Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

116 IN. Grundyorstellungen des Poimandres.

In ähnlicher Weise beschreibt Philon (De agrie. 50 Wendl.) Gott, oder vielmehr den Sohn Gottes, als Hirten: oütwc uevroı TO moıuaiveıv Ecrtiv AyaBov, ÜcTEe oU Bacıkeücı UOVov Kai COPoIc Avdpäcı Kal WUuxdlic TEXEIG Kekadapuevamc OAAa Koi HeW TW mavnyeuovı dikaiwc dvariBeTalh) Kadarep Yap TIva Toluvnv YNv Kal Vdwp Kal dep Kal TÜP Kal ÖCA Ev TOUTOIC PUTA TE AD Kol Wa, TU HEv Bvnta, Tü de Heid, ETI dE OVPUVOU @ÜcıV Kal NAlOU Kal ceANvNC TTEPIOdoUC Kal TWV AAAWV ACTEPWV TPOTAC TE OU Kal XOopeiac Evapuoviouc OÖ TOLUNV kai Bacıkeuc Heöc Üyeı KUTÜ dIKNV Kal VOUOV, TTPOCTNCAUEVOC TÖV OpdOYv aUTOU AOYoV Kol TTPWTOYOVOY LIOV, ÖC TNV Emiuekeiav TIC lepäc TÜUTNE ayeAnc oid TIc uerakou Bacıkewce ürapxoc dıadezeron.”) Das zeigt, aus welchem Empfinden der Verfasser des Poimandres, der zeitlich sehr wohl dem Philon nahe stehen könnte, Namen und Begriff seines Gottes schuf.

Allein um ganz zu verstehen, daß die Schöpfung eines neuen Gottes auch die Schöpfung einer neuen Religion bedeutet, und um von hier aus den Anspruch zu würdigen, welchen der Prophet erhebt, ein Heiland des ganzen Menschengeschlechtes geworden zu sein, müssen wir die Formen der ägyptischen Ötfenbarungsliteratur näher ins Auge fassen. Ich tue es um so lieber, als der Philologe dabei wieder in bekannteres Gebiet zurückkehren und sein Handwerkszeug verwenden kann.

Tpaundrwv Kal dc Acıtoupy(ncei) eic TO Övoua TOD Aylov amoctölou üßepkiou xal era TO TeAoc ne Acıroupylac ac Becleı) aylacua TWyv Aylwv BeopavıWv Kal dc Tonn Tu ypdunara Kal dc tom‘ 6 Acdeviv. Aberkios und der Verfasser des Poimandres sind ähnliche Erscheinungen, nur daß der phrygische Prophet und Wundertäter nicht zum Gott, sondern zum christlichen Heiligen wurde.

1) Vgl. die nähere Ausführung in der Fortsetzung.

2) Menard, der auf diese Ausführungen zuerst verwies, benutzt sie, um den Poimandres als jüdisch-gnostische Schrift zu charakterisieren. Von jüdischen Anklängen ist in Wahrheit nur die Formulierung des Gotteswortes in $ 18 anzuerkennen, und gerade sie widerstreitet dem Zusammenhang, ist also wohl in jüngerer Zeit entstanden und genügt nicht einmal, für die Lehre vom “Avöpwrroc jüdische Vermittlung irgendwie wahrscheinlich zu machen. Prüft man die Einzelheiten bei Philon näher, so findet man, daß die scheinbar dem Alten Testament abgewonnene Ausführung bald an die hellenisierte Lehre von Ptah und Hermes, bald an die von Attis, dem Hirten der weißen Sterne, erinnert, der in der Naassener-Predigt ja auch zugleich @v8pwrroc und Aöyoc ist, Wieder zeigt sich, daß Philon die Bilder und Anschauungen der hellenistischen Mystik nicht geschaffen, sondern sich ihnen nur angepaßt hat.