Poimandres : Studien zur griechisch-ägyptischen und frühchristlichen Literatur

140 IV. Poimandres und die ägyptische Offenbarungsliteratur.

wählt, weil das Zeitwort chnum, wie erwähnt, „sich vereinigen, sich gesellen“ bedeutet!) Von Chnum wird Bacıkevwv Ev tW TeXeiw ueAavı zunächst gesagt, weil er der König Ägyptens ist, wie Isis die Königin. Bekannt ist ja die durch die Sprachforschung bestätigte Angabe Plutarchs (De Is. et Os. 35): &rı tiv Aiyuntoy Ev toic udActa ueAäyreıov OUCav WCTEp TO ueAav TOO OPdaAuo0 xynuiav xakoücı Koi Kapdia mapeıkaloucı.?) Darum ist in der Köpn köcuou die Form Kaufipıc gewählt; denn der Stamm kam bedeutet „schwarz sein“. In Syene, dessen Töpferwaren noch heutzutage den Reisenden erfreuen, herrscht Chnubis, der Gott der schwarzen Töpfererde und des Töpferhandwerks, zugleich mit Isis-Sochit, der Göttin der schwarzen Fruchterde, genau wie dasselbe Paar stromabwärts den Ort Sochit oder Xvoußic (Pichnum) beherrscht.”) Die Inseln Elephantine und Philae gehören dem Chnum und der Isis; auf Philae ist das IsisOrakel bis in späteste Zeit gefeiert; ihr Tempel ist eine Zentralstätte aller geheimen Weisheit. Aber wir dürfen vielleicht noch weiter gehen. Die Inschrift von den sieben Jahren der Hungersnots die uns schon mehrfach beschäftigt hat, erwähnt die Schenkung des Zwölfmeilenlandes (der berühmten Dodekaschoinos von Syene bis Takompso) an Chnum. König Doser soll es dem Chnum geschenkt haben und der Gott erhält das Gebiet „mit den Steinen und den Streeken Fruchtland, die es enthält“*); nur in das „Haus des Chnum“ sollen die Abgaben gegeben werden. Aber dasselbe Gebiet gehört seit Beginn der Ptolemäerzeit der Isis, und natürlich muß der Gott es ihr freiwillig überlassen, sich mit ihr vereinigt haben.°) Von

1) Die Vorliebe für etymologische Spiele ist in der ägyptischen Priesterlehre außerordentlich groß. Ähnliche Spiele knüpfen sich z. B. an die Namen Schu und Tefnowet.

2) Vgl. hiermit Hephästion "Anortekecuara 9. 53 Eng.: Xvoüwv Wc KÜpıov övra ToU crndouc To xöcuou. Herz oder Brust der oikovuevn ist zugleich Ägypten (vgl. in der Köpn xöcuou Stobaios Ekl. I 49 p.411,3Wachsm.). Auch Osiris ist als der Schwarze zugleich Herr Ägyptens und Herr der Fruchterde.

3) Sethe, Pauly-Wissowa III 2352. In einer unveröffentlichten Inschrift von Dör-el-Bahari, auf die mich Prof. Spiegelberg hinweist, begegnet „ein Chnum vom Felde“ (Sochit).

4) Sethe, Dodekaschoinos 8.20.21. Das Wort „Feld‘‘ (Sochit) spielt eine besondere Rolle.

ö) Die Fiktion der Isispriester, die hier die Erbschaft ihrer Kollegen vom Tempel des Chnuphis übernahmen, ist in diesem Falle besonders klar.