Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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veräußern und ſih in den Preußiſchen Staaten anzukaufen und niederzulaſſen. Zum Ueberfluß gelang es dem Prinzen, es ſo einzurichten, daß dieſe Bedingung dem Vater des Grafen auf eine ſchr unartige Weiſe mitgetheilt wurde, welche ihn vollends beſtimmte, ſeine Einwilligung zu derſelben zu ver-= ſagen. Anfang des Jahres 1748 ſah ſi< der Graf in Folge dieſer unangenehmen Verhandlungen gezwungen, Berlin zu verlaſſen; da jedoh meine Eltern ihm ihrerſeits ihre Einwilligung gegeben hatten, ſo fuhr er fort, mir zu \<hreiben. Jedenfalls fann ih der Vorſehung nur danken, daß ſie dieſe Ehe, die mix lange drohte, zu meinem Beſten von mix abgewandt hat; denn .in dex Folge brachte Graf Neipperg ſein ganzes Vermögen dur, auh hat er, wie man ſagt, ſeine Frau durchaus nicht glü>lih gemacht. Die exſte iſt bald geſtorben und ex hat jezt wieder geheirathet.

Die beiden lehten Jahre 1749 und 1750, die ih no< an Hof zubrachte, vergingen in derſelben Weiſe wie die vor=hergehenden. Jm Winter und Sommer wohnte die Königin in Monbijou und ging von dort aus bald auf cinige Tage na< Potsdam, bald nah Charlottenburg oder zum Prinzen na< Oranienburg. Die Stelle meiner Schwägerin hatte Fräulein von Brand erhalten, und Fräulein von Bredoto, wel<he 1748 Herrn von Schwerin heirathete, ward dux ein Fräulein von Platen erſeßt, ein wunderhübſches junges Mädchen, das aber wenig Geiſt und eine ſehr melancholiſche Gemüthsaxt hatte.

Jm Jahre 1750 hatte i< das Unglück, meinen Vater zu verliexen, was mi ſo tief betrübte, daß ih heftig erfrankte und Mühe hatte, mih wieder zu erholen. Jn dieſem für mi fo traurigen Jahre kam auh ein Fürſt Lobkowiß