Untersuchungen über die Mannane, Galaktane und Cellulosen angreifende Enzyme

318 H. Bierry und J. Giaja:

Der erste Teil dieser Arbeit über die Verdauungskraft des Saftes von Helix auf Galaktin ist im Juni 1906, 1.c., ein anderer Teil im Februar 1909?) veröffentlicht worden.

1. Galaktin.

Das Galaktin von Müntz ist ein Mannogalaktan; bei der Hydrolyse ergibt es gleiche Mengen Mannose und Galaktose. Seine Drehungskraft ist [ap 84°5 (Müntz); [a]p = — 84° 26 Bourquelot und Herissey)°).

Das Galaktin wurde nach dem Verfahren von Müntz dar-

gestellt.

Zu diesem Zweck wird 1 kg gemahlener Luzernesamen 4 Tage in 4] einer neutralen 4°/,igen Bleiacetatlösung zur Verdauung angesetzt und das Verdauungsgemisch mehrere Male am Tage geschüttelt. Die Flüssigkeit wird dann dekantiert und der Rückstand in einem weitmaschigen Tuch ausgedrückt. Die gewonnenen Lösungen werden filtriert und mit Oxalsäure (2 g Säure auf 1000 cem Filtrat) behandelt. Nach 24stündigem Stehenlassen filtriert man das Bleioxalat ab und fügt dem klaren Filtrat 90°/,igen Alkohol im Verhältnis 1:2 zu. Es bildet sich ein weißes und flockiges Präcipitat des Galaktins, das man 24 Stunden sich setzen läßt. Das Galaktin wird darauf über einem Filter gesammelt und mit 90°%/,igem Alkohol gewaschen; man löst es dann in Alkohol von 950%/, auf und bringt das Gemisch 20 Minuten lang in einen Rückflußkühler zum Kochen. Das über einem Filter aufgefangene Galaktin wird im Vakuum über Schwefelsäure getrocknet. Das Residuum ist 30/,ig-

Das Galaktin liefert ein weißes Pulver, das im Wasser aufquillt und sich zu Klümpohen formt. Um eine Lösung zu erhalten, muß man das Galaktin in einer kleinen Wassermenge aufschwenmen, vorsichtig erhitzen, indem man dabei nach und nach immer wieder Wasser zugießt. Die vollständige Auflösung von schwacher Konzentration wird durch Erhitzen eine halbe Stunde lang im Autoklav bei 110° herbeigeführt. Man erhält auf diese Weise opaleszierende Lösungen, die sich durch Hinzufügung einiger Sodatropfen klären.

Dieses 4 Stunden lang bei 100° getrocknete Galaktin zeigte eine Drehungskraft [@Jp =--84°. Andererseits wurden 28 dieses Galaktinanhydrids im Autoklav bei 110° mit verdünnter Schwefelsäure mit allen nötigen Vorsichtsmaßregeln behandelt. Die neutralisierte Flüssigkeit zeigte eine Reduktionskraft (Methode

1) Bierry und J. Giaja, Compt. rend. de l’Acad, d. Sc. 22. Febr. 1909.

2) Bourquelot und Herissey, Die Reservekohlenhydrate der Samen aus Luzerne und griechischem Heu. Journ. pharm. et chim. (6) 11, 589, 1900.