Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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einem größeren Dorfe die Hochzeitsgäſte ſelten unter hundert Köpfe betragen. /

Jeder Gaſt ſteuert ein Brezelbrot, eine Holzflaſche Wein und etwas Geld zum Hochzeitsfeſte; die Geldſumme variiert je nah dem Verwandtſchaft3sgrade und den Vermögensverhältniſſen des Geladenen zwiſchen 20 Para und etwa 10 Piaſtern. Die Verwandten, welche am Sonnabend kein Lamm geſchi>t haben, ſchenken aber 10 bis 20 Piaſter.

ZUCr beſtimmten Stunde ſet ſi<h der Zug vom «

Hauſe des Bräutigams nah dem der Braut in Be-

wegung, an der _Spiße __der- Geiſtliche, in der Mitte der —

Männer der Bräutigam, und zwar zu —Pferd, wenn au< der Abſtand zwiſchen beiden Häuſern noh ſo gering iſt; die Weiber, welche alle jung ſein müſſen, beſchließen den ! Zug, ſie führen ein geſ<hmüd>tes Pferd oder Maultier für / die Braut. |

Der Zug bewegt ſih unter „Geſängen, die an die n

Braut gerichtet ſind, und welche-\i€ erinahnen, ſih zum Austritt aus dem Vaterhaus bereit zu machen, nicht zu weinen 2c. An der Haustüre empfängt die Schwiegermutter den Bräutigam, welcher ihr die Hand küſſen muß; ſie hält ein Gefäß mit reinem Waſſer in der Hand und beſprengt ihn mit einem Blumenſtrauß, den ſie in das Waſſer tauht und lüerauf demſelben übergibt. Wirft dann der Bräutigam Geld in die Waſſerſchüſſel, ſo ſchenkt ihm die Schwiegermutter ein Taſchentuck,, das ſie ihm, lang gefaltet, zum Staate (türkiſche Sitte) über die rehie Schulter legt.

Ein ſolches Tuch erhält auh der Wlam. Das iſt ein Freund des Bräutigams, mit dem dieſer Brüderſhaft geſchloſſen hat. Oft wird der Wlam erſt zur Hoch= zeit gewähli. Seine Obliegenheit bei der Hochzeit iſt nun, ſtatt des Bräutigams die Honneurs zu machen und für dieſen zu danken, wenn auf ſeine Geſundheit getrunken

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