auf -13 Grad Reaumúr geſtiegen, in welcher die Truppen unter freyem Himmel campiren mußten, da auf dieſem Wege faſt jede menſchliche Wohnung vernichtet und nirgends ein Obdach zu finden war; auch úberdem dieſen Flüchtlingen von den Verfolgern kein Ruhepunkt gelaſſen wurde, Wer vrrmag das namenloſe Elend zu ſchildern, davon dieſe ſonſt ſo ſiegreiche Armee ergriffen, jebt völlig zur Verzweiflung gebracht war, Die ganze zurückgelegte Marſch: linie der Franzoſen, wax dur<h eine ununterbrochene Kette von todten Menſchen und Pferden, Kanonen und Trümmern bezeichnet. An Ordnung und Disciplin war nicht mehr zu denken, indem ganze Regimenter ihre Gewehre wegivarfen, und nur auf die Erhaltung ihres Lebens bedacht waren. Schuhe und Kleidung y

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