Београдске новине

Selt'e 4

'Sonntag

Belgrader Nachrtchfen

10. Juni 1917

imat nur Blut uiid Oift? Nach der Blut■m 29. Mai war eucli warm und »hl zu Mute, aber in cUoser Warme vcrnten langsain Volk und Vatefland. ( Oie Bluten der Sprosslinge, die ihr au Itnem bhitigen Morgen pflanztet, entprlckelten sich zu Fruchten vollcr Oift. f Der helle Maientag verdiisterte sich ler mehr und meiir. Inimer mehr und aehr Wolkeai zogen sich am Hiimnel zutnmen, bis aucli der letzte Stem entliwand und tiefes Dunkel sich imi die ie hullte. , Und von deiiier Maityrerbalue drang jui wunderlicher Hauch, dcr Haucli, weljiipr đie nalie Katastiojihe andeutete. V Die Morder oluie Eiziehuiig und Vcrfangenheit, diose gewolinlicheii Vcrbreiier traten luibannherzig dein Volk auT den ackeji, die Macht im Lande vvar ein Spielug in ihren Handon. Deine Mbrdcr 'fivurden zu den Machthabern JD e i n e s V o I k e s. Ja, sie haben D in Volk aut’ dic let'ztejBtufe vor den Abgrund gefilhrt. 1| Geblendet durcll ilirc materi lle Maclit, ■M’areii sic nicht im Staude, d:e bodenloso j/Tiofo des Abgriindes zu ennesseii, iti đen /iie ilir Volk stiirzteu.

Siehst Du sie von Deincn hiinmliJBchoti Hohen, vvie sie heiite hoimatlos 'iii der Welt uniherirren, irren vvie Bettler, johne Rulie und Rast, vvie jodermann sie aron sicli absclutttelt? Si'-hst Du, o Koinig, das Ende dieser Wahn\vitzigen?

i' Sie vvollten Fi ucr an Deiti konigliehes Haus legen, dic Flanune jedoch, die sie entzOndeten, hat ganz Sertiien v r»clilungen. Sie entkanien, aber đafiir verbrannte das zurilckgcbliebene Volk, walirend sie das W<itc suchteii.

Jetzt erst kameii sie /u d. r Einsicht, wie vergailgljch docli die Liebe ih, rer Anhanger, vvie u nansloschl ieh Idagegen der Liass geg n sie brennt. In aufriclitiger Anliiinglichkoit bringen V ir lieuto oinen Biuiuenstrauss auf D<.in Grab, beiiet/t durch die Tranen dieses Volk< s, welche licller als lauter Edelsf- in .biinken, \vir entzfindeii dieses Grablicht der •Dankbarkeit, g speist von dcn roiueii fi riiiien uiiseres k'olkes, niit dein Wunschc, es mog« iiie und ninmier verioschcn. : Ehre Deineni Anged< nken, o Konig tind Herr! <

Fiuch D. ineu At6rd<-rn, den Mordern !D< iues Hauses und des g*'sani<en Serbisch-ii Volkes!

I

Đov iksssenbslin- unđ Beieuchtunssuessn In Esiorsđ.) B. Im Betrieb der k. u. k. Behorden. a) Die Strassenbahn. Als imsere Truppen fin Oktober 1915 Bclgrad besetzt hatten, fanden sie die Strassenbahneinrichtung in einem vollBtiiiidig desolaten, unbrauebbareii Zustand ivor. Pie Siroiiiieitimgsdrahie vvaren #n iyiclen Stellen gerisseg und hatten sieli Jj)it 4en Lidnleitmigs-, TelepUon- uud iTelegraphendriiliteii ztt §inem scliier pn> cntvvirrbar .splieirienden Cliaos vcreiiiigt, [An verschiedeiieu StfHefj vvareii »jjgh idte Sphienen, wc!c!ie yon deip (lic Stadt und Festimg verteidigejjdeii serbisciien (Militiir fiir Befest<igtiiiigszweckc imd Ver T ’tpi'diSltnjgsaidagen ver\veudet worden ,W-arcn, von dcn Scljweilen gerjssen, iLiiispre Truppep niacliten sieh sofort die Beljpbiuig jler iirgstPn Schakjcn, m die Šjrasseatbalni fiir dip wjehtligpli Material- sowie Ver\vimdet&n- und Krgnkpiitransporle ijjnprhaiib der Stadt, vnn mtd zunj Balmliof uaid ztt den Schiffsladprampen an jjer Donau pnd der Savp vprwenden zu konnen. So konnten be-

’) £iehp den Artikel ln Nr. 144 vom 2?. Mui.

'Mtitlclicn. Odpr! Ehj im gpoinptrisclien lOnugneid dargcstcllter Vogel mjt piuer ‘Krpijp aui dejn Kopfp sitzt auf eitictn B|u!nenz\vpig. Šymbol: Heidpnmiitlger 'Jiingling und sein Madclipu. (Soko i devojka.) Es \var gew'jss scliwjcrig mjd mit Kosteij verbu'iule.ii, d.ipse reizer.de Hcmdeninusmrkollektion iin pthnographischen Musptun ?U sammeln, weil etitcrseits der Oiaubo besteht, gpi brauclie sie zuiu Sžutiibprn, andcrerspits solch schoije Exeinpiar-p ais ErbstiicVe šn der Famiiie bleiben. ITip hprrlichstpn Stickmustcr, die einc Upsunnnp von Arbeit und Konncn rapraspntjeren, also dip wertvollsten Stiicke, .■vprschwinden abcr utnviederbrmg-lich, weil Aolehp 6)s Tufenhpmd der Verstorbenen <mvaelPgi werdeu, mn ihr, wie in der Uraelt, gleichsam das Liebste mit auf den biaten Wpg zu gebon. AUes, was zur Erzeugnng und zum Stioken der Hemden gebraucht wurde, ,ward im Hause gemacht, Heimarbeit hn .voDsten Sinne des Wortes. Wehe aber, vrenn die Bauerin nicht mehr weben, hakeln und sticken wiirde und im Đazar der Stadt die krtige Schtmdware fur eini«e Dinars verschadiert. Dte alte Romantik, die Poeste der Liebe, die BlUte emer Voikskunst wdre dahin, der sflsse, naivc Kinderglaube wflrde stcrben; und iwie aus langst verklungenen Tagen wurde das Ued đes Guslars kujrđem: Karnt den Blick nicht wenden von des Hemdes Pracht; Nlcht von delner dunklen Augen Nrcbt. Von den Zauberbldten rot und blau auf schneeIeern Grund. §fon den Lk)t>en und dem kiissednrst’gen Mund,

reits am 29. Oktober 1915 dle ersten Wagen fflr Materialtransporte hinausgesaudt werden. In der eigenen Werkstatte wurden drei Speziahvagen ftir La s ten bef 6 rde nui g tuid z\vei Sanitatswagen zum Transporte liegender Kranker oder Verwiuideter gebaut und auf zwei Kilometer neue Geleiseaniaigen, zu Spitaiera utid Magazinen, gclegt. Am 1. Februar 1916 wurde die Personeubeforderung auf dfcn heute moch in‘ Betrieb stehcnden sechs Stredcen aufgenommen. Von den uuter serbischer Ver\vaitung bcstandenen Linien blieb nur die Streckc Makedonskagasse—Bitoljskagassc, \velche schon iu Friedenszeiten unrentabel war, ausser Betrieb. Das Scliienen- uud Leitungsmaterial dieser Strecke wurde znr Ausbesseruiig des iibiigen Netzes verwendet. Eine Fnage, deren Losuiiig Schwierigkeiten bereitetc, war die der Beschaffung des Wagenpersonals. Dieses bestand in jder ersten Be'triebszeit ausscltliesslich aus MffitSrpcr•sonen, die spiiter nach und nach durch Zivilpeisoueu ersetzt wurden. Heute ist diese Ablostmg vollstiiudig durcligcfuhrt und nur die Leitung des Betriebes befiudet sicli noch in militarisdicu Oanđen. Einc Hauptscli\vierigkeit bereitete der Ersatz der Wageuffihrcr. Geschultes Personal aus der Zeit des Betriebes miter serbischer Venvaltung war nur iti ganz trngeniigender Zalil zur Verfiignug und so mirsstcn junge Leute ohne teckniscbe Vorkenutiiisse erst abgerichtet werden. Die Auswahl nm.d Anstdlung der Schaffner \var natiirlich ttuvergleichiich einfacher. Fiir dieseu Dienst inehleten sicJt bauptsaclilich Schiiler eiustlger serbischer Lehraustalten und so warcn Schaffner mit sechs Klassen Gymmsium attf den Wagen der k. u. k. Belgrader Strassenbahn keine Seltenheit. Diese Art Schaffner versclnvand allerdiugs nacii Eroffnung des k. u. k. K’ealgvnuiaslums zum grossten Teiie. Derzcit befiuden sich 160 Zivilpcrsonen bci der k. u. k. Strasseobahn In Stellung, von \veichen das Verkehrspersoital zum Teii noch mit den utiter der serbischen Verwaitung angeschaiften und In Venvenđuug gestandenen Miitzen und Blusen uniformiert ist. iti Verkelir stelien jetzt 28 Tricb- mit 15 Anhdugcwagcn, die durchschnitđieii au einem 1’agc 2800 Wagenkiiometer zurucklegeo, dabei 20.000 Personcn befOrdern uud 400 Kilometertouneu Materialbefordermig ledsteai. Das Verkehrsmaxjmum wurde am 15. April 1917 erreiclit, inđem an diesem Tage 23.162 zahleride Fahrgaste die Strassenbahu beuiitzfeu. Mit Dienstkarten fahren durchschnitilich tagKdi 6000 bis 7000 Mffitarpersouen. Die Lange samtlicher in Betrieb stehender Geleise betriigt 25 Kilometer, die Betriebsspamiung 600 Volt. So sehen wir hetrte, wie dde Belgrader Strassenbahn unter osterreichisch-tmgarlscher Verwa!tung, mit grosstenteils serbischem Betriebspersonal und franzosischbelgiscliem Betriebsmaterial ilirer Aufgabe, ein vviclitiges Verkehrsmittei zu sejn, nach Moglichkeit gerecht wird. b) D a s k. u. k, ElektrJzitat*we r k, Ju pinejjj, wenij nffiglich, noch schlechtcrem Zustande als <jie Strassenbafjn befsudetj sicli das Bplgrader Elektrizitatswerk und das ^tr&mleitimgsnetz, als unsere Tntppen die Stadt besptztpp, Die Lage des Werkcs an der Donau, a<n elnpr Stelle, wo der Kaijjpf «m die Erzwhigung 4es Ueberganges heiss getobt, jiatte es P<it siclt gebracht, dass dip Anliageji so schwpr beschadigt wordeii waren, Artilleriefener hatte an Kessel und Maschinen grossen šcliaden angeriehtGt, der grdsste Teil der TurbinenaiiJagc war durcjj eiTjen Voiltrerfer wpggprissen Hiid <fie Hocij-r spajmungssplialtanlagp deijjolicrt, Von den beidpn Sphornstejnen wwr đer Pine vo]L standig znsanimengeschossen, walirend der z\veite infolgc zwei erhaltener Trpffcr dem Emslurz nahp war. Auch das Leitffiigsnetz war in einem tristcn Zusfando,

Die meisten Masten waren umgestiirzt, die abgcrisseuen Leitiuigsdrahte hingeit zur Erde oder bildeten mit den andercn Driihten ein wiistes Wirrwarr. Belgrad lag vollstandig im Fiitstern. Nur einage Scheiiiwcrferabte;iungen arbeiteten mit ihren Apparaten 4n den Hauptstrasscn. Zur Aufrechterhaltuug dsr Sicherheit und znr Ausdehmmg des in den ersten Tagen nach der Einnalitne besonders rcgen militarisohen Verkohrs in <te Nachtstunden mussten die grdbsten SchSden an Netz und Zentrale so rascii wie moglich ausgebessert und <dic Staidt anit Licht versorgt werden. Durch auf das ausserstc forcicrte Arbeit gclang es bereits am 17. Oktober eine Maschine in Betrieb zu setzen, und als die Dunkcilieit dieses Tagcs hereinbrach, flannnte <die elektrische Beleuchtung aui der Hauptstrasse, đer Terazija, zum ersteu Male mach deu schvveren, iiber Belgrad hinvveggegaugenen Sturnitagen wieder auf. Monate intensivster Instandsctzungsarbeiteu folgten mm. Die Kessel wnrden ausgebessert und mit Armaturen versehen, dic elektrischen Ma.schineu nett gcvvickelt, dcr Scliornsteiit repariert und ein Blitzableiter aufgezogen, die zerschosseaie Kondcnsation der Turbine durcli einc neue ersetzt, die Schalttafehi neu gebaut und mit riohtigzcigenden Messinstrumenfen versehen, ■der durdi ArtiUeriefeuer stark beschadigte und verfaultc Kfihlturm neu verschalt. Zur Erleichtenmg des Kohlenzuschubs, \velcher anfangs nur mft Hiife von 20 Ochseaspaaren erfolgte, vvurde elne einundeinhaib Kilometer lange Feldbalm mit acht Kippwaggonets vom Kesselhaus zum Kohlenlagerplatz am der Donau gebaut. Sehr viel Arbeit verlangte dic Iustaudsetzuug des Leifangsnetzes. Ausoialnnslos mussten alle Freiieitungen nachgespaimt und allc Hausansdilussc entfcrnt vverden, \veil durch hcrabgerissene Leitungen uiid Tdep'hondrahte soviclc Kurssschliisse itn Netz waren, dass eiu Ansdiluss au die Zentrale uieht erfolgen konnte. Die Pliine des Netzes und dcr Zentrale waren verschwimden, jcdenfalls hatte die serbische Verwalhmg sie mitgenornmen ođer vernichtet. Die Entdecknng undBehebung von Felilern in der Erdkabclleitimg \var dadurch schr ersclnvert mvd sie niusste auf die umstaud 1 iichste, zeitraubenđste Art, namlich durch versuchs\veises Aufgraben au verschieđeuen Stellen, vorgeuammen werden. Erst uach grundliclister Sauberug des Netzes war es moglich, mit dem Wiederanschluss der einzelnen Strassen und Hauser an 'đas Beleuchtungsnetz zu beginnen. 60 Kilometer Leitungsdrahl wurden neu gespannt und 10 Kilometer Erdkabel, welche die serbische Verwaltung fiir eiuen noclt im Erieden geplanten Ausbau angeschafft utvI zuruckKclassen hatte, neu gelcgt 62 Transformatorensfatioiieti vv’undem eingerichtet und in Betrieb gesetzt und zirka 1800 Latnpen fiir dae Strassenbeleuchtuug von der Leitung abgezweigt. Dcrzdt besteht ddS Leitungsnetz aus zirka 12 Kilometer Hodrsipannungiserdkabel, 100 Kilometer Hochspamiungsfreileitung und gegen 500 Kilometer Niederspaijmmgsverteilungsieittmgen. Die Zentrale erzeugt Drehstroan von 2100 Volt Spajmung, welcher zu Konsumzwecken auf 110 Volt transferiert wir<d, und Gldehstrom 2X110 Volt ftir Licht und Kraft, sowie 600 Volt fiir die k. u. k. Strassenbalm; gie besteht aus 6 Dampfmaschinen mit 2600 Pg„ ! 1 Generatoren mit 2030 KW., einem Turboaggregat mit 800 KW, imd 14 Kesseln mit 2490 m s Heizfladie. Wahrend die Kessel und die Damsifmaschiuen franzOsischen Ursprungs sind, entstammen die elektrischen Maschinen, Uinforaner undi die Turbine als Erzeugnis der Alkgenieineu Elektrizitiits-Gesellschaft (A, E. G.), Berlin, der deutschen ludirstria. •—a—

Theafer und Kunst. Gastspial des Wiaiier RaiimmdTiteaters, Ein Operettenidyli aus alten, gpffiittliehejj Zeiteij: „Auf Befehl der H e r ? q g iDen Text hat die be\vahrte Firma Jakobson und Bodauzkv beigestellt und die magere Handiung zur Ganze in den z\veiten Akt verlegt, đer durch den Anfang und deij Seiiluss fcst gar keine Unterstiitziing erfahrt. Die Musik von Bruno Grauichstiitten: sinniichweich, ursprunghch, jede Spitzfindigkeit vermpidend, die unreell das Puhlikutn er-, obern oder bczwingen wiii. Ein Walzer, der in die Eiisse geht, ein Lied, das lange noch den Kopf dtirchsummt, im ganzett! leichteste Operettenware, wie sio in Wien gedeiiit und geschiitzt wird. Die Auffiihruug hielt sich auf gutcr Hohe. Eine streng-e, iiberzeugende Herzogin, dle tibrigens erst vc*n der Wiener Zensur auf ciiesen Stand henabgedriickt worden war, war Frflulein Adele B a u m. lhrcr schoncn Stimmc lag das herbe Lied der Hcrzogin besondcrs gut. Als braves Btirgermadchen aus dem Volke mflhte sich redlich Poiiy Koss, die schfiessllch ,,auf Befehl der Herzogin“ ihrcn wirklich Geliebtcn in die Arme schliessen konnte. Dicscn schmucken Offizier der Oarde gab Viktor F1 e m tn i n g mit ailem Olanz seifier jugendliclten Person. Historisćh treu war auch der Hcrzogin Oemahl, fflr den Otto Langer Stimme und durchdachtes Spiel zur Verfugung stellte. Der kecke zappelige Toni Weisskappel war bei Emil Outtmann in guten Hlnden; den rich-

tigen Humor brachte aber erst d r Alto mit, den Josef Egger in einer derbkomisch vvirkenden Fignr auf die Biihue ste-llte. Auch ajlu ubrigeh Milwirkendeil warep eifrig bei dur S^lie. Am Diiig ntcnpult waltete Egon N e u m a n n als Kap llmeister seines Amtes. Pas Haus war dieht besotzti dia atimmung freundlich uud rei’ cher Beifall lohnta dje Mitvsirkcnden, F. K. t Heffio gelangt, vriP bereits herlchtet, ,,P a s p r e i m ij d e r) h a n s“ zur Wiederjicilung. Diese Vorstellnna ist gleichzeitig die SOU. Autfiilirimg der Operette dorch das \Vieuer Ralmutid-Theater, wfl bekamitlich aweh die Uranftiihrung die$es WvrkPS Stattfand, ivioutag geht die Operette .AuiBefehlder H e r z o g 1 n“, die gcstcrn unter grossem Boifall autgenommen \vurde, in S2ene. Dienstag, den 12. d. M., gelangt zum ersten Male j)er Rastelbiuder" von Fratui L e h 4 r und Mittwoch, den 13. d. M., „D e r f t d e 1 e B a u e r“ vou Lco F a 11 wtr Auftilhrung. Der Kartenverkauf beginnt heute um halb 9 Uhr vormlttags bt der Etappenstatlonsnienage. — „Die Fledermaus" in Konstantlnopel. Ueber diese Auffflhiung der Straussschen Operette berichtet der .Osmanfsche Lloyd“: Man hatte einen relativ guten Gcsamteindiuck. Die Millowitsch (Rosalinde) felerte insbesondere im zwelten Akt wohlverdiente Triumphe. Alexa Winter, reizend, wie immer, war eine Adele, dle sich sehen und hflren lassen kann. Im dritten Akt wurde die Kflnstlerfn fflr ihre gediegene Leistung als Koloratur-Sdngerln mtt rauschendem BeUall bedacht. Einen sehr erfreullchen Eindruck hinterlicss FrSulein Friedl Scarron als Prtnz Orlofsky. Schon fm

„oođor Eine aite, serbische Sltte. Bei der Landbevfllkerung Serbiens hat sich troch mancher Brauch erhalten; der an die siidslawische Gotterlehre und an alte Sagen unđ Mythen erinnert. Es sind zumeist Gebrauche, die mit dem Landleben und seinen mannigfachen Bedtirfnissen im engsten Zusanunenhang stehen. Der „DodoT’segen ist ein solcher lttndlicher Brauch, der allerdings auch schon inimer mehr ini Sclnvinden begriffen ist. Wenn im Hoclisommcr durch anhaltcndo grosse Hitze DUrre eingetreten ist, besprechen sich zehn bis fiinfzelm Madcheu atts dem Dorfc, meistens an einem Sonn- oder Eeiertag, um durch den Dodolsegen vom Himmel einen ausgiebigen Regen zu erflehen. Die wichtigsle Saclie ist die Bestimmung eines der Miidchen als ,,Dodol“. Dies ist keinesfalls so leicht, denn die Darstellerin des ,,Dodols“ muss nicht nur ein Madcheii sein, das keitte jiingeren Gesch\vister hat, sondern es inuss unbedingt in jcder Bezichung unschuldig sein, weshalb iminer eiu jiiugeres Madchen ausgewiihlt wird> Ist die Wald getroffen, so werden detn betrcffendeu Madchen alte, abgetriageue Kleider angelegt und ilir Kopf mit eincm griinen Kranz geschmiickt, w r elcher aus verschiedenen Griiseni, Weizen- und Gcrstenahrcn, Mais- und Weinlaub, sovvie Zweigen von Obstbfiumen geflochten \vurde. Damlt nicht spiiter Unstimmigkeiten wegen der Verteilung der ztt erhoffenden Spendcn Piatz greifen konnen, wird alles im vorhiuein genau geregelt, insbesonders auch der Anteil jenes Madchens festgesetzt, \velches den ,,Dod<ol“ darstellt, denn ilir gebtihrt als djr Hauptperson nicht nur der grosste Anteil an der Leistung und am Eriolg, sonderu auch an den Geschenken. Nach allseitig befriedigender Losung der scbwebenden Fragen begeben sich die Teilnehmerinnen zucrst auf den Friedhof, nehmen von dem Grabe eiraes Namenlosen das li61zerae Grabkreuz, tragen es zum nflchsten Flusse oder Bache und lassen das Kreuz ins \Vasser gleiteiii, indem sie die Worte dreimal vriederholen; „Dies Kreuz ins Wasser, der Regen auf die Felder!“ Sodann sprcchen sie: ,,Wir lassen dich hier und weideu den lieben Herrgott bitteu, er moge Regen spenden, daniit dich das Wasser fortschwemme iu uaibekannt-es Land auf eiues Uubekannten Grab!“ Der ,,Dodol“ wird mit griinen Weidenzweigen bekranzt, und nun zieht der H rifen von Haus zu Haus uud singt vor jedem Hans folgenden Beschworungsgesang: Falle Regen, feiner Reeen. ol Dodol, oj Dodole! Und befenchte onsre Fekfer, oj Dodol, oj Dodole! Auf den Fetdeni unsre Saaten, 03 Dodol, o| Dodole! Auc'n den bohen schlanken Hanf, oi Dodol, oi Dodolc! Und das schone, griine Gras, oj Dođol, oj Dodole! Aitcit den holten, gelben Mais, ol Dodol, oj Dodole! Und die traubenreiche Rebe, 05 Dodol, o) Dodolel Und d!e fruchtbeladejien Biiiune, oj Dodole, ol Dodole! Alles andre, was wlr haben. oj Dodol, 0] Dodole! Mflge Gott all das befeuchten, oj Dodol, o) Dodole! iMit dem fruchtbringcndcn Regen, oi Dodoi, oi Dodole! Nun begiessen sie niit einem niit Wasser gefiillten Gefiisse den Dodol und bespreiigeu sich gegeuseitig. Sobald die Hausfau die Madchen bemerkt hat, geht sie eiligst mit einem Kupferkessel zum Brumieu um Wasser, stellt Ihn im Hofraume liin, wirft sogelianntes Seelenkraut und andere Krauter liinein und ampffinst die Mfidchen auf das freundlichste, denn es wfire siindliaft, die Sfingermnen abzu\veisen. Nach ihrem Gesang werđen die Mfidcheu mit Geld, Wo!le, Speck, Kfise, Butter und audcren

Nr. 157 J Nahruugsmitteln beschenkt: niemals abcr mit Eiern, weil dies Hagcl bringeu w r flrdt. Nacli dem Empfangc der Gcschenk* stimmen die Mfidchen folgendes Lied an*

Gptt mM dlr, jcute Wirtm, oj Dodol, o) Dodolt' Glucklich sei dem ganzes Haus, oj Dodol oj Dodole! Vielen Dank fflr deine Gaben, oj Dodo! ni Dodole! ’ 1 Schenke Gott euch fflr die Gflte, oj Dodol oj Dodole! Schflnen Regen, der befeuchtet, oj Dodol „i Dodole! ' 1 Alies, was im Felde wfichst! Oi Dodo!, oi Dodole!

Wenn sic den Rundgang durch das ganze Dorf vollendet haben, werden die erlangten Gesclienke verteilt. Zumt bekommt jenes Mfidchen, welches den Dodol darstellte, iiiren vorher bestimmten Anteil. Hierauf wird von den Esswaren soviel beiseite gelegt, um daraus ein gutes Festmalil bereiten zu konuen, der Rest wird in gleichen Teilen verteilt. Mit dem Festessen ist die Aktion beendet. Fallt bald nach dieser Zeremonie Regcn, so gilt da^s junge Geschopf, welches den ,,Dodol“ darstellte, als gliickbringend; iin gegenteiligen Fall gerfit ihre Unschulđ in VerdachL - T. V, (Tageskalender.) Rom.-kalh. Gottesdienst. Heute. Sonnlaj (10. Juni), finđet folgender rflm.-kath, Gottesdienst statt: L Im Konak: Um S Uhr hl. Messe mit deutscher und bflhmischer Ansprache fflr das k. u. k, Militar und die kais. deutsche rdm.katii. Mannschaft. Zutrltt baben auch Ziviipersonen. Um 10 Uhr italienische Predigt und hl. Messe fur die Kriegsgefangenen. — II. I11 der Pfarrkirche: Um 8 Uhr hl Messe fflr d!e Schulkinder. Um 10 Uhr vormlttags serbo-kroatische Predigt und Hochamt. Um halb 7 Uhr naciimittags Herz-Jesu-Andacht. A11 den Wochentagen beginnt die erste heilige Messe um halb 7, die zweite um halb S Uhr frfih. Die Herz-Jesu-Andaclit In der kaiholischen Pfarrkirche (Poslaničkagasse) findet bis einschliessiich 15. Juni taglich uin halb 7 Uhr abends statt Evangellscher GottesdiensL Hcutc, Sonn« fag, vormittags, wird vom evangelischen Etappenpfarrer Holzhausen aus Semendria in der deutschen evangelischen Kirche ein evangefischer Gottesdicnst in deutscher Sprache abgelialten. Gastspiet des Wlener Raiinuud-Thcaters. (Theatersaal der Etappenstationsmenage.) Heute, hafb 9 Uhr abendss ffijas Dreimaderlhaus." K. u. k. Miiitarkino. Heate 4 und 6 Uhr abends: Militarvorstellung K. n. k. Zlvifklno. Heute V*3 und 4 Uhr nachmittags uad 6 Uhr abenđs: Vorsteliung. Stavia-Kino. Heute 4 und 6 Uhr abends: Vorstellung. Ofitzferskasino (Cafč Moskwa): geoffnet bis 12 Uhr nachts. — Die Oiiiziers•vvagen der elektrischeu Strassenbahn nach Topčider verkehren bis 10 OSr nachts. Das Savebad (Ofnziersabteflang) au! dem jcnscitigen Uier bei der Kriegsbrucke ist taglich bis 1! Uhr vormittags fiir Damen, nacli 11 Uhr ffir Offiziere und GlelchgesteHte geoffnet Das Soidatenbeim in der Hilenđarskagasse Nr. 7 ist taglich von 7 Uhr friih bis 9 Uhr abends geoffnet Spiel-, Leseund Schreibzimmer. Kantlne. Eiutritt frei. Granđ Hotef. Taglich Konzert Heute Be- ginn 6 Uhr. Dampfschlffverkehr. Von Belgrađ nach Ze« mun: 6, 7, 8, 9, 10. II und 12 Uhr vormittags: 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 9 Uhr nachmittags. Von Zemnn nach Belgrad: 5‘30, 6‘30, 7‘30, 8'30, 9‘30. 10‘30 und 11*30 Uhr vormittags; 1‘30. 2‘30, 3‘30. 4*30, 5‘30, 6‘30. 7‘30 und 8‘30 Uhr nachmfttags. Spitafer. Krankenbesuchsstunden fm Reservespital „Brčko“ uachmittags von 2—4 Uhr; im Reservespital „Brunn“ nachmittags von 2—4 Uhr.

(Gedenkfeier fiir vvellaud Fiirs( Michael und Konlg Alexander.) Morgen, am 11. Juni (29. Mai a. St), 11 Uhr vormittaigs, wird iii der St.-Markus-Kirche filr den an diesem Tage (1868) im Topčiderer Wildparke von Verschttorerliand

Auitritlscouplet ( n Das istlialt hier so Sittel 4 ) er\vies Frfiulein Scarron ilire ausgesprochene Begabung fiir das feine, eiegante Sujet. Stimmlicii beslena disponiert und bel ausgezeichneter Laujie, konnte aie alch fflr einen recht herzlichen Belfall bedanken, Herr Steilau war ein ?n fahriger, eckiger, aber stiinmlich insbesondere ini dritten Akt geradezu Uberi raschend guter und musikalisch hochachtbarcr Eiseijstein, Aitur Hoftnanns Alfred, sehr aauber gesungen, kennzeichnete alch auch durch die gewisse Souverfinltat dea Spiels, die zu den Vorzfigen dieses Darsteliers gehort. Trefflich gelungen war Herr LObeJl als Frank, aehr gut charakterisiert đer Frosch Gustav Mflllers, der wieder dic Lacher auf seiner Seite hatte. Herr Przybislawsky als Falkc und Herr Kflrner als Blind stellten slch sehr gewandt an, um das Blld der Auffflhrung vorteilhaft zu ergfinzen. Kapellmeister Wltzleben an der Spitze des ,Jawus“-Orchesters zelgte slch von seiner besten Selte und er kann slch ehrlich mitfieuen an dem Beifall, den besondcrs der gelungene đritte Akt hervorrief. — Hellogabal. Von Louis Couperus. Verlag der Literarischen Anstalt R fl 11 e n & L 0 e n i n g, Frankfurt a. M. — Nur mit den Augen des Historikers gcsehen, ist das Leben des riimischen Kaisers Heliogabalus der Inbcgrlff tiefster sittlicher Verworfenheit und Lasterhaftigkeit. So sicht cs sum Beispiel scin erster Schilderer Aelius Lampridius in den „Scnptores historiae Augustae“. Mit dicser Schiideri<ng hat der Rom.au von Goaperus nichts weiter gemein als dic nackten ausserlichen Tatsachcn der Geschichte. Die blosse Auizahlung von Liisten, Lastern und Aasschweifungen hatte ia in miseren Tageu stflrkster Ansoannung aller moraHscben Krfifte

aucij ke'nerlei Berechtigung! Ist dic Darsteliung aber tiu Kunst\verk und macht sie eine hohere Wuhiiieit deutlich, so mflssen Ihr Notwendigkeit umi Berechtigung unbedingt zuerkannt werden. Und der „HeliogabaT* ist ein Kunstwerk: durch die Feinhelt đer Motivierurvgen, die unendliche Mannigfaltigkeit der psychologischen Beziehungen, durch dic ansehauliche Piastlk der Charaktere, dio drainatische Wucht der Handluivg und den Reichtum der Bilder <m glflhenden Farheat Dic schlimmste Epoclio rbmischer Sittenloslgkeit erstelit wie le'bhaiUg vor den Augen des Lesers. und mit Bangen sieht er dio Wogen der Mord- und VVo'lustekstasen auf slch eiu-

rm'-'iv .■ Dle ersten Tage. V011 Slegfrieđ J a c 0 bh n. Verlag R e u s s & 111 a, Konstanz. 1 Abstandtuilten zum Alltag und kritischc :ht temperamentvoile) Betracbten dex tenhlickssituation Ist ein Kunststuck, das uige fertig brUigen und das niemals so wer war wie in Uen erstem Tagen des eges, als plbtzlich flber Nacht neue, geulelte Meuschen aui der Erdo standen. gfried Jacobsohn, der lahreln, lahraus dw ■tgnisse des Berllner Theaterlebens mlt arf kritislerendem Auge verfolgt und sich aials bisher verbiflifen liess, war auch »n sen grossen Tagen der nuchterne Kuiile, uberlegen Bedeukenda. Beweis dafflr: sejn jebuch aus dioser Zeit, das ietzt hn Drneke chienen ist Er sielit die Diuge werden. ’as skeptisch, eiu wenig iromsch, docn r und richtig folgen seino Gedankeu. Inn der Krieg niclit fiberrascht, weil er inn nmen sah und voraus berechnet hat. rde gar nicht glauben, dass dteses Buch m er Zeit entstanden, da die Welt von wildeni rra-Rnicn widerhallte, weun nicht Sviesd Jacobsohn sein Verfasser \vSre, der ni er Massenpsychose verfallen war nr sen kritisches Talent nie die Bah.n u« rtrieben-miichternen Objekrtvitat . Das Biichlein Ist eiu wertvolies Zeitdosu at, das verkilndet, es war damals er, der dco Kopf nicht verloreu harte.^