Rechte und Obliegenheiten der Regenten und Unterthanen in Beziehung auf Staat und Religion : eine Folge des Systems der moralischen Religion
— 275 ſie von willkührlihen Belohnungen und Strafen beſtimmt werden ſollten, welche ihnen ſo fern liegen, wie Himmel und Hölle — und bey denen ihnen noch “ úberdiß Mittel in Menge angeboten werden, durch welche ſie (‘ihre vorhergegangenen Handlungen moche ten ſeyn wie ſie wollten) das eine no< am Abende des Lebens erlangen und dem andern entfliehen fône nen, Jhr befindet euch alſo in dem allerlächerliche ſten Jrrthume, wenn ihr glaubet, daß die poſitive Religion die Menſchen im Zaume halte und vor Lafierhaftigfeit verwahre. Und dieſer Irrthum macht Euch warlih deſtomehr Schande, jemehr ihn die ganze Geſchichte der Menſchheit wiederlegt, welche Euch augenſcheinlich zeiget , daß keine poſitive Relis . gion in der Welt tugendhafte Nationen gebildet hat, fondern daß Tugend und Wohli:and, unter chriſtlis hen und nichtchriſtlichen Völkern, blos und allein von dex natürlichen Kultur und den Graden derſetben abgehangen haben. Hingegen die naturliche ‘Religion, welche den Menſchen den Grund zum Rechtthun in ſeiner eignen Glúükſeligkeit finden lehret und ihm dabey alle Schlupfwinkel abſchneidet , welche ihm Eure Theorien von Sündenvergebung eröfnen, macht unmittelbar gute und glüfliche Menſchen, und iſt allein im Stande (vorausgeſezt, daß die
Menſchen ſie eben ſo, wie bisher Eure poſitiven Lehrſäge mit der Muttermilch einſzugen lernen) das Volk
von Laſtern zu reinigen und von Ausſchweifungen zui S 2 rútzus