Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

128 IV. Poimandres und die ägyptische Offenbarunssliteratur.

paßte, wird sich uns bei der Besprechung der zweiten PoimandresSchrift zeigen. Ich weise schon jetzt darauf hin, daß diese Sammlung der Sprüche des ’Ayadöc daiuwv, in welche Heraklitisches Gut so unbefangen übernommen war, in der Form mehrfachem Wechsel unterworfen war. Der Verfasser des X. (XI.) Stückes der Sammlung, das ebenfalls in die Chnuphis-Literatur gehört‘), zitiert den Spruch $ 25: dı6 ToAumrteov EcTiv eimeiv TOV uEv AvOpwrrov (TOV) ErtiTeıov eivaı Heöv Ovntöv, TÖV dE oUpavıov eivaı Beöv dddvarov Avdpwırov. Dio Cassius bietet (Fr. 30 I p.87 Boiss.) eine so ähnliche Fassung, daß ich nicht an eine bei beiden unabhängige Weiterbildung glaube.

Das Gegenbild zu diesen „Sprüchen des Agathodaimon“ bietet eine Sammlung von Sprüchen des Hermes bei Stobaios (Ekl. I 61 p. 274, 23 Wachsm.). Sie war in dem Corpus der an Tat gerichteten Schriften ungeschiekt mit einer zusammenhängenden Darstellung verbunden und als Wiederholung der Hauptpunkte nach Art der xöpıan döEa eingeführt.?) Ähnliche Sammlungen begegnen in der syrisch-arabischen Literatur®); wir werden bei der Neigung des Ägypters für solche Spruchweisheit annehmen dürfen, daß sie früher weit verbreitet waren.

Die Tatsache, daß die Sprüche Heraklits den ägyptischen Offenbarungsgöttern in den Mund gelegt werden, scheint mir wichtig genug, um bei ihr einen Augenblick zu verweilen. Gerade diese Sprüche treffen wir ja auch im Neuen Testament, ja vielleicht selbst in den letzten Schriften des Alten wieder. Benutzung des Heraklit wirft Hippolyt dem Simon von Gitta und so manchem Gmostiker vor — gewiß oft mit Unrecht, wie die angeblichen Entlehnungen aus Empedokles zeigen. Der krankhaften Sucht zu entlehnen, die sich naturgemäß gerade den ältesten und dunkelsten Schriften zu-

1) Vel. $ 23: toDd (rap) NoD oVdev Ecrı Beıörepov Kal Evepyectepov Kal Evinibrepov AvapıımWv ev mpöc Beovc, HeWv de mpöc ToUc Avßpıbmouc. OÜTÖC ecrıv 6 ’Ayaddc daiuwv. MaRapla yuxN 1) ToVToU mÄNpecTam, Kakodaluwv de 1) wuxn 9) Tobrou Kevn. Er ist der uecimc wie der Poimandres. Auch Kapitel XI (XII) gehört in diese Reihe. Das scheinbar abweichende Zitat bei Cyrill (Adv. Tulian. TI 580 Migne): ‘Epunc mpöc Töv &aurod vo0v beruht auf Mißverständnis. 2) Derartige Einführungen begegnen in unserem kurzen Corpus in Kapitel X (XD), XIV (XV) und in den “Opoı ’AckAnmoü.

3) In der astrologischen Literatur finden sich später Centum dieta Her-

metis Trismegisti.