Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Mehrere Male ging ich in dem kleinen Macktfle>ben der nur aus ein Paar, wenige Schritté'langen, und faum zehn FUß breiten Gäschen , nebſt einem’ etwas größeren: freien Plaße beſtand, auf und nieder, weniger, um diè Handelsgegenſtände, von denen ich doch nur eine Kleinigkeit zum Andenken mitnehmen konnte, zu müſtern und zu kaufen, als! dem! Volke zuzuſchauen. Einen beſonderen Eindru> machte die! Geſichtszüge: der Verſammelten auf mih. Schon früher, wo ih bei Gelegenheit meiner mediciniſchen Praxis eine größere Mènge Männer beiſammen geſehen“ hatte, war mit“ der“ im Allgemeinen: ernſte, verſtändige und“ edle! Blik der’ Montenegriner aufgefällen, und dieſes trat mir heute, da’ ih’ eine, wie nie’ vorher große Anzahl beiſammen ſah, noch mehr entgegen. Abgeſehen davon, daß das rundliche ſlaviſche Geſicht mit dem! feinen Munde und? der gekrümmten Adlernaſe ſchon an ſich einen gefälligen EindruE machte, ſo paart® fich meiſtens" noh’ die! ſehr beſtimmte Phyſionomie der Männer mit einem durchaus Flugen, ja!bisweilen verſhlagenen Zuge: Ihre Augen ſind größtentheils braun, dié Haare \{warz, und der Fleine Schnurrbart ſcheint eben ſo nothwendig, als die Kappe, ohne: welche das Antliß des Montenegriners* auffallend verändert ird, da’ ſein Haupthaar von einem Ohre bis zum: andern quer über den Scheitel fort vorne glatt wegraſirt iſt. Selten habe ih bei den Männern andere, als nur’ ſehr hagete Geſichter bez merkt. Weniger war dieſes zwar" bei den Frauen: der Fall, doch fielen mir die entſchieden gealtertèn' Züge bei: einem großen Theile derſelben auf, auch bei ſolchen, die eben: noh nicht beſonders an Jahren vorgerü>t ſchienen: Auch in ihrem Geſichte lag! ein Ausdru> von Feſtigkeit und Entſchloſſenheit. FJhr Haar“ iſt ebenfálls' raberiſhwarz, dazu noch’ auffallend glänzend und! in Zöpfen mehrmals um das Haupt gewunden, gewöhnlich von einem bunten Tuche, oder bei den Mädchen, von einex rothen Tuchkappe bede>t, diè ringsum mit türkiſchen mehr oder minder ierthvollen! Geldſtüen benäht waren. Jhre- braunen“ Augen waren ſehr’ lebendig, ihre Geſichtsfarbe: meiſtens" friſch, jedöchbei den’ jüngetén ſtark“ gebräunt, bei den älteren; wie mir ſcheint, in Folge des* täglichen Aufenthaltes in dem Rauche ihrec Hütten, bleich und ſelbſt in's fade: Gelbliche übergehend. Eine Reihe der ſchönſten Zähne ſhmü>te ihren! Mund. Alle! Frauen: waren

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