Sadismus, Masochismus in Kultur und Erziehung
16 Sadismus, Masochismus in Kultur u. Erziehung.
Tagen begegnete ich dem Jungen auf der Straße ; er erklärte mir viel ruhiger, er sei wieder „gehauen“ worden; und als er dann nochmals mich besuchte, meinte er schon lächelnd, man hätte ihn heute wieder geschlagen. Es gelang mir von ihm zu erfahren, daß nur die erste Prozedur, weniger des Schmerzes wegen, wie aus Schamgefühl „furchtbar“ gewesen sei, daß er sich jetzt aber daran gewöhnt habe und sich die größte Mühe geben wird bald ‚Monitor‘ zu werden, um die Jüngeren Kameraden zu züchtigen (siehe Soldatenschinderpsychologie). Bald darauf kam seine Mutter, welche mir mit Erstaunen und Entsetzen über die Verwandlung erzählte; der Junge hätte schon als Tojähriger Bube einmal erklärt, er werde jeden, der ihn zu schlagen wage, zerreißen. — Die Mutter nahm den Jungen sofort aus der Schule. Es gelang mir ihn vor seiner Abreise in die Schweiz noch einige Male zu sehen. Auf mein Befragen, ob er froh sei aus dieser Schule betreit zu sein, antwortete er mir nicht sofort; und erst als ich ihn nochmals erstaunt fragte, antwortete er errötend und halb lächelnd: ,,so ganz unangenehm war’s ja nicht, nur schade, daß ich jetzt nicht Monitor werden kann“. Das masochistische Gift begann seine Reaktion, und wir sehen hier deutlich, wie aus dem masochistischen Gefühl, das sadistische hervorgeht; wie ersteres auch dem Nichtveranlagten durch die dabei ausgelösten sexuellen Gefühle und ihre Modifikationen suggeriert werden kann. Hierbei muß ich der Beichte eines Masochisten über seine erste Züchtigung wiedergeben, da ich dieselbe für das von mir Gesagte als klassischen Beleg betrachte. Der Autor!) des nicht in erotisch-pornographischer Art geschriebenen Buches erzählt über seine erste Bestrafung durch Frauenhand als 7—8 jähriger Knabe folgendes: Je criais si fort ma souffrance que ma respiration ne revenait plus et T’horrible cuisson qui me devorait le posterieur se repandait partout en moi et m’emplissait la t&te de je ne sais quelle folie... La fouetteem’avaitsemble& interminable .... Je levai sur elle mes yeux embues de larmes. Elle &tait toute päle, ses l&yres etaient tres pincees et je me souviens tres bien que son nez se plissait.
\) Victor de Cheynier „Ala baguette“ Impressions d’enfance et d’adolescence sur le fouet dans l’&ducation. Paris.