Über den Geist des Zeitalters und die Gewalt der öffentlichen Meinung

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Wenn ſich aber; der Geiſt in ben Vergnügungen der Jmagination und der Sinne- lange genug gewiegt hat, erſcheint endlich die Vernunft in den reifern Alter der Nationen, um jene gegen einen gewiſſen Ernſt zu vertauſchen. Nun erhebt ſich das Sâculunx der- Philoſophie, die ihren langſa« men geräuſchloſen Schritt einher geht und das männliche Alter der Staaten verkündigt, das öf ters mit Nevolutionèn verbunden iſt. So beſchloß fie das leßte Jahrhundert. der- Republiken Grita chenlands und; Rom's. Athen hatte nur Philo« - ſophen furz vor ſeinem Verfalle, den ſie vorher zu verkündigen ſchienen: auch: Cicero und Lus crez ſchrieben: über die Natur der Götter und dec Welt unter den Gräueln dex bürgerlichen Rei die das Grab der Freyheit bereiteten. :

Die Erziehung des menſchlichen Verſtandes geht, überhaupt genommen, immer nur langſant - und ſtufenweiſe von ſtatten, Die angenehmen Künſte und. Talente, Malerey, Sculptur, - Archis tektur, Muſik und Poeſie beſchäftigen die Kindheit deſſelben ; hiernächſt entſteht der -Geſchma> an Unterſuchungen und macht zugleich Subtilitäten und Controverſen herrſchend ; bis endlich wenix die Meynungen alle gleich falſch und „gleich. ſcheinbar geworden ſind, die. Vernunft, müde in:

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